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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens
Autoren: Amanda Quick
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    »Der Wagen ist ganz in der Nähe«, sagte die Frau.
    Er zog die Pistole aus seiner Manteltasche. »Nehmen Sie das.«
    »Warum sollte ich Ihre Waffe nehmen?«
    »Weil die Halluzinationen schlimmer werden. Eben noch wollte ich Sie mit Gewalt nehmen. Was ich als Nächstes tun werde, weiß ich nicht.«
    »Unsinn.« Sie schien echt geschockt. »Ich glaube keinen Moment, dass Sie gewalttätig werden wollten, Sir.«
    »Dann sind Sie nicht halb so intelligent, wie ich zunächst dachte.«
    Sie räusperte sich. »Dennoch verstehe ich unter diesen Umständen Ihre Bedenken.«
    Behutsam nahm sie seine Pistole entgegen und hielt sie unbeholfen in einer Hand. Dann drehte sie sich um und führte
ihn einen schmalen, holprigen Weg entlang, der schwach vom Mondlicht beschienen wurde.
    »Ich nehme nicht an, dass Sie mit der Waffe umgehen können«, sagte er.
    »Nein. Aber meiner Begleitung ist der Umgang mit Schusswaffen vertraut.«
    Sie hatte einen Begleiter, einen Freund. Diese Neuigkeit traf ihn mit der Gewalt eines Schlags. Wut und ein unerklärliches Besitzdenken krallten sich in sein Inneres.
    Die Halluzinationen hatten ihn wieder im Griff. Sehr wahrscheinlich wäre er im Morgengrauen ohnehin tot. Er hatte keinen Anspruch auf die Frau.
    Dennoch fragte er: »Wer ist dieser Freund?«
    »Sie werden ihn gleich kennen lernen. Er wartet im Wald auf mich.«
    »Was für ein Freund ist das, der zulässt, dass Sie solche Risiken wie heute auf sich nehmen?«
    »Adam und ich gelangten zu dem Schluss, dass es leichter wäre, wenn nur eine Person ins Haus eindringt. Außerdem musste jemand die Pferde und den Wagen bewachen.«
    »Ihr Freund hätte ins Haus eindringen und Sie bei der Kutsche zurücklassen sollen.«
    »Mein Freund ist ein Mann vieler Talente, doch er verfügt nicht über die Fähigkeit, den Kristall zu spüren. Ich war die Einzige, die hoffen durfte, ihn zu finden.«
    »Dieser verdammte Kristall ist das Risiko nicht wert, das Sie heute eingingen.«
    »Also wirklich, Sir, das ist nicht der Zeitpunkt für eine Strafpredigt.«
    Sie hatte recht. Die albtraumhaften Bilder bedrängten ihn immer heftiger. In seinen Augenwinkeln hockten Totengeister. Am Wegrand lauerten Dämonen. Eine große Schlange
mit glühenden roten Augen glitt durch das überhängende Geäst eines nahen Baumes.
    Er verstummte und konzentrierte sich darauf, die Frau in ihr Gefährt zu schaffen, damit ihr guter Freund Adam sie vor diesem Albtraum in Sicherheit bringen konnte.
    Der holprige Weg bog scharf ab, und plötzlich stand eine kleine, geschlossene, sehr schnell aussehende Kutsche vor ihnen. Auf dem Bock saß niemand. Das Gespann stand ruhig dösend da.
    Leona blieb stehen und blickte ein wenig beklommen um sich.
    »Adam?«, rief sie leise. »Wo bist du?«
    »Hier, Leona.«
    Erregung und ein ungewohntes Gefühl der Verwunderung flammten in Thaddeus auf. Wenigstens hatte er jetzt einen Namen für die Frau. Leona. Die Altvordern, die einst dem Namen eines Menschen Macht zuschrieben, hatten recht gehabt. Der Name Leona flößte ihm Kraft ein.
    Du halluzinierst, Ware. Beherrsch dich .
    Ein in einen schweren Kutschermantel gehüllter schlanker Mann trat zwischen den Bäumen hervor. Seine Mütze war tief über die Augen gezogen. Das Mondlicht ließ die Pistole in einer Hand aufblitzen.
    »Wer ist das?«
    Die Stimme, die den rauen Ton eines Kutschers vermissen ließ, musste einem kultivierten jungen Gentleman gehören.
    »Ein Freund«, sagte Leona. »Er schwebt in Lebensgefahr, wir aber auch. Für Erklärungen ist keine Zeit. Den Stein habe ich. Wir müssen hier sofort weg.«
    »Das verstehe ich nicht. Wie kommt es, dass du im Haus von Delbridge einen Bekannten triffst? Einen der Gäste etwa?« Kalte Missbilligung färbte die letzte Frage.

    »Bitte, Adam, nicht jetzt.« Leona lief zum Wagenschlag und öffnete. »Später werde ich alles erklären.«
    Adam schien nicht überzeugt, sah aber offenbar ein, dass es nicht der richtige Zeitpunkt für Diskussionen war.
    »Na schön.« Er steckte die Waffe ein und erklomm behände den Kutschbock.
    Leona stieg in den unbeleuchteten Wagen. Thaddeus sah sie im dunklen Inneren verschwinden. Durch die dichter werdenden Nebelschwaden seiner Albträume kam ihm plötzlich der Gedanke, dass er diese erstaunliche Frau nie mehr sehen würde. Sie würde verschwinden, und er hatte sie nicht einmal in seinen Armen gehalten.
    Er ging näher zur offenen Tür.
    »Wohin wollen Sie fahren?«, fragte er, weil er sie ein letztes Mal
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