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Diva (DE)

Diva (DE)

Titel: Diva (DE)
Autoren: Chuck Palahniuk
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Name, Paco, gestickt. Sein Eau de Cologne stinkt wie hochwertiges Benzin.
    Miss Kathies veilchenblaue Augen zucken hin und her über mein Gesicht, rauf und runter, als wolle sie dort letzte Änderungen im Dialog absaugen.
    Katherine Kenton ging nur aus dem einzigen Grund jemals ins Krankenhaus, weil es ihr solchen Spaß machte, von dort abzuhauen. Zwischen Dreharbeiten sehnte sie sich nach Action, nach dem Sieg über verschlossene Türen, vergitterte Fenster, Sedativa und Zwangsjacken. Jetzt tritt meine Miss Kathie mit dampfendem Atem aus der Kälte in die Küche. Sie trägt Pantoffeln aus Pappe. Nicht Madeleine Vionnet . Unter ihrem Silberfuchsmantel trägt sie ein Kleid aus Seidenpapier. Nicht Vera Maxwell . Miss Kathies Wangen sind von der Sonne rosa geschrubbt. Der Wind hat ihr kastanienbraunes Haar in schwere Wogen geworfen. Ihre blauen Finger umklammern die Griffe einer Einkaufstasche, die sie jetzt auf den Küchentisch stellt.
    Im dritten Akt des Drehbuchs steuert Hellman die Enola Gay über die Wipfel japanischer Kiefern und Riesenpandas und den Fujiyama in Richtung Hiroshima . In einer Traumsequenz schneiden wir auf Hellman, wie sie eine Machete schwingt, um einen kreischenden Jack Warner zu kastrieren. Einem brüllenden, blutenden Louis B. Meyer zieht sie bei lebendigem Leibe die Haut ab. Ihre Faust schließt sich um den Hebel, der den Bombenschacht öffnet. Ihre tödliche Fracht schimmert unberührt wie eine Braut, geschmückt mit Saatperlen und flatternden weißen Spitzen.
    In ihrer eigenen Küche fährt meine Miss Kathie mit beiden Händen in die Einkaufstasche und hebt einen haarigen Batzen ihres Pelzmantels heraus. Das struppige Fellknäuel scheint zu zittern, als sie es auf das Hellman-Drehbuch setzt. Zwei schwarze Knopfaugen blinzeln auf. Das feuchte haarige Ding auf dem Tisch schrumpft zusammen und explodiert mit einem krachenden Hatschi . Das Fell zwischen den Knopfaugen teilt sich und offenbart zwei Reihen nadelspitzer Zähne. Eine hechelnde rosa Zunge. Ein Welpe.
    Um den neuen Diamantring herum wirken ihre Filmstarhände völlig zerschrammt, blutverschmiert und schorfig. Miss Kathie spreizt die Finger und zeigt mir die Handrückseiten und sagt: »Das Krankenhaus hatte Stacheldraht.«
    Ihre Stacheldrahtnarben sind so grauenhaft wie die Verletzungen vom Einsatz in der Abraham-Lincoln -Brigade, mit denen Lillian renommiert. Nicht so schlimm wie Ava Gardner s Narben vom Stierkampf mit Ernest Hemingway . Oder Gore Vidal s Narben von Truman Capote .
    »Ich habe einen Streuner aufgelesen«, sagt Miss Kathie.
    Ich frage, was sie meint. Den Hund oder den Mann?
    »Das ist ein Pekinese«, sagt Miss Kathie. »Ich habe ihn Loverboy getauft.«
    Paco, der jüngste ihrer »Verflossenen«, kommt nach dem Senator, der nach dem schwulen Tänzer kam, der nach dem Stahlbaron kam, der nach dem erfolglosen Schauspieler kam, der nach dem heruntergekommenen freischaffenden Fotografen kam, der nach dem Schulfreund kam. Alle diese streunenden Hunde, deren Fotos auf dem Kaminsims in ihrem üppigen Boudoir aufgereiht sind.
    Ein Verbrecheralbum von Leuten, die Walter Winchell »Ex-istenzen« nennen würde.
    Alle diese Liebeleien, selbstzerstörerische Handlungen, die Hedda Hopper »Heira-kiri« nennen würde. Statt sich ein Schwert in den Bauch zu rammen, stürzt man sich immer wieder auf den ungeeignetsten erigierten Penis.
    Die Männer, die Miss Katherine heiratet, sind weniger Ehemänner als vielmehr Filmpartner. Souvenirs. Jeder Einzelne bloß ein Zeuge, der ihr neuestes waghalsiges Abenteuer bestätigt, kaum anders als Raymond Massey oder Fredric March oder andere Hauptdarsteller, an deren Seite sie im Hundertjährigen Krieg kämpfen mag. Als Amelia Earhart zusammen mit Champagner und Belugakaviar in das romantische Cockpit Charles Lindbergh s bei seinem langen Flug über den Atlantik geschmuggelt. Als Kleopatra auf den Kreuzzügen entführt und an König Heinrich VIII. verheiratet wurde.
    Jedes Hochzeitsfoto weniger eine Erinnerung als vielmehr eine Narbe. Beweis für eine Horrorfilmszene, die Katherine Kenton überlebt hat.
    Miss Kathie setzt den Welpen auf das Hellman-Drehbuch, mitten auf die Szene, wo Lilly Hellman und John Wayne über Iwojima die amerikanische Flagge hissen. Sie fährt mit einer verschorften Hand in die Tasche ihres Silberfuchsmantels und zieht einen Schreibblock hervor, jedes Blatt mit dem Briefkopf White-Mountain-Hospital und Stationäre Betreuung bedruckt.
    Ein geklauter Rezeptblock.
    Miss Kathie
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