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Die Zuflucht

Die Zuflucht

Titel: Die Zuflucht
Autoren: Ann Aguirre
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meiner Angst.
    Caroline wollte gerade etwas zu ihm sagen, aber Elder schnitt ihr das Wort ab. » Dein Gatte wünscht, dass du im Haus bleibst. Geziemt es sich für ein Weib, sich dem Wunsch ihres Mannes zu widersetzen?«
    Ich war zwar nicht der Meinung, dass Frauen alles tun sollten, was ihre Männer ihnen sagten, aber Carolines Verhalten zeigte deutlich, wie sehr ihr eigenes Tun von dem abwich, was sie von anderen verlangte. Sie schnaubte wütend und stürmte mit dem harten Kern ihrer Gefolgschaft davon. Dennoch gab ich mich nicht der Vorstellung hin, dass damit alles geregelt war. Lediglich die akute Gefahr war vorüber.
    Â» Komm her, Zwei.« Der Stadtvorsteher blickte mich milde an.
    Ich kannte diesen Gesichtsausdruck. Allzu oft verbargen sich dahinter dunkle Absichten, aber ich konnte nicht ewig hier oben bleiben, also nickte ich Harry kurz zu und kletterte die Leiter hinunter.
    Bigwater legte mir eine Hand auf die Schulter und führte mich durch die Menge. Seine Geste behagte mir nicht, aber wahrscheinlich wollte er mich nur beschützen und jeden warnen, die Finger von mir zu lassen. Also ließ ich es mir gefallen, ohne ihm dafür einen Magenschwinger zu verpassen.
    Â» Ich glaube, ich kann dieses Problem auf eine Weise lösen, die uns beiden gefallen wird.«
    Â» Wie das?«, fragte ich argwöhnisch.
    Im schwindenden Nachmittagslicht sah Elder genauso erschöpft aus wie die Wachen. Er hatte neue Falten im Gesicht, und seine Augen saßen noch tiefer in den Höhlen. » Du weißt, wie verzweifelt unsere Lage ist. Wir können nicht mehr lange durchhalten.«
    Das hatte er mir in der Tat hinreichend klargemacht. Ich nickte.
    Â» Ich muss jemanden um Hilfe schicken«, sprach er leise weiter. » Entlang der Handelsroute gibt es noch andere Siedlu…«
    Â» Ich habe Draufgängers Karten.«
    Â» Gut. Ich glaube, das war auch der Grund, weshalb er sie dir vermacht hat, Zwei. Jetzt, da er nicht mehr ist, bist du diejenige, die am ehesten weiterführen kann, was er begonnen hat. Niemand hat so viel Erfahrung mit dem Überleben in der Wildnis wie du.«
    Ich wog in Gedanken die Möglichkeiten ab und sah beunruhigende Parallelen zu dem Selbstmordkommando, auf das sie den blinden Balg aus Nassau geschickt hatten. Meine Erfahrung war keine Überlebensgarantie, aber wenn ich hierblieb, würde ich so oder so sterben, so viel war sicher. Entweder würde Carolines Mob mich vor die Tore werfen, oder die Freaks würden die Stadt stürmen. Eine andere Möglichkeit sah ich nicht. Wenn ich Bigwaters Auftrag annahm, konnte ich mir wenigstens aussuchen, wie ich starb, wie auch Draufgänger es getan hatte. Vielleicht hatte er aber auch gar nicht gewollt, dass ich gehe. Vielleicht behauptete Elder das nur, um mich von seinem Plan zu überzeugen.
    Aber es war ein guter Plan, und die Aussicht, Draufgänger stolz zu machen, gefiel mir. Er hatte mir zweimal das Leben gerettet, und jetzt war ich an der Reihe, etwas für ihn zu tun, selbst wenn er es nicht mehr erlebte.
    Â» In Ordnung«, sagte ich ruhig. » Ich brauche nur noch Zeit, um mich zu verabschieden und es meinen Pflegeeltern zu erklären. Oma Oaks wird die Nachricht nicht gut aufnehmen.«
    In Elders Augen flackerte ehrlich empfundene Trauer auf. » Wegen Daniel.«
    Â» Ja, Sir.«
    Â» Ich werde alle nötigen Vorbereitungen für deine Reise treffen lassen«, erwiderte er und überlegte dann kurz. » Du bist ein mutiges Mädchen und eine Zierde für diese Stadt, ganz egal, was meine Frau auch sagen mag.«
    Â» Danke.« Es sollte mich nicht kümmern, was der Stadtvorsteher von mir hielt, trotzdem taten seine Worte mir gut, denn sie bedeuteten, dass ich alles richtig gemacht und etwas bewirkt hatte. Blieb nur noch ein letztes Problem. » Wie komme ich hier raus?«
    Â» Es wissen nur wenige, Zwei, aber als die Stadt gegründet wurde, grub man einen geheimen Tunnel. Er beginnt im Keller meines Hauses und endet ein kurzes Stück hinter der Schutzmauer. Ich weiß nicht, in welchem Zustand er mittlerweile ist, denn er wurde seit fünfzig Jahren nicht benutzt. Du wirst vorsichtig sein müssen.«
    Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. » Am besten gehe ich noch heute Nacht. In der Dunkelheit kann ich mich besser an den Freaks vorbeischleichen.«
    Â» Dann sehen wir uns in meinem Haus.«
    Er drückte mir zum Abschied die Schulter, und
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