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Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die zerborstene Klinge: Roman (German Edition)
Autoren: Kelly McCullough
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einfacher machen«, stimmte ich zu. »Vielleicht sollten wir eine Vereinbarung treffen.«
    »Vereinbarung ist mehr oder weniger mein zweiter Vorname«, sagte Fei. »Sagt mir, was Ihr wollt, dann reden wir.«
    »Zwei Dinge. Maylien übernimmt Marchon.«
    »Selbstverständlich.«
    »Aral Königsmörder war nie hier.«
    Fei lächelte. »Soweit ich informiert bin, wurde Aral Königsmörder seit dem Untergang des Tempels der Namara nicht mehr gesehen.«
    »Und im Gegenzug?«, fragte ich.
    »Oh, alles Mögliche. Zunächst ist Marchon eine reiche Baronie, und ich bin nur eine arme Staatsdienerin.«
    Maylien nickte. »Ich bin überzeugt, wir können die Besserstellung von Hauptmann Fei mit einer großzügigen Gabe erreichen. Was noch?«
    »Nun«, sagte Fei zu mir, »Ihr wisst, womit ich es üblicherweise zu tun habe. Ich bin überzeugt, Ihr könntet mir in Zukunft bei vielen Dingen eine große Hilfe sein. Nehmen wir beispielsweise diese Sache mit ... Nein.« Bedeutungsvoll sah sie sich zu Devin um, der sich eben auf die Beine gemüht hatte, und schüttelte den Kopf. »Reden wir später darüber, unter vier Augen. Jetzt muss reichen, wenn ich sage, dass Ihr mir neunundneunzig Arten von Gefälligkeiten schuldet, wenn wir ins Geschäft kommen sollen.« Sie schniefte und drehte den Kopf zu dem brennenden Flügel des Gebäudes um. »Ziemlich verqualmt. Solltet Ihr zwei nicht etwas gegen das Feuer unternehmen?«
    »Ja«, sagte Maylien, »wahrscheinlich, allerdings habe ich keine Ahnung, was. Ich nehme an, wir werden den ganzen Flügel verlieren, aber ich hoffe, die Feuerbanne werden den Rest des Gebäudes schützen.«
    In diesem Moment kamen Heyin und seine Leute die Auffahrt heraufgerannt. Maylien eilte ihnen entgegen, während Devin davonhumpelte. Ich folgte Maylien.
    Aus dem Augenwinkel erhaschte ich den Schatten eines Tayras, der seine Nase an die eines Drachens drückte. Dann ließ der Tayra traurig die Schultern herabsacken, und der Drache kam hinter mir her.

Epilog
    A m Rand des Orangenhains hielt ich inne und zog den Vorhang aus Schatten beiseite, der mein Gesicht bedeckt hatte. Ich wollte einen genaueren Blick auf den Balkon im zweiten Obergeschoss und mein Ziel werfen. Der Mond stand hoch am Himmel, war beinahe voll und sorgte für klare Sicht.
    Die Kletterei war kein Problem. Aber das Dickicht aus Reichsbuschrosen, das ich passieren musste, um zu der Wand zu gelangen, stellte ein schmerzhaftes Hindernis dar. Bedauerlicherweise war ihre Blütezeit, die mir eine kleine Wiedergutmachung für all das Blut hätte bieten können, das ich verlieren würde, wenn ich mich durch sie zwängte, jetzt, Anfang Herbst, längst vorbei.
    Rasch und tief gebückt, verborgen in Triss’ umhüllender Gegenwart, überquerte ich das offene Gelände vor der Rosenhecke. Dann arbeitete ich mich in aller Ruhe durch die Wand aus Dornen hindurch zur Ecke des Gebäudes vor. Von dort aus war es leicht, auf die Höhe der Fenster im ersten Stock hinaufzuklettern und sie dazu zu benutzen, den Balkon zu erreichen. Ein kurzer Sprung brachte mich weiter zum Geländer. Hinüber und schnell runter in den Schatten eines Pflanztopfes, und ich war in Position. Jetzt musste ich nur noch warten.
    Und nicht einmal lange. Ich kann nicht länger als eine Viertelstunde dort gewesen sein, als sich die Tür zum Haus öffnete. Zwei Diener kamen mit einem Tablett und einigen Kissen heraus und gingen rasch zu dem kleinen Marmortisch unter der Überdachung. Sie stellten zwei Gläser und zwei Teller auf den Tisch, eine Lampe, mehrere Karaffen und kleine, abgedeckteSchüsseln. Dann legten sie Kissen auf drei der vier Stühle. Sie trugen rote Hemden und Hosen, wie es derzeit die Mode für Dienstboten gebot, und vage verständnislose Mienen, wie es die Mode für jedermann stets gebot, der es mit den Marotten des Adels zu tun bekam.
    Kaum war der Tisch gedeckt, zogen sie sich ins Haus zurück, ließen aber die Tür geöffnet. Einen Moment später kam die Baronin Marchon heraus, groß, athletisch, das lange, dunkle Haar zu einem Zopf geflochten und auf den Lippen ein verruchtes Lächeln, das ich nur zu gut kannte. Auf ihrer Schulter thronte ein kleiner Gryphinx.
    »Aral ...« Sie setzte sich an den Tisch. »Komm, setz dich. Sprich mit mir.«
    Ich ließ die Schattendeckung, die Triss mir geboten hatte, fallen und ging über die Marmorfliesen zu dem Tisch, um den zweiten Stuhl einzunehmen. Ein Drachenschatten rollte sich auf dem dritten zusammen und bekam bald Gesellschaft von
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