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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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hielt sich die Seite, aber er wagte noch einen Sprung, verbiss sich erneut in die Kehle des Drachen, und diesmal ließ er nicht mehr los, auch nicht, als der Drache taumelte und zu Boden ging, im letzten Atemzug noch den Flügel über das Gelege deckte.
    Aleena schob den Flügel ärgerlich zur Seite. »Was meint ihr, welches Ei ist am weitesten entwickelt?« Unschlüssig sah sie zwischen den Eiern hin und her, die etwa die Größe von Honigmelonen hatten und weißlich wie Perlen schimmerten. Schließlich griff sie aufs Geratewohl eines heraus und legte es vorsichtig in ihren Rucksack.
    »Zerstört die übrigen!«, befahl sie.
    Rankin hatte den Fenrismann verbunden, dessen Wunden schmerzhaft, aber nicht gefährlich waren. Nun schaute er auf und starrte sie ungläubig an. »Ihr wollt damit sagen, wir haben gegen einen Eisdrachen gekämpft – für ein Ei?«
    Sie wandte sich an Gaheris. »Firnelb, kannst du mir sagen, wer uns in einen Drachenhort führen kann?«
    »Selbstverständlich nur ein Drache«, erwiderte er. »Der Eingang zu einem Hort kann nur von Drachen betreten werden, und von denen, die ein Drache zum Betreten auffordert. Allen anderen bleibt der Weg verschlossen.«
    »Und würde«, fuhr sie fort, »ein Eisdrache uns zum Betreten eines Horts auffordern?«
    »Nicht wenn er klaren Geistes ist«, knurrte Rankin.
    Sie lächelte nachsichtig, als müsse sie einem besonders einfältigen Kind eine schwierige Aufgabe erklären.
    »Ein frisch geschlüpfter Drache dagegen«, fuhr sie langsam fort, »ist auf das Wesen geprägt, das er als Erstes sieht. In diesem Falle also auf uns. Sagt mir: Wird er uns zum Betreten seines Horts auffordern?«
    Rankin leckte sich nervös über die Lippen. »Und wisst Ihr auch, wie man ein frisch geschlüpftes Eisdrachenjunges versorgt?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wie lange muss es schon durchhalten? – Gaheris, wo, glaubst du, ist der Hort?«
    Der Elbe schreckte hoch. »Nicht allzu nahe beim Gelege, denke ich. Die Weibchen graben ihre Nistgruben immer ein wenig abseits.«
    Wieder begann er geschäftig nach Spuren zu suchen, bewegte sich, vom zerstörten Gelege ausgehend, in konzentrischen Kreisen und tastete sich durch den Schnee. Endlich, ein gutes Stück von seinem Ausgangspunkt entfernt, richtete er sich auf und rief: »Hier beginnt ein Pfad! Am Ende muss der Hort sein.«
    Aleena neigte sich zu Rankin. »Hattet Ihr mir nicht gesagt, dass Ihr das Teilen nicht besonders schätzt? Nun, ich denke, der Firnelb ist jetzt überflüssig, vorausgesetzt, dass Ihr an seiner Statt den Rückweg findet.«
    Rankin schaute nachdenklich zu Gaheris und kratzte an seiner Narbe. »Immerhin wird er in die Geschichte seines Volkes eingehen – als das erste Opfer eines Eisdrachen in diesem Krieg.«
    Aleena nickte. »Und das, nachdem er ganz allein ein Drachenweibchen erschlagen hat ...«
    Sie wechselten einen kurzen Blick. Dann beugte sich Aleena zum Fenrismann hinunter und gab ihm einen Befehl.
    Sie ließen die zerfetzten Überreste des Firnelben am Rande des Geleges zurück. In einigen Wochen würde die Elbenarmee diesen Ort erreichen und sich die glorreiche Geschichte ihres Helden zusammenreimen können. Er würde in Liedern besungen werden, der Stolz seines Vaters und seiner ganzen Sippe.
    Zu dritt folgten sie dem Pfad, den Gaheris ihnen angezeigt hatte. Aleena bestand darauf, immer wieder Pausen einzulegen und nach ihrem Ei zu sehen. Es ruhte warm und geborgen in ihrem Rucksack, und es schien von innen zu leuchten und zu pulsieren. Sie drehte es immer wieder und betrachtete es von allen Seiten, bis sie es mit einem Seufzen wieder im Rucksack verschwinden ließ. Deswegen kamen sie nur langsam voran. Dennoch erreichten sie nach zwei Tagen das Ende des Pfades – er verschwand unvermittelt in einer Schneewehe, und so sehr sie auch suchten, sie konnten keinen Eingang entdecken.
    Aleena hockte sich hin und kramte ihr Ei hervor.
    »Komm endlich raus, du Mistvieh!«, schnaubte sie böse.
    Das Ei pulsierte jetzt in einem schnelleren Rhythmus. Sie musste es festhalten, damit es nicht aus ihrer Hand hüpfte. »Schlüpfe!«, gellte sie, von aller Geduld verlassen.
    »Ihr gebt eine vorbildliche Mutter ab«, spottete Rankin. »Liebevoll um das Wohl der Brut besorgt.«
    Aleena machte Anstalten, ihm das Ei an den Kopf zu werfen, besann sich aber anders und legte es vor sich in den Schnee. Es bewegte sich. Vorsichtig häufte sie ein Schneenest auf, damit es nicht wegrollen konnte. Sie lauschte.
    Ein leises
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