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Diese Lippen muss man küssen

Diese Lippen muss man küssen

Titel: Diese Lippen muss man küssen
Autoren: Kathie Denosky
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nicht aufwecken.“
    „Mein Zimmer liegt den Flur hinunter auf der rechten Seite.“
    „Werde ich schon finden.“
    Während er das Kind ins Bett brachte, ging Abby in die Küche. Der Moment, vor dem sie sich fürchtete, seitdem sie das Wohnzimmer betreten hatten, stand kurz bevor. Sollte sie wirklich Kaffee machen? Ihr war eher nach einem Glas Wein zumute, aber da Brad keinen Alkohol trank, kam das nicht infrage, wenigstens nicht für ihn. Doch warum sollte sie darauf verzichten? Entschlossen griff sie in ihr Weinregal und zog eine Flasche Chardonnay heraus.
    Nachdem er das Babyfon eingeschaltet und sich überzeugt hatte, dass Sunnie schlief, ging Brad zurück ins Wohnzimmer und stellte sich direkt vor die Glastür. Was für ein schöner Ausblick. Tief steckte er die Hände in die Hosentaschen, und als er den kleinen Gegenstand befühlte, den er aus Royal mitgebracht hatte, straffte er entschlossen die Schultern. Jetzt oder nie.
    „Warum bist du vor mir weggelaufen?“, fragte er leise, weil er gehört hatte, dass Abby hinter ihn getreten war.
    „Ich … ich weiß nicht, was du meinst“, flüsterte sie stockend, und er wusste sofort, dass sie log.
    „Willst du nicht endlich aufhören, dir und mir etwas vorzumachen und zur Abwechslung mal ehrlich sein?“ Er drehte sich zu ihr um und schaute sie ernst an. Himmel, warum sah sie nur so gut aus? Selbst mit dem nachlässig gebundenen Pferdeschwanz, der formlosen Jogginghose und dem unförmigem Pullover war sie die schönste Frau, die er je in seinem Leben gesehen hatte. Wie sehr sehnte er sich danach, sie in die Arme zu schließen und fest an sich zu drücken! Nur mit Mühe konnte er sich davon abhalten, sie zu umarmen und so lange zu küssen, bis sie zugab, weshalb sie geflohen war. Bis sie sich eingestand, dass das, was zwischen ihnen war, sie zu Tode erschreckte.
    „Brad, also ich … ich glaube, dass meine Rückkehr nach Seattle das Beste ist … für alle.“
    „Wie kommst du denn auf die Idee?“ Diesmal würde er nicht zulassen, dass sie ihm auswich.
    „Ich fühle mich einfach nicht mehr wohl in Texas.“ Sie senkte den Blick.
    „Und warum nicht?“, bohrte er nach. Irgendwann musste sie mit der Wahrheit herausrücken. „Du hast doch bis auf die paar Jahre zwischen Uni-Abschluss und Hochzeit dein ganzes Leben in Royal verbracht. Gefällt es dir dort nicht mehr?“
    „Doch, ich meine, nein … ich …“
    „Was denn nun, Darlin’?“ Er blieb ganz ruhig. „Gefällt es dir nun in Royal oder nicht?“
    Jetzt blickte sie ihm direkt ins Gesicht und nickte. „Doch, ich liebe die Stadt. Sie ist mein Zuhause. Aber dort gehöre ich nicht mehr hin.“
    Das klang so verzweifelt, und sie sah so unglücklich aus, dass es ihm fast das Herz zerriss. Aber auch wenn es ihm schwerfiel, durfte er nicht nachgeben, sondern musste sie zwingen, den Tatsachen ins Auge zu blicken. Er spürte, dass sie voller Angst war. Doch die konnte sie nur bezwingen, wenn sie sich dem stellte, was sie quälte. Und nur dann konnte sie der Zukunft offen entgegensehen. „Wo gehörst du denn hin, Abby?“
    Wieder wich sie seinem Blick aus. „Ich … hier. Ich gehöre hierher.“
    „Lügnerin.“ Er kam auf sie zu. „Willst du wissen, wohin du meiner Meinung nach gehörst?“
    Heftig schüttelte sie den Kopf. „Nein!“
    „Ich sage es dir trotzdem, Darlin’.“ Er trat noch ein paar Schritte näher, bis er ganz dicht vor ihr stand. „Du gehörst genau hierhin.“ Locker legte er die Arme um sie. „In meine Arme.“
    „Nein, Brad!“
    „Oh, doch, Abby.“ Er zog sie leicht an sich. „Es ist wirklich Zeit, dass du vor dem Schicksal nicht mehr wegläufst und mir und dir endlich eingestehst, warum du den Ball so abrupt verlassen hast und nach Seattle geflohen bist.“
    „Nein, Brad, bitte, lass mich …“, flehte sie ihn an.
    Tränen standen ihr in den Augen, und Brad wurde das Herz schwer. Aber er musste dranbleiben. Zärtlich strich er ihr eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. „Warum?“, wiederholte er.
    Jetzt liefen ihr die Tränen über die Wangen, und schluchzend gestand sie: „Weil ich dich liebe und es nicht ertragen könnte, dich zu verlieren. Immer habe ich das verloren, was ich liebte. Meinen Vater, Richard, das Baby … Ich kann nicht mehr, und ich will nicht mehr …“
    „Genau das wollte ich hören.“ Er nahm sie fest in die Arme und küsste sie auf die Stirn. Schluchzend drückte sie ihm das Gesicht an die Brust, und er strich ihr zärtlich über das Haar. Wie
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