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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens
Autoren: Amanda Quick
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schwarzen Mantel sprechen. Sein eigentümlicher Tonfall war jetzt derselbe, der bei ihr vorübergehend völlige Bewegungslosigkeit bewirkt hatte.
    »Halt «, befahl er in dem tiefen, sonoren Ton, der vor unsichtbarer Energie widerhallte. »Keine Bewegung .«
    Die Wirkung trat sofort ein. Die flüchtende Gestalt hielt mitten in der Bewegung inne und blieb reglos stehen.
    Hypnose, dachte Leona, der endlich ein Licht aufging. Der Mann im schwarzen Mantel war ein starker Hypnotiseur, der seine Befehle mit Energie untermauerte.
    Bis jetzt hatte sie dem Phänomen der Hypnose nicht viel Beachtung geschenkt. Im Allgemeinen war es die Gilde der
Schausteller und Quacksalber, die behaupteten, Hysterie und andere nervöse Störungen mit ihren Künsten heilen zu können. Mesmerismus war auch Gegenstand vielfacher wilder Spekulationen und öffentlicher Erregung. In der Presse erschienen regelmäßig finstere Warnungen vor Hypnotiseuren und deren vielfältigen teuflischen Methoden, die sie anwendeten, um ihre rätselhafte Gabe für kriminelle Zwecke zu missbrauchen.
    Unabhängig von den Absichten des Hypnotiseurs erforderte der Vorgang ihres Wissens Ruhe und ein williges Objekt. Noch nie hatte sie von einem Ausübenden dieser Kunst gehört, der einen Menschen mit ein paar Worten zur Reglosigkeit erstarren lassen konnte.
    »Sie befinden sich an einem Ort völliger Stille «, fuhr der Hypnotiseur fort. »Sie schlafen. Sie werden schlafen, bis die Uhr dreimal schlägt. Beim Erwachen werden Sie sich erinnern, dass Sie Molly ermordet vorfanden. Sie werden aber nicht mehr wissen, dass Sie mich oder die Frau in meiner Begleitung sahen. Wir haben mit der Ermordung Mollys nichts zu tun. Wir sind unwichtig, verstehen Sie ?«
    »Ja.«
    Leona warf einen Blick auf einen in der Nähe stehenden Tisch. Im Licht einer Wandleuchte konnte sie die Zeit kaum ausmachen. Halb drei. Der Hypnotiseur hatte ihnen eine halbe Stunde Vorsprung für die Flucht verschafft.
    Er drehte dem zur Leblosigkeit erstarrten Mann den Rücken zu und sah sie an.
    »Kommen Sie«, drängte er. »Höchste Zeit, dass wir hier verschwinden, ehe noch jemand auf die Idee kommt, über diese Treppe heraufzukommen.«
    Automatisch legte sie eine Hand auf die Oberfläche des Altars, um sich auf die Füße hochzustemmen. Kaum aber
kam ihre Haut mit dem Stein in Berührung, durchzuckte sie wieder ein unangenehmes Gefühl von fast elektrischer Natur, so als hätte sie einen alten Sarg berührt, in dem der Tote keinen Frieden gefunden hatte.
    Rasch zog sie die Hand zurück, stand auf und kam hinter dem Relikt hervor. Sie starrte den Gentleman an, der reglos wie eine Statue mitten in der Galerie stand.
    »Diese Richtung«, sagte der Hypnotiseur und ging rasch zur Tür, die sich auf die Dienstbotentreppe öffnete.
    Sie riss ihre Aufmerksamkeit von dem hypnotisierten Mann los und folgte dem Hypnotiseur einen mit merkwürdigen Statuen und Glaskästen voller geheimnisvoller Gegenstände gesäumten Gang entlang. Ihre Freundin Carolyn hatte sie gewarnt, dass mancherlei Gerüchte über die Sammlung Lord Delbridges im Umlauf waren. Sogar andere ebenso besessene und exzentrische Sammler wie Seine Lordschaft hielten die Artefakte in seinem Privatmuseum für äußerst bizarr. Gleich beim Betreten der Galerie war ihr der Grund für dieses Gerede klar geworden.
    Nicht Design und Form der Objekte waren es, die sonderbar wirkten. Im schwachen Licht war zu erkennen, dass die meisten Gegenstände nicht weiter außergewöhnlich waren und die Galerie mit einer Auswahl alter Vasen, Urnen, Schmuckstücke, Waffen und Statuen angefüllt war, mit Dingen, wie man sie in jeder großen Antiquitätensammlung erwartete. Es war vielmehr das schwache, aber beunruhigende Miasma einer schädlichen Energie in der Atmosphäre, das bewirkte, dass sich Leona die feinen Nackenhaare sträubten. Diese Energie ging von den alten Dingen aus.
    »Sie spüren sie doch auch, oder?«, fragte der Hypnotiseur.
    Die leise Frage ließ sie aufschrecken. Er klingt neugierig, dachte sie. Nein, er klingt verblüfft. Sie wusste, wovon er
sprach. Angesichts seiner eigenen Talente war es nicht verwunderlich, dass er so empfindsam war wie sie.
    »Ja, ich spüre es«, sagte sie. »Ziemlich unangenehm.«
    »Es heißt, dass auch für jene, die nicht über unsere Empfindsamkeit verfügen, die Wirkung spürbar ist, wenn sich in einem Raum eine ausreichende Zahl paranormaler Relikte befindet.«
    »Diese Objekte sind paranormal?«, fragte sie
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