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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition)
Autoren: Anna Kuschnarowa
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nichts mehr auf die Reihe. Und weil er alles vermasselt, bekommt er jetzt nur noch die Hälfte des Hartz-IV-Satzes. Wir sind schon mit dem vollen Satz kaum zurechtgekommen. Na ja, und jetzt können wir dabei zusehen, wie sich rund um uns herum die Schulden auftürmen. Und mal realistisch betrachtet besteht nicht mal der Hauch einer Chance, dass wir diesen Berg irgendwann einmal wieder abtragen können. Ich weiß nicht, die wievielte Abmahnung wir schon für die Bude bekommen haben und wir stehen echt nur noch einen Millimeter vor dem Rauswurf. Na ja, deshalb habe ich Tom die Kohle gegeben, aber wenn ich sie Ice am Freitag nicht zurückzahle, dann muss ich meine Schulden bei ihm abarbeiten. Und dann wird’s extrabitter.«
    »Was heißt das denn???«, fragte Romea mit großen Augen.
    »Na ja, dann muss ich mit seinen Jungs Brüche machen und Leute erpressen und so. O.k., ich bin bekennendes Arschloch, aber das ist dann so richtig scheiße und noch viel mehr Arschloch, als ich jetzt schon bin und jemals sein will.«
    »Nee, das biste nicht.« Sie hatte den Kopf schief gelegt und dachte nach. Dann: »Sag mal, wie viel schuldest du ihm denn?«
    »Drei Mille.«
    »Hm. Das geht doch noch«, sagte Romea.
    Ich fand nicht, dass das noch ging, aber es zeigte deutlich, dass wir wirklich aus zwei verschiedenen Welten kamen.
    »Hey, ich kann was von meinem Sparkonto nehmen, dann bist du raus aus der Sache.«
    »Nee, lass mal. Ich will dein Geld nicht.«
    »Warum nicht? Bist du dir zu schade, oder was?« Romea sah mich ärgerlich an.
    »Nee, das ist es nicht. Aber ich kann es dir nicht zurückzahlen. Jedenfalls bis auf Weiteres.«
    »Na und? Musste ja auch nicht.«
    »Mann, Süße, nee … Das geht nicht.«
    Romea zog die Lippen kraus und es bildete sich eine steile Falte auf ihrer Stirn. Es war nicht zu übersehen, dass sie langsam wütend wurde.
    »Du wirst die Kohle gefälligst annehmen. Ich will nämlich nicht mit einem Arschloch zusammen sein, das andere Leute beklaut oder unter Druck setzt. O.k.?«
    Ich wand mich unter ihrem Blick wie ein Wurm am Haken und schwieg. Romeas Blick wurde wieder weicher.
    »Bitte, nimm es«, sagte sie. »Wenn du es nicht für dich tun willst, dann tu es wenigstens für mich, ja?«
    Ich fühlte mich abscheulich, aber schließlich nickte ich. »O.k. … Aber lass es mich dir irgendwann zurückz…«
    Romea hatte mir ihren Zeigefinger auf die Lippen gelegt und fing an, mich wie irre zu küssen. Ich kapitulierte und wir verknäuelten uns ineinander. Es gab kein Oben mehr und kein Unten. Ein Strudel, der sich nach innen drehte und gleichzeitig nach außen. Die Zeit hatte sich aufgelöst, es gab nur Jetzt, Jetzt, Jetzt. Julian Engelmann gab es nicht mehr, sondern nur dieses Gefühl, diese unerträgliche Schönheit und dazwischen blitzten Romeas Haare, ihre Lippen, ihr Körper, alles schlingpflanzengrün und da konnte ich einfach nicht mehr. Ich fiel keuchend rückwärts ins Gras und Romea kuschelte sich an mich.
    Wir schwiegen eine Weile atemlos. Konnte die Welt denn nicht immer so sein? Ich zog Romea näher an mich.
    »Kleines Seeungeheuer, du«, sagte ich und streichelte sie.
    Romea grinste. Dann wurde sie ernst. »Sag mal, geht dir das auch so, dass du einfach nicht mehr in dieser Welt leben willst?«
    Ich sah sie verwundert an. »Wie meinst du das?«
    »Na ja, wir sind doch keine ernst zu nehmenden Persönlichkeiten. Wir sind doch einfach bloß Konsumenten. Unsere Leben haben keinen Sinn. Wir funktionieren, damit wir konsumieren können. Und wozu? Ich meine, wo ist das Leben? Es muss doch noch mehr geben?«
    Ich schwieg einen Moment um nachzudenken. Klar, das konnte unmöglich alles sein. Schließlich antwortete ich: »Ja. Aber was? Wir kommen hier nicht raus.«
    Romea warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Klar, wenn man es nicht versucht, dann kommt man natürlich nicht hier raus.« Und nach einer Pause fügte sie hinzu: »Weißt du, manchmal möchte ich einfach nur abhauen. Irgendwohin, wo es diese Mühle nicht gibt. Vielleicht in ein abgelegenes Fischerdorf. So selbstversorgermäßig. Man arbeitet ein bisschen, um sich ernähren zu können und um ein Dach über dem Kopf zu haben. Und ansonsten hat man einfach nur Zeit. Zeit, um mit den Leuten zu reden, zu feiern, nachzudenken, auf das Meer zu starren oder in den Himmel. … Weißt du, die Leute sollten einfach füreinander da sein und nicht ständig in Konkurrenz zueinander stehen …«
    Ich antwortete nicht und auf einmal lachte Romea
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