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Diebin der Nacht

Diebin der Nacht

Titel: Diebin der Nacht
Autoren: Meagan McKinney
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Abend habe ich Sie zum ersten Mal wirklich angeschaut, Miss Rillieux. Ich weiß nicht, wie Sie es geschafft haben, mir sonst aus dem Weg zu gehen. Nun jedoch, da ich Sie sehe, habe ich das Gefühl, dass Sie mir irgendwie bekannt Vorkommen.« Sein forschender, spöttischer Blick glitt an ihrer Figur entlang. »Zugegebenermaßen gibt es da ein paar Unterschiede. Die Frau, an die ich mich erinnere, war auf jeden Fall... robuster, wollen wir es mal so nennen. Sie war nicht die blasse kleine Maus, die Sie zu sein scheinen, aber das würde ja zu meiner Theorie von den Ablenkungsmanövern passen, nicht wahr?«
    »Und zweifelsohne«, verhöhnte sie ihn mit selbstsicherer Verachtung, »ist auch mein Onkel Mitglied dieses niederträchtigen Syndikates?«
    »Vielleicht«, antwortete er mit einem erneuten starren Lächeln. »Und vielleicht sind Sie ja sogar Lady Moon- light.«
    Sein Tonfall ließ die Möglichkeit offen, dass er lediglich scherzte. Diese dunklen Augen jedoch erzählten eine ganz andere Geschichte.
    Sie fühlte, wie eine kalte Hand ihr Herz ergriff, und ihr Puls ging in harten, stoßweisen Schlägen. Noch bevor sie antworten konnte, übertönte ein entsetzter Schrei die Musik und das Gemurmel der Gespräche.
    »Oh! Meine Brosche! Irgendjemand hat meine Brosche gestohlen!«
     

2
     
    Mrs. John Robert Pendergast aus Grammercy Park griff nach ihrem Hals, als ob sie erdrosselt worden wäre. Nachdem die Nachricht von dem neuesten Diebstahl sich wie ein Lauffeuer verbreitet hatte, lief alles zunächst wild durcheinander. Mystere bemerkte, dass man weniger um die Brosche besorgt zu sein schien als vielmehr erregt durch die Möglichkeit, die exotische »Lady Moonlight« entdecken zu können.
    »Nun, Mr. Belloch«, zwang sie sich in leichtem Tonfall zu sagen, »es scheint, als könnten Ihre hellseherischen Fähigkeiten sich mit denen meines Onkels messen. Sie haben dies ja erst vor wenigen Minuten vorausgesagt.«
    Belloch verschränkte die Arme vor seiner Brust und beobachtete sie mit der ganzen Wachsamkeit eines Löwen im Unterholz. »Das habe ich. Und wenn ich mir vorstelle, dass ich mich nur schwer dazu durchringen konnte, heute Abend hier zu erscheinen, was hätte ich verpasst!«
    Um seinem prüfenden Blick auszuweichen tat sie so, als wäre sie daran interessiert, sich die ganze Aufregung in ihrer Nähe mit anzuhören. Mrs. Pendergast hörte nicht auf, mit ergriffenem Gesichtsausdruck die Halspartie ihres hochgeschlossenen Kleides zu umgreifen, wo sich nun eine Öffnung befand, an der vorher scheinbar die Brosche gesteckt hatte.
    »Sie werden sie doch bestimmt fallen gelassen haben?«, fragte Thelma Richards. »Wie hätte sie denn irgendjemand entfernt haben können, ohne dass Sie es bemerkt hätten?«
    »In der Tat, wie nur?«, flüsterte Beiloch, während er Mystere noch immer beobachtete. »Es sei denn, unsere Lady Moonlight ist eine wahre Könnerin auf ihrem Gebiet.«
    »Ziehen Sie da nicht ein paar voreilige Schlüsse, mein Herr?«, focht sie ihn an, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ein Diebstahl ist ja bisher noch gar nicht nachgewiesen worden, geschweige denn das Geschlecht des Diebes.«
    Sie hoffte, ihn in der ganzen Aufregung zu verlieren und hatte daher begonnen, sich allmählich immer weiter von ihm zu entfernen. Beiloch jedoch hatte andere Pläne mit ihr. Er packte sie mit festem und äußerst schonungslosem Griff am Arm und führte sie näher an den Tumult um das Opfer heran.
    Zufälligerweise war auch der Polizeichef Thomas F. Byrnes anwesend. Er war äußerst beliebt bei den »oberen Vierhundert«, denn er hatte die strikte Einhaltung der Sperrlinie nördlich der Fulton Street durchgesetzt und hielt so kriminelle und raubgierige Individuen aus dem Finanzdistrikt fern. Nachdem eine kurze und konfuse Durchsuchung des Geländes und der Galerie durch die Bediensteten nichts ergeben hatte, ging er auf die verzweifelte Frau zu.
    »Wie sah denn die Brosche aus, Mrs. Pendergast?«
    »Nun ... es war eine gelbgoldene Blumenbrosche, Inspektor . Sie hatte fünf ovale Opale und zweiundzwanzig runde Rubine.«
    »Ziemlich wertvoll, nehme ich an?«
    Die Dame erbleichte. »Ziemlich.«
    »Viel Glück, Inspektor «, rief Belloch durch die Menge hindurch, wobei sein Blick noch immer auf Mystere verweilte. »Ihre Aufgabe scheint mir so aussichtslos zu sein wie der Versuch, den Ozean mit einem Besen zurückhalten zu wollen. Es scheint, dass unsere Lady Moonlight wieder mitten unter uns zugeschlagen hat. Vielleicht wäre ja
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