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Die Zucker-Fett-Falle

Die Zucker-Fett-Falle

Titel: Die Zucker-Fett-Falle
Autoren: Olaf Adam
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wenn sich unser Gehirn in dieser im Rahmen der Menschheitsentwicklung sehr kurzen Zeit vergrößert hat und uns so zum Homo sapiens (lateinisch »weiser Mensch«) werden ließ – für die notwendigen Stoffwechselanpassungen des Menschen an den modernen bewegungsarmen und übersättigten Lebensstil war die Zeit viel zu kurz. Aus evolutionärer Sicht sind wir nach wie vor dafür gemacht, pro Tag 10 bis 20 Kilometer zu gehen und zu laufen und nur hin und wieder – wenn es etwas Besonderes sein soll – etwas Fettes und Süßes zu essen. Biologisch betrachtet ist unser moderner Lebensstil, in den wir hineingeboren wurden und den wir nur deshalb als »normal« erleben, also alles andere als normal.
Allesesser Mensch
    Der Alltag unserer Vorfahren war nur von einer Tätigkeit bestimmt: der ständigen Suche nach Nahrung für sich und ihre Sippe. Die Versorgung mit Fleisch (tierisches Eiweiß und Fette, auch enthalten in Vögeln und Fischen) wurde durch den Jagderfolg bestimmt. Nüsse, Wurzeln, Früchte und Kräuter und noch später Getreide (Kohlenhydrate und pflanzliche Öle) gab es nur zu bestimmten Jahreszeiten. Die zucker- und fetthaltigen Nüsse fanden Steinzeitmenschen nur vor dem Winter und der nun folgenden Hungerperiode. Heute machen wir uns keine Vorstellung davon, dass diese Lebensumstände bis ins Industriezeitalter hinein Normalität waren. Wenn auch die Jagd nicht länger den Alltag prägte, das Nahrungsangebot blieb begrenzt. Erst die Verfügbarkeit von Kohle und Maschinen im Zuge der industriellen Revolution erlaubte es, seit etwa 1900 Zucker und Fett in größeren Mengen herzustellen, sodass breite Bevölkerungsschichten damit versorgt werden konnten. Noch 1929 priesen Ärzte die nährenden Eigenschaften des Zuckers. Der allgemeine Fettverzehr begann mit der Erfindung der Margarine im Jahr 1920 zu steigen. Ständig steht uns die Kombination von Fett und Kohlenhydraten erst seit etwa 1960 zur Verfügung – nach dem Einzug des Kühlschranks in die Haushalte.
    Von der Steinzeit bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts gab es die Kombination von zucker- und fettreichen Lebensmitteln nur ausnahmsweise. Die Jäger und Sammler lebten entweder von fettarmem Fleisch (»Low-Carb«) oder pflanzlicher Kost aus Wurzeln, Pilzen, Früchten und Kräutern (»Low-Fat«).
Devise: Fett sparen für Notzeiten
    Essen, Bewegung, Hunger und wieder Essen bestimmten beim Menschen in der Steinzeit den Stoffwechselrhythmus dieses Allesessers. Die besten Überlebenschancen hatte dabei derjenige Viel- und Schnell(fr)esser, der sich gleich nach der Mahlzeit zur Ruhe begab und die verzehrte Nahrung so am besten speichern konnte. Ausreichend große Fettdepots sorgten auch in Zeiten des Mangels für eine ausreichende Versorgung mit Energie. Wer also am besten speichern konnte, lebte am längsten. Und je mehr, desto besser. Deshalb hat unser Gehirn auch keine Sensoren für »zu viel Fett« oder »zu viel Kohlenhydrate« entwickelt. Wohl aber für »zu wenig«. Kohlenhydrate kann der Körper übrigens kaum speichern. Dafür sorgen sie im Gegenzug dafür, dass jedes gleichzeitig verzehrte Quäntchen Fett sofort in die Depots wandert – für die nächste Hungerperiode. Der Hunger plagt den modernen Menschen genauso wie seinen Vorfahren. Nach dem Stress eines Kampfes war der Steinzeitmensch besonders hungrig – die verbrauchte Energie sollte so schnell wie möglich – am besten mit einem kleinen Überschuss für den nächsten Kampf – wieder zur Verfügung stehen.
    Die Verbindung von Stress und Hunger besteht bis heute, nur erleben wir Stress nicht mehr zusammen mit körperlichen Extremleistungen. Im Gegenteil: Wir verbrauchen bei unserem Alltagsstress gar keine oder kaum Energie. Deshalb werden die unter Stress verzehrten Energieüberschüsse in die Fettzellen geschleust. Diese lebensnotwendigen Reserven boten in Urzeiten einen echten Überlebensvorteil, weshalb sie fest in unseren Erbanlagen verankert wurden und uns bis heute dazu veranlassen, süß und fett zu bevorzugen, uns den Teller am Büfett voll zu laden, schnell zu essen und nach einer üppigen Abendmahlzeit einen Fernsehabend auf der Couch zu genießen.
    Wenn das Sparprogramm läuft
    Aber mehr noch: Damit der Mensch in der Steinzeit überhaupt überleben konnte, entwickelte sein Stoffwechsel zudem – wie auch der Stoffwechsel von Tieren – ein Sparprogramm. Das wurde (und wird) sofort eingeschaltet, sobald die Nahrung verdaut war und kein Nachschub erfolgte.
    Mit dem
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