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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Autoren: Holger de Grandpair
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schmeckte bitter auf seiner Zunge. Die meisten von ihnen kannten Kampf und Krieg nur aus Erzählungen, die von vergangenen Zeiten oder fernen Landschaften handelten, und hatten ihr Augenmerk zeit ihres Lebens bislang auf gänzlich andere Dinge gelegt. Sie alle waren gelehrig, emsig und voll Herzblut, wenn es darum ging, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen, was einerseits Hoffnung verhieß. Doch andererseits kam Mut ohne Erfahrung allzu häufig Selbstmord gleich, wie er in seinem erfahrungsreichen Leben sehr wohl gelernt hatte.
    Beinahe wünschte sich der Mann mit den kurzgeschnittenen, in Würde ergrauten Haaren, die in seiner Jugend einmal leuchtend braun gewesen waren, dass Arnhelm und Braccas, dieser alte rotbärtige Besserwisser, da wären. Wie war es wohl um ihre Suche nach dem sagenhaften Goldenen Schwert bestellt? Und wie erging es dem Prinzen dabei?
    Doch auf eine baldige Rückkehr jener Verbündeten konnte er sich nicht verlassen. Er wusste, dass die Pflicht, die Mauern des größten der menschlichen Reiche Arthiliens zu schützen, letztendlich allein ihm zukam. Entsprechend genoss er das unbestrittene Vertrauen seines Königs, der auf seinem Thron im weit entfernten Pír Cirven geblieben war und über jede kleinste Neuigkeit unverzüglich unterrichtet werden wollte.
    Seit vierzehn Jahren war Beregil nun bereits der Oberkommandierende Lemurias, und als solcher würde er eher heldenhaft im Kampf zu Tode kommen, als auch nur ein einziges Quadratzoll des eigenen Landes an diese garstigen Bestien preiszugeben. Dies hatte er sich mit aller Entschlossenheit geschworen. Und doch, da die Schlacht nun immer näher rückte, pochte sein Herz zusehends heftiger in seiner Brust.
    Die letzten Nachrichten der Späher, die man ausgesandt hatte, um den vorrückenden Gegner zu beobachten, hatten keinen Zweifel daran gelassen, dass dieser auf das Südtor zuhielt. Die orkischen Soldaten schienen sich nicht darum zu kümmern, dass ihr Marsch und damit ihre Angriffsabsichten frühzeitig enthüllt wurden. Schließlich hatten sie mit den schlimmen Taten, die sie jüngst vollbracht hatten, ohnehin für genügend Aufmerksamkeit gesorgt. Auf jeden Fall war nicht zu übersehen, dass sie äußerst zielstrebig zu Werke gingen und sich ihrer Sache recht sicher schienen.
    Die Heerführer der Lemurier hingegen hatten lange über die richtige Strategie gestritten. Manche, die zumeist jung und ungestüm waren, hatten darauf gedrängt, dem Feind weit vor den eigenen Mauern aufzulauern und einen überraschenden Hinterhalt zu bereiten. Immerhin kannte man das Gelände, das die Straße säumte, welche zwischen den beiden Ländern der Menschen verlief, weitaus besser als die Fremden, die jenen Kontinent erst vor kurzem betreten hatten. Und zweifellos gab es während des Weges auch einige Passagen, an denen durchaus eine größere Anzahl Bogenschützen ungesehen in Stellung zu gehen vermochten.
    Die umsichtigeren Offiziere ermahnten jedoch energisch dazu, den Vorteil, den der Schutz der Tôl Womin bot, nicht aus der Hand zu geben und sich nicht ohne Not auf eine Konfrontation auf offenem Felde mit dem kampferprobten Gegner einzulassen. Vor allem warnten sie davor, die Orks und deren Anführer zu unterschätzen und leichtfertig darauf zu vertrauen, dass diese blindlings in eine Falle liefen. Überdies hätte eine mögliche Niederlage der eigenen Truppen außer Reichweite der eigenen Mauern und damit ohne Rückzugsmöglichkeit verheerende Folgen, so stellten sie fest.
    Einige ganz vorsichtige Gemüter schlugen sogar noch eine erheblich darüber hinaus gehende Vorgehensweise vor. Sie baten nämlich, die Möglichkeit zu bedenken, sich aus dem südlichen Teil des Landes gänzlich zurückzuziehen, die Bevölkerung aus den dortigen Siedlungen zu evakuieren und sich in der Hauptstadt zu verschanzen. Pír Cirven, so begründeten sie ihren Vorschlag, war uneinnehmbar, nicht einmal die dreifache Anzahl an Orks, die mit schwerstem Belagerungsgerät ausgerüstet waren, könnte seine Mauern ernstlich gefährden. Würde man die einfallenden Fremden sich im Süden ein wenig austoben lassen, so wäre es höchstwahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, ehe sich diese – wie bereits in Rhodrim geschehen – ohne weitere Verrichtungen wieder hinfortbegeben würden. Und danach hätte man schließlich genügend Gelegenheit, sich Gedanken zu machen, wie man die Macht der Menschen Arthiliens einen und die Feinde ein für allemal vom nördlichen Kontinent
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