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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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nach dem Reif. Sogar mit seinen steif gefrorenen Fingern hätte er ihn mit einem Griff lösen können.
    Sachte zog er die Hände wieder zurück. »Es tut mir leid, man braucht wohl einen speziellen Schlüssel dafür. Aber die Reise wird noch eine Weile dauern. Vielleicht kann ich diesen Schlüssel bekommen. Vielleicht kann ich dich befreien – von dem Bann, und von Mistress Maynor.«
    Zufrieden beobachtete er, wie der Fenrismann bei diesem Namen die Ohren anlegte und ein leises Grollen von sich gab.
    Kurze Zeit darauf kam Aleena zurück, einen jungen Firnelben im Schlepptau, der sie unverhohlen anhimmelte.
    »Das ist Gaheris«, sagte sie knapp. »Er hat mir versichert, dass er von hier ab bis hinauf in die Odhàrtur-Berge jede Erhebung, jede Höhle und jede Schneeverwehung kennt.«
    Sie drehte sich abrupt zu ihrem Begleiter um. »Sollte dies nicht der Fall sein ...«
    Ein Hauch von Röte überflog die blassen Wangen des Elben, als er sich verneigte und in dem kehligen Dialekt der Sudfjöll-Ebenen erwiderte:« Ihr könnt Euch auf mich verlassen, Mylady!«
    Sein Blick streifte Rankin nur kurz und verweilte dann auf dem Fenrismann, der, die Kapuze noch immer zurückgestreift, reglos auf der Erde saß. »Woher habt Ihr den?«
    »Ich habe ihn gekauft«, sagte Aleena kühl, »genauso wie Euch – und wie den da.« Sie wies auf Rankin.
    Als der in jähem Zorn aufspringen wollte, winkte sie nur ab und drehte ihm den Rücken zu. »Wir sollten aufbrechen. Wie heißt die nächste Siedlung?«
    »Blandisfjörne«, erwiderte der Elbe diensteifrig. »Etwa sechshundert Steinwürfe von hier.«
    Rankin nahm die Finger zu Hilfe, als er umrechnete. Knapp fünf Meilen, das war vor Anbruch der Dämmerung gerade noch zu schaffen. Er saß auf.
    Der Elbe lief schon leichtfüßig durch den Schnee voraus, Aleena lenkte ihr Pferd in seine Spur. Rankin schloss zu ihr auf und griff in ihre Zügel. Sie warf den Kopf herum.
    »Mistress Maynor«, sagte er scharf, »Ihr solltet Eure Verbündeten nicht wie Sklaven behandeln.«
    Ihre Züge wurden unvermittelt weich. »Habe ich das? Es tut mir leid.«
    Er schaute forschend in ihr Gesicht, suchte nach Anzeichen von Ironie, aber ihre Miene blieb offen und arglos.
    Verwirrt gab er die Zügel frei und ließ sich zurückfallen, bis sein Pferd in ihrer Spur lief. Das Ende des Zuges bildete nun der Fenrismann, dessen gelbe Augen Rankin im Nacken spürte wie Andharlun-Dolche.
    In Blandisfjörne rüsteten sie sich für eine Expedition in die Berge aus. Die Pferde und den größten Teil ihrer Habe ließen sie zurück, statt dessen erwarben sie auf Anraten des Elben bequem geschnittene Beinlinge und Jacken aus Schneefuchspelz, die Fellseite nach innen gewendet, dicke Stiefel und Handschuhe aus gefüttertem Elchleder, als Proviant Stockfisch und Trockenfleisch, ein Zelt und Decken für die Nacht, Seile, Kletterhaken sowie einen Schlitten für den Transport ihrer Ausrüstung. Aleena kaufte nach einiger Überlegung noch Rucksäcke für das Handgepäck und eine Anzahl von grob gewebten Säcken.
    Rankin stockte der Atem, als sie den Fenrismann vor den Schlitten spannte, als sei er ein Hund. Die Bestie heulte auf und schnappte nach ihr, aber sie gab ihm ungerührt einen Schlag auf die Schnauze und drohte: »Versuch das noch einmal, und ich kaufe von meinem letzten Gold eine Peitsche!«
    Damit nahm sie ihren Rucksack auf.
    Der Fenrismann sackte gedemütigt in sich zusammen und schloss für einen Moment die gelben Augen, dann warf er Rankin einen Blick zu.
    Der schob sich unauffällig näher und wisperte: »Ich habe es nicht vergessen. Geduld!«
    Ohne die Pferde ging die Reise langsamer voran. Vor allem Aleena war es nicht gewohnt, zu Fuß zu gehen, und blieb immer wieder zurück, bis sie sich schließlich auf die Kufen des Schlittens stellte und sich ziehen ließ. Der Fenrismann lief weiter in seinem gleichmäßigen Trott, als mache ihm das zusätzliche Gewicht nichts aus.
    Rankin beschleunigte seine Schritte, bis er neben Gaheris ging. »Was hat sie dir geboten?«, fragte er ohne Umschweife.
    Der Firnelb richtete seinen Blick in die Ferne, weit am Horizont zeichneten sich in einem blassen Blau die Odhàrtur-Berge ab.
    »Ich bin der fünfte Sohn meines Vaters«, sagte er schließlich.
    Rankin schwieg verwirrt angesichts dieses scheinbaren Themenwechsels, dann begann er im Geiste zu rekapitulieren, was er über die Gesellschaft der Firnelben wusste. Der älteste Sohn lernte das Handwerk des Vaters oder erbte dessen
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