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Diebesgeflüster - Band 3

Diebesgeflüster - Band 3

Titel: Diebesgeflüster - Band 3
Autoren: Lea Giegerich , Tanja Rast , Flo P. Schmidt , Susanne Haberland
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Aber wie kann ich erkennen, wann ich etwas Richtiges und wann ich etwas Falsches mache, wenn die Rollen in dieser Welt so nichtssagend verteilt sind?«
    »Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Es gibt Menschen und Motive. Es gibt Macht und Egoismus. Und auf der anderen Seite Not und Verzweiflung. Wenn jeder Mensch zu gleichen Teilen auf sein Herz und seinen Verstand hören würde, gäbe es keine der beiden Seiten«, hauchte Bäcker Bacchus der Schönheit mit den glatten, roten Haaren zu und brachte ihre zarten Lippen zum Verstummen, als er sie zärtlich küsste.

Der Schatz des Eisdrachens
    Susanne Haberland

    Am schnellsten reisten wie immer die Gerüchte. Die Firnelben rüsteten zum Feldzug gegen die Eisdrachen, so hieß es. Nach zwei Jahrzehnten sei es nun wieder soweit, es habe Grenzverletzungen gegeben, verwundete Posten, überfallene Dörfer.
    Jedem war klar, dass es sich dabei nur um einen Vorwand handelte, so wie schon zwanzig Jahre zuvor. Es ging um das Gebiet der Odhàrtur-Berge, die traditionelle Heimat der Eisdrachen, das traditionelle Objekt der Begierde für die Firnelben, die dort zu Recht Bodenschätze vermuteten und ihren Einflussbereich nur zu gern von den Sudfjöll-Ebenen, in denen ihre befestigten Siedlungen standen, über die Berge hinaus bis zur Djùbfar-See ausgedehnt hätten.
    Den Gerüchten folgten bald die Kaufleute, zuerst die mehr oder weniger ehrbaren, die den Firnelben leichte Rüstungen aus Kandàr anboten, geschmiedet von den Berglingen aus dem Silber, das die Sklaven aus den Minen gefördert hatten, dicht gewebte Decken aus Ziegenhaar, gut ausbalancierte Bögen und Armbrüste, schwere Beidhänder und biegsame, schmale Dolche aus Andharlun.
    Ihnen folgten, mit gebührendem Sicherheitsabstand, die Abenteurer und Söldner, die sich selbst im Angebot hatten, die Sklavenhändler, die auf Ein- und Verkauf aus waren, und das bunte Volk der Glücksritter. Sie folgten derselben Route nach Norden, ließen dem Treck aber bedächtig zwei oder drei Tage Vorsprung. Sie hatten ihre Gründe, dem Treck und vor allem den ihn begleitenden Schutztruppen aus dem Weg zu gehen, und wenn sie in ein Rasthaus einkehrten, vergewisserten sie sich zunächst, dass sie unter sich waren.
    Rankin hatte sich einen Platz nahe am Feuer gesichert und streckte nun behaglich die Beine aus. Die anderen beiden Stühle an seinem Tisch waren trotz der verlockenden Wärme leer – selbst den Glücksrittern reichte ein Blick in sein wettergegerbtes, hartes Gesicht, um seine Gesellschaft vorsichtig zu meiden. Er hatte dunkle, flinke Augen. Über seine linke Wange zog sich, von der Nasenwurzel dicht unter dem Auge her bis zum Ohrläppchen, eine lange Narbe. Auch seine Hände waren vernarbt, die Hände eines Kriegers.
    Er hob den Krug mit dem schalen, abgestandenen Bier zum Mund, als unvermittelt eine raue Stimme dicht neben seinem Ohr wisperte: »Ihr seid auf dem Weg nach Norden?«
    Es gelang ihm, seine Überraschung und seinen Ärger darüber, überrascht worden zu sein, zu unterdrücken, und er entgegnete ruhig: »Wo Krieg ist, da gibt es auch Beute.«
    Erst dann drehte er den Kopf und fasste den Neuankömmling ins Auge. Eine schlanke, mittelgroße Gestalt, vollständig in einen Umhang gehüllt, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Der Umhang war unscheinbar, aber von erlesener Qualität. Hinter dieser Gestalt erhob sich eine weitere, auch diese bis zur Unkenntlichkeit verhüllt, aber aus der aufrechten, angespannten Haltung schloss Rankin auf große Körperkräfte.
    Er lauschte dem Satz nach, den der Neuankömmling gesprochen hatte. Da war etwas – nicht in den Worten, sondern in der Klangfärbung. Er schmeckte den Satz noch einmal vorsichtig auf der Zunge, dann war er sich sicher.
    »Ihr tut gut daran, Euer Geschlecht zu verbergen, Mistress«, sagte er, »aber Ihr könnt auf die Dauer nicht alle täuschen.«
    »Es genügt mir, wenn ich einige für den Moment täusche, denn ich gedenke nicht, lange zu bleiben«, erwiderte sie ruhig und keineswegs verlegen. »Ihr seid Rankin? Dann habe ich Euch ein Geschäft vorzuschlagen.«
    Er rieb sich über die Narbe, die unvermittelt empfindlich juckte. »Darf ich zunächst erfahren, mit wem ich es zu tun habe?«
    »Mein Name sagt Euch nichts. Ich bin Aleena Maynor.«
    »Und Euer Begleiter?« Er spähte vorsichtig in die Tiefen der Kapuze – und fuhr entsetzt zurück. Gelbe Augen, ein furchtbarer Rachen, bestückt mit viel zu vielen scharfen Zähnen.
    »Ihr reist mit einem Fenrismann?«,
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