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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver
Autoren: Jo Nesbø
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Erfindung benutzen kann?«, fragte Bulle.
    »Nein«, sagte der Professor wahrheitsgemäß. »Dir etwa?«
    »Ja«, sagte Bulle. Er verschränkte die Arme und blickte zu Doktor Proktor hinauf. »Mir ist es klar.«
    Und das war der Moment, in dem die Geschichte mit Doktor Proktors Pupspulver so richtig losging.
    Aber jetzt ist es fast acht und Bulles Mutter steht auf der Treppe und ruft, jetzt muss er sich aber beeilen, das ist doch der erste Tag auf der neuen Schule. Und davon handelt das nächste Kapitel.

4 . Kapite l
Der Neue in Frau Strobes Klasse
    raußen vorm Klassenzimmer zwitscherten die Vögel und die Sonne schien, drinnen aber herrschte Totenstille. Frau Strobe schob sich die Brille noch etwas weiter zum Ende ihrer unglaublich langen Nase und blickte auf den Neuen.
    »So, du bist also Bulle?«, sagte sie langsam mit krächzender Stimme.
    »Ja, was sagt man dazu?«, antwortete Bulle.
    Ein paar Schüler lachten, doch Frau Strobe ließ ihren berüchtigten Flache-Hand-aufs-Katheter-Schlag klatschen und es wurde augenblicklich wieder totenstill.
    »Könntest du dich freundlicherweise gerade hinsetzen, Bulle«, krächzte ihre Stimme. »Ich kann dich kaum hinter deinem Pult sehen.«
    »Tut mir furchtbar leid, Frau Strobe«, sagte Bulle. »Aber ich sitze absolut gerade. Sehen Sie, das Problem ist, ich bin winzig klein.«
    Jetzt lachten die anderen Schüler noch lauter.
    »Ruhe!«, bellte Frau Strobe. Sie schob die Brille noch ein wenig weiter gen Nasenspitze, was sie unbesorgt tun konnte, denn da war noch jede Menge Nase übrig. »Da du neu bist, möchtest du uns allen vielleicht ein wenig von dir erzählen, Herr Bulle?«
    Bulle sah sich um. »Neu?«, fragte er. »Ich bin nicht neu. Neu seid ihr hier alle, wenn Sie mich fragen. Abgesehen von Lise, die hab ich schon kennengelernt.«
    Alle drehten sich zu Lise um, die am liebsten im Boden versunken wäre.
    »Außerdem bin ich zehn«, sagte Bulle. »Wenn ich zum Beispiel ein Paar Schuhe wäre, dann wäre ich nicht neu, sondern uralt. Großvater hatte einen Hund, der kam ins Altersheim, als er zehn war.«
    Frau Strobe versuchte nicht, das ungläubige Lachen zu unterbinden, das jetzt folgte, sondern blickte Bulle nur nachdenklich an, bis das Gelächter sich gelegt hatte.
    »Genug herumgealbert, Herr Bulle«, sagte sie, während sich ein dünnes Lächeln um ihre Lippen herum breitmachte. »Angesichts deiner bescheidenen Größe schlage ich vor, du stellst dich zum Erzählen auf dein Pult.«
    Zu ihrer Überraschung ließ Bulle sich nicht zwei Mal bitten, sondern hüpfte auf das Pult und zog sich die Hose an den Hosenträgern hoch.

    »Ich wohne in der Kanonenstraße, zusammen mit mei ner Schwester und mit Mama. Wir haben schon in allen Gegenden Norwegens gewohnt und auch in ein paar Gegenden, die gar nicht mehr in Norwegen liegen. Also das heißt, sie lagen irgendwann mal in Norwegen, nämlich während der Eiszeit, aber als das Eis dann geschmolzen ist, lösten sich riesige Stücke und trieben über den Ozean davon. Eines der größten Stücke heißt heute Amerika, aber da drüben haben sie nicht die geringste Ahnung, dass sie eigentlich auf einer Eisscholle leben, die früher mal zu Norwegen gehört hat.«
    »Herr Bulle«, unterbrach ihn Frau Strobe, »bitte nur das Wichtigste, danke.«
    »Das Allerwichtigste«, sagte Bulle, »ist, dass ich am 17. Mai in der Blaskapelle der Schule spielen will. Denn Trompete spielen, das ist, wie eine Frau mitten auf die Schnute zu küssen. Kann mir hier jemand verraten, wo ich die nächste Schulkapelle finde?«
    Alle im Klassenzimmer saßen stumm da und starrten ihn mit offenem Mund an.
    »Ach ja, das hätte ich fast vergessen«, sagte Bulle. »Heute früh war ich zugegen, als die größte Erfindung der Welt erfunden wurde. Der Erfinder heißt Doktor Proktor und mich hat er zu seinem Assistenten ernannt. Die Erfindung hat auch einen Namen, nämlich Doktor Proktors Pu. . .«
    »Genug!«, rief Frau Strobe. »Du kannst dich setzen, Herr Bulle.«
    Die restliche Stunde über erklärte Frau Strobe, warum in Norwegen der 17. Mai gefeiert wird, doch keines der Kinder in dem totenstillen Klassenzimmer hörte zu. Sie saßen nur da und starrten das kleine Stückchen von Bulle an, das hinter seinem Pult gerade noch so hervorragte. Dann klingelte es zur Pause.
    In der Pause stand Bulle etwas abseits und sah den an deren Kindern zu, wie sie Fangen oder Himmel und Hölle spielten. Dann sah er Lise, die auch dastand und zuschaute. Eben wollte Bulle zu
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