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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)
Autoren: Marc Levy
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Erinnerung, und zwar derart, dass es schon fast störend ist.«
    »Erklären Sie mir doch zunächst, was sich gestern zugetragen hat, dann sage ich Ihnen, was ich davon halte.«
    Alice beugte sich etwas vor und erzählte von ihrem Aufenthalt in Brighton, vor allem von der Begegnung mit der Hellseherin.
    Daldry lauschte, ohne sie zu unterbrechen. Als sie ihr ungewöhnliches Gespräch mit der Wahrsagerin geschildert hatte, wandte sich Daldry an die Kellnerin, verlangte die Rechnung und schlug Alice vor, an die frische Luft zu gehen.
    Sie verließen das Restaurant und liefen ein paar Schritte.
    »Wenn ich Sie recht verstanden habe«, meinte er leicht verstimmt, »müssen Sie erst sechs Personen treffen, ehe Sie dem Mann Ihres Lebens begegnen?«
    »Dem Mann, der in meinem Leben am meisten zählt«, berichtigte sie.
    »Ich denke, das ist das Gleiche. Und Sie haben ihr keine Frage über diesen Mann, seine Identität und den Ort, an dem er sich befinden könnte, gestellt?«
    »Nein, sie hat mir nur gesagt, er sei hinter mir vorbeigegangen, während ich mich mit meinen Freunden unterhielt, sonst nichts.«
    »Das ist allerdings nicht viel«, sagte Daldry nachdenklich. »Und sie hat von einer Reise gesprochen?«
    »Ja, ich glaube schon, aber all das scheint absurd, ich komme mir lächerlich vor, weil ich Ihnen diese langweilige Geschichte erzähle.«
    »Aber die, wie Sie sagen, langweilige Geschichte hat Sie doch einen guten Teil der Nacht wach gehalten.«
    »Sehe ich so müde aus?«
    »Ich habe Sie in Ihrer Wohnung auf und ab gehen hören, die Wand zwischen uns ist wirklich aus Pappmaschee.«
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie gestört habe …«
    »Nun, ich sehe nur eine Lösung, damit wir beide wieder Schlaf finden, und ich fürchte, die Enten-Weihnacht muss auf morgen verschoben werden.«
    »Warum das?«, wollte Alice wissen, während sie weiterliefen.
    »Gehen Sie nach oben, holen Sie sich eine Wolljacke und einen dicken Schal, wir treffen uns in ein paar Minuten wieder hier.«
    Was für ein merkwürdiger Tag, sagte sich Alice, während sie die Treppe hinauflief. Dieser Heiligabend verlief ganz anders, als sie gedacht hatte. Zuerst das unvorhergesehene Frühstück mit ihrem Nachbarn, den sie vorher kaum ertragen hatte, dann dieses unerwartete Gespräch … Warum hatte sie ihm die Geschichte anvertraut, die sie für absurd und unlogisch hielt?
    Sie öffnete die Schublade ihrer Kommode. Eine Wolljacke und einen Schal hatte er gesagt. Sie konnte sich nicht entscheiden, was zusammenpasste. Sie zögerte zwischen einer marineblauen Jacke, die ihre Figur betonte, und einer aus grob gestrickter Wolle.
    Schließlich betrachtete sie sich im Spiegel, brachte ihr Haar in Ordnung, entschied sich gegen jegliches Make-up, denn schließlich handelte es sich nur um einen Höflichkeitsspaziergang.
    Dann verließ sie ihre Wohnung, doch als sie auf die Straße trat, war Daldry nicht da. Vielleicht hatte er es sich anders überlegt, schließlich war dieser Mann irgendwie seltsam.
    Es hupte zweimal, und ein nachtblauer Austin 10 hielt am Bordstein. Daldry stieg aus, um Alice die Beifahrertür zu öffnen.
    »Sie haben ein Auto?«, fragte sie überrascht.
    »Ich habe es gerade gestohlen.«
    »Ernsthaft?«
    »Hätten Sie Ihrer Wahrsagerin auch geglaubt, wenn Sie Ihnen vorhergesagt hätte, dass Sie im Punjab-Tal einen rosa Elefanten treffen werden? Natürlich habe ich ein Auto.«
    »Danke, dass Sie sich so unverblümt über mich lustig machen. Entschuldigen Sie meine Verwunderung, aber Sie sind der einzige Mensch, den ich kenne, der einen eigenen Wagen besitzt.«
    »Es ist ein gebrauchtes Modell und weiß Gott kein Rolls-Royce, das werden Sie sehr schnell an der Federung feststellen, aber der Motor kocht nicht, und es erfüllt anständig seine Aufgabe. Ich parke es immer an den Kreuzungen, die ich male, es taucht auf jedem Bild auf – das ist eine Art Ritual.«
    »Irgendwann müssen Sie mir Ihre Bilder zeigen«, sagte Alice und stieg ein.
    Daldry nuschelte ein paar unverständliche Worte, die Kupplung schleifte ein wenig, und der Wagen fuhr an.
    »Ich will ja nicht neugierig sein, aber könnten Sie mir sagen, wohin wir fahren?«
    »Wohin schon? Nach Brighton natürlich«, gab Daldry zurück.
    »Nach Brighton? Warum denn das?«
    »Damit Sie diese Wahrsagerin konsultieren und ihr alle Fragen unterbreiten können, die Sie ihr schon gestern hätten stellen sollen.«
    »Aber das ist doch total verrückt …«
    »In eineinhalb oder – wenn die Straßen
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