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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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Asahi Journal veröffentlicht wurde. Seit seinem Tod am 21. Dezember kamen seine Nachfolger zum Antaiji, um seiner verstorbenen Seele Weihrauch darzubringen. Die meisten erinnern sich an ihn nicht als einen Menschen, der „sein ganzes Leben an Zazen verschwendete“. Einer sagte: „Sawaki Roshi hat General Ugaki die Meinung gesagt!“ Ein anderer: „Als er den alten Herrn Matsunaga traf, tat er dies und das.“ Noch ein anderer meinte: „Als ich ihn nach der Suez-Krise fragte, war ich von seiner Antwort sehr beeindruckt, obwohl ich nicht recht verstand, was er meinte. Er sagte: ‚Du solltest den Kanal mit einer kesa (Mönchsrobe) bedecken.‘“
       Im Russisch-Japanischen Krieg (1904-1905) war Sawaki Roshi ein mutiger und hochdekorierter Soldat gewesen. Er sagte immer: „Als Draufgänger war ich ein unschlagbar.“ Doch sogleich betonte er: „Das ist nur die Größe eines Mori no Ishimatsu [3] .“
       Sawaki Roshi war von Geburt an ein starker und anregender Mensch, der andere Menschen führen konnte und sie anzog wie ein Magnet. Das war sein Karma, für ihn so natürlich wie für eine Katze das Mäusefangen oder für einen Moschushirsch das Verströmen eines anziehenden Duftes. Das war nicht seine Größe als Buddhist.
       Früher oder später wird eine Sammlung mit Anekdoten aus seinem Leben veröffentlicht werden, doch die wird die Menschen nur unterhalten und keinen Buddhismus lehren. Manchmal verfehlen wir das Ziel, wenn wir einen Menschen preisen. In diesem Fall besteht dann keine Verbindung zwischen seinem „Verschwenden des Lebens an Zazen“ und der Größe seines Charakters.

Zum Selbst zurückkehren

    Sawaki Roshi : Du kannst mit anderen keine Fürze austauschen, oder? Jeder muss sein eigenes Selbst leben. Wer sieht gut aus? Wer ist schlau? Du oder ich? Es gibt keinen Grund, dich mit anderen zu vergleichen.

    Uchiyama Roshi : Sawaki Roshi widmete sein ganzes Leben Zazen. Wie beschrieb er es? In seiner frühen Lehre sagte er oft: „Zazen macht das Selbst zum Selbst“ und „Zazen machen heißt, mit dem Selbst vertraut zu werden.“ Zazen zu üben bedeutet, alles abzuwerfen und nur zu sitzen, wodurch „das Selbst zum Selbst“ gemacht wird.
       Bald werden Abschluss- und Aufnahmeexamen in den Schulen abgehalten. Manche Studenten werden wegen ihrer schlechten Noten in den Examen Selbstmord begehen. Das heutige Erziehungssystem lehrt nur Wettbewerb. Es lehrt nicht, wie man zum Selbst zurückkehren kann. Darum entstehen solche Tragödien.
       Ob du andere bezwingst oder von ihnen bezwungen wirst, du lebst aus dem Selbst heraus, das nur das Selbst ist. Du wirst nie zu jemand anderem. Ohne dich um Erfolg oder Versagen zu sorgen, kehre zurück zum Selbst. Zazen ist die Übung, bei der du „alle Vorstellungen und Angelegenheiten loslässt“ (Dogen Zenjis Fukan Zazengi ). Im Sutta Nipata sagte Buddha: „Mach dich selbst zur Zuflucht und sei von nichts gebunden, während du durchs Leben gehst.“ Dogen schrieb im Genjokoan : „Buddhismus zu studieren bedeutet das Selbst zu studieren.“ Ohne dadurch, dass du dich mit anderen vergleichst, hin- und hergerissen zu werden, lass dich zum wahren Selbst nieder. Nach Buddhas Lehre ist das der wesentliche Weg, den Geist zu befrieden. Es ist das reinste Zazen.

    Sawaki Roshi : Sitze aufrecht auf deinem Platz, jenseits jeder Frage, ob du großartig bist oder nicht.

Umstände

    Sawaki Roshi : Heutzutage sagen Gangster und Schläger oft: „Meine Lebensumstände waren schlecht“, um zu entschuldigen, dass sie ein Verbrechen begangen haben, für das sie ins Gefängnis kommen. Welche Umstände sind gut oder schlecht? Ist es gut, arm geboren zu werden? Ist es schlecht, reich geboren zu werden? Wie schade, wenn du – obschon als Mensch geboren – nicht deines wahren Selbst gewahr wirst. Das sind wirklich schlechte Umstände!

    Uchiyama Roshi : Als Sawaki Roshi fünf Jahre alt war, starb seine Mutter. Als er acht war, sein Vater. Er wurde von Bunkichi Sawaki adoptiert. Bunkichi gab sich als Papierlaternenhersteller aus, war aber ein professioneller Spieler. Bald nachdem Sawaki Roshi mit seinen neuen Eltern zu leben begonnen hatte, bat ihn sein Stiefvater, nach der Polizei Ausschau zu halten. Damals war Saikichi (Sawaki Roshis Name als Laie) darüber erstaunt. Sein Zuhause lag in einer Hintergasse des Rotlichtbezirks. Als er wegen einer beinahe tödlichen Verwundung aus dem Russisch-Japanischen Krieg zurückkehrte, fand Saikichi seine Stiefmutter, die
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