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Division der Verlorenen

Titel: Division der Verlorenen
Autoren: Alan Cole & Chris Bunch
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Tritt geriet.
    Man ließ sie in das Betonrechteck marschieren, das in der Mitte des Stützpunkts lag. Dort mussten sie auf der Höhe eines Paradepodests anhalten und sich in seine Richtung umdrehen.
    Auf den Punkt genau kam ein großer, dünner Mann aus einem Gebäude heraus und schritt forsch auf das Podest zu. Er sah so aus, als hätte man ihn für diese Rolle aus Tausenden von Bewerbern ausgesucht: ein Einsterne-Admiral und der Kommandant der Schule. Zweifellos ein erfahrener Pilot, der jedes Schiff, das das Imperium jemals zum Einsatz gebracht hatte, in- und auswendig kannte und unter allen erdenklichen Umständen selbst geflogen hatte. Unglücklicherweise passte seine Stimme nicht ganz zu dieser Rolle. Sie hätte eher zu einem Operntenor gepasst.
    Sten wartete, bis sich der Kommandant als Admiral Navarre vorgestellt hatte, und wandte dann den Großteil seiner Aufmerksamkeit anderen Themen zu.
    Es handelt sich um ›Die Rede‹, die gleiche, die so vor jedem Auszubildenden bei jeder militärischen Ausbildung von jedem Kommandanten mit den gleichen Worten gehalten wurde:
    Willkommen. Sie erwartet bei uns eine intensive und harte Zeit der Ausbildung. Vielleicht gefällt Ihnen nicht, wie wir manche Dinge tun, aber wir wissen inzwischen genau, was funktioniert und was nicht. Diejenigen von Ihnen, denen es gelingt, sich unserem System anzupassen, werden keine Probleme damit haben. Die anderen jedoch … Hier herrscht strikte Disziplin, aber jedem von Ihnen, der sich unfair behandelt fühlt, steht mein Büro jederzeit offen.
    Blah blah blah.
    Phase eins des Flugtrainings war die Vorauswahl. Das Ziel dieser Phase war, herauszufinden, ob der Anwärter zumindest prinzipiell dazu in der Lage war, zu fliegen.
    Sie war überall beim Militär des Imperiums als die Durchfallphase bekannt.
    Admiral Navarre informierte sie darüber, dass Phase eins aufgrund der unglücklichen politischen Lage beschleunigt würde. ›Na wunderbar‹, dachte Sten.
    Jeder Auszubildende musste seine Rangabzeichen entfernen. Von jetzt an würde man sie nur noch mit ›Kandidat‹ ansprechen.
    Von wegen. Sten konnte sich noch gut an einige der anderen Anreden erinnern: Blödmann, Dreck, Abschaum, Drecksack und viele andere Bezeichnungen, die den Imperialen Bestimmungen nach ausdrücklich verboten waren.
    Mehr musste man darüber eigentlich nicht wissen.
    In erster Linie musste sich Sten daran gewöhnen, dass er jetzt ein Kandidat war. Kein schneidiger Commander, nicht der ehemalige Chef der persönlichen Gurkha-Leibgarde des Imperators und auch kein Mantis-Spezialist für verdeckte Aktionen.
    Eigentlich war er nicht einmal mehr Offizier.
    ›Denk wie ein Rekrut, Sten. Vielleicht kommst du damit besser durch.‹
    Sten stand der Aussicht, Pilot zu werden, eher neutral gegenüber. Er war hier nur aufgrund des persönlichen und privaten Vorschlags des Imperators höchstpersönlich gelandet. Der Imperator hatte ihm gesagt, dass als nächster Schritt in Stens Karriere unbedingt ein Wechsel zur Raumflotte – der Teil war bereits erledigt – und zur Fliegerschule erfolgen musste.
    Wenn er aus der Fliegerschule ausgesiebt wurde, würde Sten wahrscheinlich in die Logistikabteilung der Flotte abgestellt werden.
    Er fragte sich zum vielleicht hundertsten Mal, wie schwer es im Falle eines Versagens wohl war, wieder zurück zur Armee und zur Sektion Mantis zu kommen.
    Irgendwann während Stens Gedankenflügen hatte Navarre seine Ansprache beendet und sich wieder entfernt. Der Maat hetzte die Rekruten im Laufschritt um die Gebäude; ihre Seesäcke blieben inzwischen vor dem Podest liegen.
    ›Dann werden wir jetzt wohl mit den Killern bekannt gemacht oder wie die Drill-Sergeants bei der Fliegerschule genannt werden‹, dachte Sten. ›Die müssen uns nämlich als erstes vorführen, wie wertlos wir sind und dass sie uns fertigmachen, wenn wir es wagen sollten, zu laut zu atmen.‹
    Und mehr oder weniger genau so lief das Szenario dann auch ab – mit einigen bemerkenswerten Überraschungen allerdings.
    Die Gruppe musste inmitten eines riesigen Quadrats, das knöcheltief mit Sand bedeckt war, stehen bleiben. Der Maat ließ sie erneut in die Liegestützposition gehen und verschwand dann. Minuten vergingen. Einige der Kandidaten brachen im Sand zusammen. Dafür würden sie bezahlen.
    Für Sten war die Ruheposition auf den Armen kaum mehr als eine Belästigung.
    Ein Mann kam auf sie zugeeilt, der nicht im entferntesten dem Sadisten entsprach, den Sten erwartet hatte.
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