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Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich
Autoren: Andreas Steinhöfel
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sie nachmittags rausholen wollte, waren sie totalzermatscht. Nicht mal Agathe wollte die Matsche fressen. Verhungern musste sie aber nicht, weil wir abgemacht hatten, beim Essen in der Jugendherberge jedes Mal irgendwas für sie zu klauen, Tomaten und Salat und Obst.
    Eigentlich war Agathe ziemlich langweilig. Die meiste Zeit steckte sie sowieso bei Uli unterm Pullover. Sie tat mir ein bisschen leid, weil sie nicht draußen im Gras rumkriechen konnte, wie sie es von zu Hause gewohnt war. Nachts setzte Uli sie in seine Reisetasche, da konnte Agathe drin pennen.
    Richard und Behruz und Uli und ich, wir hatten ein Zimmer zusammen im zweiten Stock. Die Mädchen waren in Extrazimmern, was ich doof fand, weil es super gewesen wäre, wenn Susanne und Christiane auch bei uns geschlafen hätten.
    Es war aber auch so ganz lustig.
    Am zweiten Abend, als wir eigentlich schon schlafen sollten, machten wir ein Wettpinkeln aus dem Fenster raus. Dazu stellten wir uns immer zu zweit nebeneinander auf die Fensterbank und die anderen beiden waren Schiedsrichter und mussten sagen, wer am weitesten und am meisten gepinkelt hatte.
    Behruz wollte erst nicht mitmachen, weil er Angst hatte, beim Pinkeln aus dem Fenster zu fallen, und dann würde er womöglich mit runtergezogener Hose tot auf dem Rasen liegen.
    Dann hat er aber doch mitgemacht und sogar gewonnen, der Blödmann. Er pinkelte fast doppelt so weit wie Uli und am allerlängsten von uns allen.
    Ich nahm mir vor, morgen beim Abendessen jede Menge Tee zu trinken.
    Am dritten Tag von unserer Klassenfahrt, da gingen wir dieses Münster besichtigen.
    Ich fand es toll, weil die Wände wahnsinnig hoch waren, und überall gab es so schöne Sachen, riesengroße bunte Fenster, Figuren aus Stein und sogar Männer aus Holz, die auf Bänken saßen, als wären sie beim Beten. Sie guckten genauso heilig wie zu Hause die Pinguine.
    Frau Weide und Herr Holm, die gingen die ganze Zeit zusammen durch die Kirche und achteten fast überhaupt nicht auf uns.
    Nach der Besichtigung kletterten wir auf einen von den Kirchentürmen rauf, mindestens drei Millionen Stufen. Susanne wurde schlecht, als wir oben ankamen und runterguckten. Es war ganz windig und so hoch, dass man, wenn man runterspuckte, nicht sehen konnte, wenn die Spucke unten ankam. Die Häuser und die Autos und die Menschen sahen winzig klein aus, wie Ameisen.
    Uli hatte Agathe natürlich mitgenommen. Er hatte sie wieder unter seinem Pullover versteckt, und als wir auf dem Turm standen, holte er sie raus und hielt sie in die Luft, damit sie alles sehen konnte. Das sollte ihr großer Augenblick sein, aber Agathe fand es nicht so toll, glaube ich. Sie ruderte nur mit den Beinen rum und zog denKopf in ihren Panzer ein. Wahrscheinlich hatte sie Angst vor einem Absturz.
    Richard schaute runter auf die Stadt und sagte, es wäre viel besser, hier vom Kirchturm runter Wettpinkeln zu machen statt in der Jugendherberge aus dem Fenster raus.
    Behruz fand die Idee klasse. Er hatte sich gerade die Hose aufgemacht, als Frau Weide um die Ecke kam und sich zu uns stellte.
    Herrlich, Kinder, sagte sie, so ein schöner Ausblick, aber jetzt sollte Behruz seinen Schniepel wieder einpacken, wir müssten nämlich zurück in die Herberge. Dann guckte sie rauf in den blauen Himmel und sah dabei so aus, als hätte sie total gute Laune.
    Behruz sah so aus, als würde er zusammen mit seinem Schniepel am liebsten vom Kirchturm springen, so peinlich war ihm alles. Er machte sich mit knallrotem Kopf die Hose zu und versuchte ganz unauffällig zu pfeifen. Uli hatte sich Agathe schnell zurück unter den Pullover gestopft.
    Dann gingen wir die vielen Treppen wieder runter, hinter Frau Weide her, die ein Lied summte.
    Am vierten Tag, da hatten wir schließlich den Salat. Weil nämlich, Frau Weide kam beim Frühstück zusammen mit Herrn Holm in den Speiseraum. Sie hatte ganz rote Backen und immer noch gute Laune und zupfte kein einziges Mal an ihrer Kette rum.
    Liebe Kinder, sagte sie, heute gehen wir nun endlich wandern, und zwar zum Blautopf.
    Und sie erklärte, der Blautopf, das wäre so ein kleiner See, irgendwo weit entfernt von der Jugendherberge, mit klasse blauem Wasser drin.
    Christiane fragte, wie weit weg der wäre, der Blautopf, und Herr Holm sagte, ja, also, da müssten wir ein kleines Stückchen laufen. So ungefähr fünfzehn Kilometer. Dafür hätten wir ja alle unsere
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