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Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)

Titel: Dieser Mensch war ich - -: Nachrufe auf das eigene Leben (German Edition)
Autoren: Christiane zu Salm
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von sich gegeben.
    Wenn ich schlafen gehe, bete ich immer. Dann danke ich bloß für den schönen Tag und bitte darum, dass es mir den nächsten Tag auch so geht. Bis jetzt hat das geklappt.
    Anna-Maria Frommholz, 78 Jahre, Krebs

Das Akzeptierenkönnen dessen, was ist, da s ist das Gehei mnis
    Meine Rettung ist, dass ich frühzeitig Buddhist wurde, schon mit zweiundzwanzig. Durch einen Freund bin ich dazu gekommen. Er nahm mich einfach mal mit zu seinem Lehrer. Alles, was der sagte, und alle Bücher zum Buddhismus, die ich seither gelesen habe, haben mich sofort überzeugt. Zum Beispiel, dass uns im Gegensatz zum Christentum niemand schuldig spricht, wenn wir etwas falsch machen. Es gibt auch die Sünde in dem Sinne nicht. Eher wollte Buddha, dass wir uns als Menschen hier auf Erden weiterentwickeln und nicht dass wir Kirchensteuergeld für die Hoffnung auf irgendeine vage Erlösung bezahlen müssen. Die wir dann ja auch gar nicht mehr mitbekommen würden.
    Ich bin Zahntechniker von Beruf. Das Herumbasteln mit kleinen Zangen und Drähten, das hat mir schon als kleiner Junge Spaß gemacht. Insofern ist es genau der richtige Beruf für mich. Karriere kann man dabei nicht groß machen, viel Geld verdienen auch nicht, und wenn man über Aufstiegsmöglichkeiten nachdenkt, dann gibt es die auch nicht groß. Darüber habe ich aber eigentlich nie nachgedacht. Denn der Preis, den man für beruflichen Aufstieg zu zahlen hat, der kann ganz schön hoch sein. Lieber steige ich innerlich auf, wenn Sie wissen, wie ich es meine. Dazu ist das Meditieren toll und überhaupt alles, was die buddhistische Lehre zu bieten hat. Dann braucht man nichts Äußeres mehr. Keinen größeren Vorgarten, kein größeres Haus, kein größeres Auto. Meine Familie hat das auch immer verstanden, weil sie auch Buddhisten sind. Elaine, meine Frau, habe ich in einem Schweigekloster kennengelernt. Wir haben uns eine Woche lang nur angesehen, bevor wir das erste Wort miteinander gesprochen haben. Diese Woche hat die Basis für unser ganzes gemeinsames Leben gelegt:Wir verstehen uns unausgesprochen und blind.
    Wer sich mit der buddhistischen Lehre beschäftigt, lernt vor allem eines: den Fluss des Lebens so zu akzeptieren, wie er ist. Das sagt sich natürlich leicht, und es ist alles andere als das. Aber es ist meiner Meinung nach das Wichtigste, was man im Leben überhaupt anstreben kann: das Akzeptieren dessen, was ist. Denn dann geht das Leben leichter. Ich konnte somit besser akzeptieren, dass das Leben ungerecht ist. Ja, es ist verdammt ungerecht. Mein großer Bruder hat zum Beispiel immer mehr Aufmerksamkeit bekommen als ich. In der Schule fand ich mich immer in der schlechteren Baseball-Mannschaft wieder, weswegen immer die andere gewann. Mein Kollege in der Zahnklinik bekommt bei derselben Arbeit einen besseren Lohn. Ich könnte noch lauter andere Beispiele für Ungerechtigkeit aufzählen. Mein Punkt ist: Es ficht mich nicht an. Ich kann es gut akzeptieren. Ich schaue auf das, was mir an Gutem widerfahren ist, und diese Liste ist sehr viel länger.
    Deswegen kann ich, trotz allem seelischen Schmerz, auch besser von dieser Welt gehen. Ich bin fest davon überzeugt, als Mensch wiedergeboren zu werden. Dafür habe ich lange genug den buddhistischen Glauben praktiziert. Und meine Familie hat mir versprochen, mich gut gehen zu lassen. Sie werden mir nicht nachrufen: Du fehlst uns so sehr, Dad. Denn das würde mich belasten. Meiner Frau Elaine gegenüber empfinde ich nichts als Liebe und Dankbarkeit. Bei allem, was auch schwierig war in unserer Ehe, haben wir uns immer wieder auf unsere Liebe besonnen.
    Ich bin übrigens stolz darauf, dass unsere Tochter Hanna von Anfang an mit diesen Werten aufgewachsen ist. Sie beklagt sich nie darüber, dass wir ihr keine Ausbildung an einer Eliteuniversität werden zahlen können. Und auch nicht darüber, dass wir ganz grundsätzlich nie große Sprünge machen konnten. Finanziell gesehen. Geistige Sprünge allerdings schon. Mit diesen werdet ihr, Elaine und Hanna, gut durchs Leben kommen. Mehr braucht man nicht, um zu einem glücklichen Menschen zu werden. Das Akzeptierenkönnen dessen, was ist, das ist das Geheimnis.
    Daniel Archeluta, 54 Jahre
    verstorben im Februar 201*

Wenn ich so überlege, ob ich mal jemanden hätte umbringen können, fällt mir spontan mein Ma nn ein
    Wenn ich so überlege, ob ich mal jemanden hätte umbringen können, fällt mir spontan mein Mann ein. Da gab es sogar mehrere Situationen, in
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