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Dinner for one, Murder for two

Dinner for one, Murder for two

Titel: Dinner for one, Murder for two
Autoren: Auerbach , Keller,
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werde auch der von ihm repräsentierte Regiestil zu Grabe getragen. Theaterkritiker werden dies bedauern, hat von Kestrings markante Regieführung ihnen doch immer wieder brisanten Stoff für ihre eigene Arbeit geliefert. Hasso von Kestring hinterlässt ein Lebenswerk, das zwar nicht überall verstanden wurde, aber noch lange Jahre für Zündstoff in entsprechenden Kreisen sorgen wird.
    Ähnliches gilt für den jungen Franzosen und Teenagerschwarm Alain Bettencourt, der dem breiten Publikum vor allem durch seine Hauptrollen in Vorabendserien bekannt sein dürfte. Während der Proben für seine Rolle des Hamlet verlor Bettencourt auf einem Aussichtsturm oberhalb Hideaways das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Er erlag seinen zahlreichen Verletzungen, bevor er ärztlich behandelt werden konnte. Auf Facebook nutzt seine riesige, vorwiegend junge Fangemeinde ein auf Bettencourts Profil eingerichtetes virtuelles Kondolenzbuch, um der Trauer über den Verlust ihres Idols Ausdruck zu verleihen. In den Tagen nach seinem Tod brach die Seite wegen des starken Andrangs zeitweise komplett zusammen.
    Lysander Smith-Bates, der Leiter des Festivals, sagte uns kurz vor der Premiere: »Verzagtere Naturen hätten glauben können, dass ein Fluch auf unseren Proben lag. Eine derartige Häufung von Unglücksfällen wurde bisher nur Macbeth zugeschrieben, weshalb abergläubische Shakespeare-Mimen den Titel vermeiden und nur vom schottischen Stück sprechen. Dass wir in Zukunft weiter von Hamlet statt vom dänischen Stück reden werden, haben wir meiner Mutter zu verdanken.«
    Dame Phoebe Smith-Bates übernahm das führungslose Ensemble, führte die unvollendet gebliebene Arbeit von Kestrings weiter und bescherte uns so den gestrigen unvergesslichen Abend. Dazu befragt, ob man als Schauspieler auf englischem Boden in Zukunft Angst davor haben müsse, zu einem Hamlet -Ensemble zu gehören, lachte die achtzigjährige Bühnenlegende und antwortete: »Keineswegs. Schließlich spielen beide Stücke im Ausland.«
    Dieser Denkweise schließt sich offenbar auch die Witwe des verstorbenen Regisseurs, Barbara-Ellen von Kestring, an. Sie hat sich nach dem Verlust ihrer großen Liebe in die sanften Hügel der Cotswolds zurückgezogen und wird in Zusammenarbeit mit dem dortigen Harmony House Hotel Seminare über Shakespeare für Interessierte aller Couleur anbieten, unter dem Motto: Wie er euch gefällt – keine Angst vor dem großen Mann aus Stratford . Gut unterrichtete Kreise wollen außerdem wissen, dass sich seit ihrer Entscheidung in Hideaway eine Sponsorengruppe gegründet hat, die über regelmäßige Sommerspiele vor der Kulisse des Aussichtsturms nachdenkt. Bei den geplanten Aktivitäten dürften die exzellenten Kontakte Frau von Kestrings von großem Nutzen sein, zumal ihre Arbeit von Dame Smith-Bates und dem Schauspieler Johannes Berkel unterstützt wird.
    Johannes Berkel, in der Theaterwelt bisher wenig in Erscheinung getreten, übernahm nach dem Tod seines Kollegen und engen Freundes Alain Bettencourt kurzfristig dessen Titelrolle. Sein leiser und leidender Hamlet beeindruckte Zuschauer und Kritik gleichermaßen. Niemand im Publikum vermochte sich der unaufgeregten Eindringlichkeit seines Spiels zu entziehen, und sowohl Sir Michael als auch Dame Phoebe prophezeien dem hochtalentierten jungen Mann eine große Bühnenkarriere.
    Der Platz reicht nicht aus, um sämtliche Darsteller angemessen zu würdigen, aber es soll nicht versäumt werden, die größte Überraschung des Abends zu erwähnen: Chris Cross, Hotelier aus Hideaway und in seinem Harmony House Hotel Gastgeber des Ensembles, brillierte als Laiendarsteller in zwei Nebenrollen. Nicht nur sein herrlich trotteliger Rosencrantz setzte humoristische Glanzlichter, auch sein Totengräber strapazierte die Lachmuskeln des begeisterten Publikums aufs Äußerste. »Hasso von Kestring hat mich einfach hinter meinem Empfangstresen hervorgezerrt und auf die Bühne geschubst, ich wusste nicht, wie mir geschah«, erzählte Cross uns nach der Vorstellung. Unsere Frage, ob er sich eine Zukunft auf der Bühne vorstellen könne, beantwortet Cross lediglich mit einem geheimnisvollen Lächeln.
    (Ausführliche Interviews finden Sie ab Seite 10)
    Wie schon die Proben zum Eröffnungsstück des diesjährigen Shakespeare Birthday Festivals, so verlief auch die Premiere selbst anders als erwartet. Neben bekannten Gesichtern aus Kultur und Medien hatte sich die Gesamtbevölkerung des kleinen Ortes
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