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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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religiöser Innensicht zu führen bedeutet, tief das universelle menschliche Ideal zu untersuchen, es in einem selbst zu verwirklichen und Augenblick für Augenblick zu leben. Wenn etwas, das irrtümlicherweise Religion genannt wird, sich überallhin ausbreitet, indem es den Wünschen der Massen schmeichelt, sollte es nicht Weltreligion genannt werden. Wir müssen es als Ketzerei ansehen, die sich auf der ganzen Welt wie eine Epidemie ausdehnt. Eine Religion, die aufrichtig das universelle menschliche Ideal untersucht und Menschen zeigt, wie sie es verwirklichen können, kann als Weltreligion bezeichnet werden, selbst wenn ihr nur eine oder eine halbe Person ihr Leben widmet.

Treue

    Sawaki Roshi : Als Hojos Truppen die Chihaya-Burg von Kusunoki Masashige angriffen, sollen die Freunde der gefallenen Krieger des Hojo-Clans diese angeblich wegen ihres „glorreichen Todes“ auf dem Schlachtfeld mit den Worten gepriesen haben [6] : „Ein Mann verliert sein Leben nutzlos auf der Suche nach Ruhm. Warum gibt er nicht zum Wohle des Dharma sein Leben hin?“

    Mit dem Sino-Japanischen Krieg (1894–1895) und dem Russisch-Japanischen Krieg (1904–1905) dehnten wir das japanische Gebiet aus und annektierten Korea. Wir glaubten, es wirklich geschafft zu haben. Doch als wir den Zweiten Weltkrieg verloren, verloren wir alles und verstanden, dass wir nur die Feindschaft anderer Länder erzeugt hatten.
    Menschen reden oft von Treue, doch ich frage mich, ob sie die Richtung ihrer Treue und ihrer Handlungen kennen. Ich war selbst während des Russisch-Japanischen Krieges Soldat und kämpfte unerbittlich auf dem Schlachtfeld. Doch seit wir verloren haben, was wir einst gewannen, kann ich erkennen, dass unsere Taten nutzlos waren. Es gibt überhaupt keinen Grund, einen Krieg zu führen.

    Uchiyama Roshi : Weil Sawaki Roshi im Russisch-Japanischen Krieg kämpfte, gelten seine Worte nicht nur anderen, sondern auch ihm selbst, als Selbst-Reflexion. Wir, die vor dem Zweiten Weltkrieg in der Schule waren, bekamen eingetrichtert, dass Japan die größte Nation auf Erden sei und all sein Handeln gerecht und dass wir persönliche Unsterblichkeit erlangten, wenn wir Japan treu blieben. Wir glaubten das wirklich. Nach dem Krieg konnten die meisten Japaner sehen, dass das nicht stimmte, und einige von ihnen wandten sich vom Nationalismus ab.
       Wenn wir über unsere Vergangenheit nachsinnen und an die Zukunft denken, sollten wir nicht nur unsere Loyalität Japan gegenüber in Frage stellen, sondern die Loyalität jeder Nation gegenüber. Welchem Land du auch immer ergeben bist, es wird doch nur eine Seite im Buch der Geschichte sein. „Wenn die Truppen gewinnen, wird ihre Seite loyal genannt; wenn die Truppen verlieren, wird ihre Seite rebellisch genannt.“ Wichtig sind ein klares Betrachten des Selbst sowie vernünftiges und besonnenes Handeln.

    Sawaki Roshi : Was ist das wahre Selbst? Es ist auf strahlende Art transparent, wie ein tiefblauer Himmel. Es gibt keine Kluft zwischen dem wahren Selbst und allen fühlenden Wesen.

Die guten alten Ansichten

    Sawaki Roshi: Was die Erwachsenen den Kindern predigen, sind oft nichts als veraltete Ansichten. Die Ansicht, dass Gutes gut und Schlechtes schlecht ist, hat ihre besten Tage längst hinter sich.

    Auch beim Gemüse wird das, was einmal essbar war, ungenießbar, wenn es seine besten Tage hinter sich hat. Wir müssen die Dinge stets aus einem frischen Blickwinkel heraus betrachten.

    „Das ist eine wichtige Sache!“ Was ist eine wichtige Sache? Es gibt überhaupt keine so wichtigen Sachen. Wenn wir sterben, müssen wir alles zurücklassen. Die Kulturgüter und „Schätze der Nation“ in Nara oder Kioto werden früher oder später verloren gehen. Wir könnten sie auch jetzt gleich in Brand stecken!

    Uchiyama Roshi: Mir begegnen öfters Leute, die von dem neuesten Buch irgendeines Philosophieprofessors schwärmen: „Das ist wirklich ein Wahnsinnsbuch! Hast du es auch gelesen?“ Wenn ich sie dann aber Frage, ob sie das Buch auch verstanden haben, sagen sie: „Nein, wie sollte ich? Es ist wirklich schwer.“
       Die meisten Japaner bilden sich nicht viel auf ihre Fähigkeiten ein: Wenn sie das Buch eines berühmten Professors lesen, gehen sie davon aus, dass es ein gutes Buch sein muss, und dass es nur an ihnen selbst liegt, wenn sie es nicht verstehen. Das gilt auch für all die Leute, die nach dem Krieg vor den Buchläden Schlange standen, um sich eins dieser missratenen Werke
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