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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit
Autoren: George R. R. Martin
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das sein. Lya ist es. Sie ist jetzt ein Teil der Vereinigung.“
    Er blinzelte. „Woher wissen Sie das?“
    „Sie kam zu mir – letzte Nacht, in einem Traum.“
    „Oh. Ein Traum.“
    „Er war wahr, verdammt. Es ist alles wahr.“
    Valcarenghi stand auf und lächelte. „Ich glaube Ihnen“, sagte er.
    „Das heißt, ich glaube, daß die Greeshka einen Psi-Köder verwenden, einen Liebe-Köder, wenn Sie so wollen, um ihre Opfer damit zu fangen, etwas so Mächtiges, daß es Menschen – sogar Sie – davon überzeugen kann, es sei Gott. Gefährlich – natürlich. Ich muß darüber nachdenken, bevor ich etwas unternehme. Wir können die Höhlen bewachen, um die Menschen davon fernzuhalten, aber es gibt zu viele Höhlen. Und würden wir die Greeshka einfach unter Verschluß setzen, so würde das unsere Beziehungen zu den Shkeen bestimmt nicht gerade verbessern. Aber das ist jetzt mein Problem. Sie haben Ihren Job getan.“
    Ich wartete, bis er fertig war. „Sie täuschen sich, Dino. Das hier ist echt, kein Trick, keine Illusion. Ich habe es gefühlt und Lya ebenfalls. Das Greeshka – denn es ist nur ein einziges Wesen – hat nicht einmal ein Ja-ich-lebe, geschweige denn einen Psi-Köder, der stark genug wäre, um Shkeen und Menschen anzulocken.“
    „Sie erwarten von mir, daß ich Ihnen glaube, Gott sei ein Tier, das in den Höhlen von Shkea lebt?“
    „Ja.“
    „Robb, das ist absurd, und Sie wissen das. Sie glauben, die Shkeen haben die Antwort auf die Mysterien der Schöpfung gefunden. Aber schauen Sie sie sich an. Die älteste zivilisierte Rasse im bekannten Raum, aber seit vierzehntausend Jahren stecken sie in der Bronzezeit fest. Wir sind zu ihnen gekommen. Wo sind ihre Raumschiffe? Wo sind ihre Türme?“
    „Wo sind unsere Glocken?“ sagte ich. „Und unsere Glückseligkeit? Sie sind glücklich, Dino. Sind wir das? Vielleicht haben sie gefunden, wonach wir noch immer suchen. Warum, zur Hölle, ist der Mensch überhaupt so himmelstürmend? Warum ist er ausgezogen, die Galaxis zu erobern, das Universum und was sonst noch alles? Vielleicht, weil er Gott sucht …? Vielleicht. Allerdings kann er ihn nirgends finden, und deshalb jagt er weiter und weiter und weiter, und er sucht und sucht. Aber am Ende findet er sich immer auf derselben dunklen Ebene wieder.“
    „Vergleichen Sie die Leistungen. Mir sind die Errungenschaften der Menschheit lieber.“
    „Sind sie es wert?“
    „Ich denke schon.“ Er ging zum Fenster hinüber und sah hinaus. „Den einzigen Turm auf ihrer Welt haben wir erbaut“, sagte er lächelnd, als er durch die Wolken hinunterschaute.
    „Sie haben den einzigen Gott in unserem Universum“, erklärte ich ihm. Aber er lächelte nur.
    „Also gut, Robb“, sagte er, als er sich endlich vom Fenster abwandte. „Ich werde mir all das merken. Und wir werden Lyanna für Sie finden.“
    Meine Stimme wurde weich. „Lya ist verloren“, sagte ich. „Ich weiß das jetzt. Und ich auch, wenn ich noch länger warte. Ich verschwinde noch in dieser Nacht. Ich werde auf dem ersten Schiff, das Richtung Baldur startet, eine Passage buchen.“
    Er nickte. „Wie Sie wollen. Ich werde Ihr Geld bereithalten.“ Er lächelte. „Und wir werden Ihnen Lya nachschicken, wenn wir sie gefunden haben. Ich kann mir vorstellen, daß sie ein bißchen verärgert sein wird, aber das ist Ihr Problem.“
    Ich gab ihm keine Antwort darauf. Statt dessen zuckte ich die Schultern und ging zum Lift. Ich hatte ihn fast erreicht, als er mich zurückhielt.
    „Warten Sie“, sagte er. „Wie wär’s mit einem Abendessen? Sie haben Ihre Arbeit sauber erledigt. Außerdem … Wir geben sowieso eine Abschiedsparty – Laurie und ich. Sie will auch fort.“
    „Tut mir leid“, sagte ich.
    Jetzt war er dran mit dem Schulterzucken. „Weshalb? Laurie ist eine schöne Person, und ich werde sie vermissen. Aber es ist keine Tragödie. Es gibt noch andere schöne Frauen. Ich glaube, sie hatte Shkea sowieso satt.“
    Beinahe hätte ich bei meiner ganzen Aufregung und dem Schmerz über meinen Verlust mein Talent vergessen. Ich las ihn. Da gab es keine Sorge, keinen Schmerz, nur eine vage Enttäuschung. Und darunter war seine Mauer. Immer wieder diese Mauer, die ihn von anderen getrennt hielt, diesen Mann, der so viele gute Bekannte, aber keinen einzigen wahren Freund hatte. Und auf dieser Mauer glaubte ich fast eine Schrift lesen zu können: Bis hierher und nicht weiter.
    „Kommen Sie herauf“, sagte er. „Es dürfte nett
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