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Dieser Mann macht mich verrückt

Dieser Mann macht mich verrückt

Titel: Dieser Mann macht mich verrückt
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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ein.
    In dieser Partnerschaft war nicht nur Blue verkorkst. Während sie ihren Kampfgeist nutzte, um sich die Leute vom Leib zu halten, erreichte er mit seiner Freundlichkeit den gleichen Zweck. Auf dem Footballplatz mochte er furchtlos sein - im wirklichen Leben war er ein Feigling. Ständig hielt er sich zurück. In seiner Angst zu verlieren, setzte er sich lieber freiwillig auf die Bank, statt das Spiel zu beenden. Hätte er sie bloß nach Chicago mitgenommen. Sicher wäre es besser gewesen, die Trennung zu riskieren, als sich einfach aus dem Staub zu machen. Nun musste er endlich erwachsen werden.
    Wegen eines Schneesturms in Tennessee fiel der nächste Flug aus. Erst am späten Nachmittag landete Dean im kalten, verregneten Nashville. Er mietete ein Auto und fuhr nach Garrison. Unterwegs sah er umgestürzte Bäume und Arbeiter, die beschädigte Stromleitungen reparierten. Schließlich bog er in die schlammige Straße zur Farm ein. Trotz der kahlen Bäume, der nassen braunen Wiesen und seiner Magenschmerzen hatte er das Gefühl, heimzukehren. Beim Anblick des Lichts hinter den Wohnzimmerfenstern konnte er zum ersten Mal, seit er am Morgen die Zeitung aufgeschlagen hatte, befreit atmen.
    Er ließ das Auto beim Stall stehen und rannte durch den Regen zur Seitentür. Da sie verschlossen war, musste er sie mit seinem Schlüssel aufsperren. »Blue?« Er zog die nassen Schuhe aus, behielt aber den Mantel an, während er durch das eiskalte Haus eilte.
    Neben der Spüle stand kein schmutziges Geschirr, auf den Küchentheken lagen keine geöffneten Cräcker-Packungen. Alles makellos sauber ... Über seinen Rücken rann ein Schauer. Das Haus fühlte sich verlassen an.
    »Blue!« Er lief ins Wohnzimmer. Doch das Licht, das er durch die Fenster gesehen hatte, stammte vom Lämpchen einer Digitaluhr. »Blue!«, rief er, stürmte die Treppe hinauf und nahm immer zwei Stufen auf einmal.
    Noch bevor er sein Schlafzimmer erreicht hatte, wusste er, was er sehen würde. Sie war verschwunden, ihre Kleider hingen nicht in seinem Schrank. Und die Schubladen, die ihre T-Shirts und die Unterwäsche hätten enthalten müssen, waren leer. In der Duschkabine lag eine unbenutzte, noch eingepackte Seife in der kleinen Schale, und die einzigen Toilettenartikel im Badezimmerschränkcheri gehörten ihm. Mit schweren Beinen betrat er den Raum, den Jack bewohnt hatte. Blue hatte erwähnt, wegen des günstigen Lichts würde sie gern hier arbeiten. Nicht einmal eine einzige Farbtube war zurückgeblieben.
    Dean stieg die Treppe hinab. Bei ihrem offenbar überstürzten Aufbruch hatte sie ein Sweatshirt in der Halle vergessen und ein Buch im Wohnzimmer liegen lassen. Aber im Kühlschrank standen keine Kirschjoghurts mehr - ihre Lieblingsspeise. Er kehrte ins Wohnzimmer zurück. Blicklos starrte er das Standby-Licht des Fernsehers an. Er hatte gewürfelt und verloren.
    Plötzlich läutete sein Handy, und er zog es aus der Manteltasche. April meldete sich und wollte wissen, wo er steckte. In seinem Chicagoer Haus hatte sie ihn nicht erreicht. Als er die Sorge aus ihrer Stimme heraushörte, stützte er seine Stirn in die freie Hand.
    »Mom, sie ist nicht da«, sagte er heiser. »Sie ist weggelaufen.«
    Irgendwann schlief er auf der Couch ein. Im Hintergrund dröhnte QVC. Erst am nächsten Vormittag erwachte er, mit steifem Nacken und flauem Magen. Das Haus war immer noch kalt, Regen trommelte auf das Dach. Mit schwankenden Beinen ging er in die Küche und kochte Kaffee. Brennend rann die schwarze Brühe durch seine Kehle.
    Wie ein trostloses Vakuum erstreckte sich sein restliches Leben vor seinem geistigen Auge. Er fürchtete die Rückfahrt zum Flughafen. All diese Meilen - und nichts anderes zu tun, als seine Fehlschläge zu zählen. Am Sonntag würden die Stars gegen die Steelers spielen. Er musste Videos studieren, eine Strategie planen. Das alles interessierte ihn nicht im Mindesten. Er zwang sich zu duschen, aber für eine Rasur fehlte ihm die Energie. Seine leeren Augen starrten ihn aus dem Spiegel an. In diesem Sommer hatte er seine Familie gefunden und jetzt seine Seelenkameradin verloren. Ein Handtuch um die Taille geschlungen, tappte er blindlings ins Schlafzimmer.
    Die Beine gekreuzt, saß Blue mitten auf dem Bett. Verwirrt taumelte er zurück.
    »He, du«, sagte sie leise.
    Seine Knie wurden weich. So lange hatte er sie nicht gesehen und dabei ganz vergessen, wie schön sie war. Kurze Locken streiften die äußeren Winkel ihrer Brombeeraugen.
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