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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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Nishida Kitaros zu kaufen. Die kamen gar nicht auf die Idee, dass es nicht an ihnen liegen könnte, dass ihnen diese Werke so unverständlich vorkamen.
       Manche mögen auch schockiert sein, wenn sie hören, was Sawaki Roshi über die altehrwürdigen Kulturschätze in Kioto und Nara zu sagen hat:

    Sawaki Roshi: Wofür sind der Todaiji und der Horyuji und all die anderen Tempel eigentlich gebaut worden? Letztendlich nur, um sich darin Taugenichtse als Bonzen zu halten, so wie der Bauer sich Schafe und Kühe hält. Kein Wunder also, wenn es Mönche gibt, die den Kinkakuji oder Enryakuji in Brand setzen. Das Gleiche gilt auch für den Ginkakuji.

Menschlicher Fortschritt

    Sawaki Roshi : Nach all ihren Bemühungen, indem sie ihr Hirn so intensiv wie möglich anstrengte, befindet sich die Menschheit heute doch an einem toten Punkt. Menschen sind Idioten. Wir halten uns für Weise und tun närrische Dinge.

    Trotz wissenschaftlichen Fortschritts haben Menschen keine Größe erreicht.

    Seit den Anfängen der Geschichte haben Menschen immer gegeneinander gekämpft. Egal wie groß oder klein ein Krieg ist, die Wurzel dafür ist in unseren Köpfen; diese Köpfe haben einen Hang zum gegenseitigen Anknurren.

    Du solltest nicht vergessen, dass die moderne wissenschaftliche Kultur auf der Grundlage niedersten Bewusstseins entstand.

    „Zivilisation“ heißt das Gerede der Welt. Doch Zivilisation und Kultur sind nichts als die gemeinsame Entwicklung illusorischer Wünsche. Egal wie viele Winkel illusorischer Wünsche du in deinem Hirn hast, vom Standpunkt des Buddhismus aus werden sie den Menschen nie bedeutenden Fortschritt bringen. „Fortschritt“ heißt das Gerede der Welt – doch in welche Richtung schreiten wir fort?

    Uchiyama Roshi : Die Menschen sind heute verwirrt vom Fortschritt in Wissenschaft und Technologie und halten menschlichen Fortschritt für identisch mit dem Fortschritt der Wissenschaft. Weil die Fortschritte der Wissenschaft vor allem innerhalb wissenschaftlicher Disziplinen von Bedeutung sind, müssen wir sie klar von menschlichem Fortschritt unterscheiden. Arnold Toynbee [7] sagte: „Unsere moderne Gesellschaft hat das Tempo von Adams ursprünglicher Sünde mit explosiver Energie erhöht. Das ist alles. Und wir haben uns nie von der Ursünde befreit.“ Wirklicher menschlicher Fortschritt würde uns von jenem Geist niedersten Bewusstseins befreien, der sagt: „Ich baue auf einen leichten Erfolg. Um ihn zu erlangen, muss ich andere bekämpfen.“

Die eigene Meinung

    Sawaki Roshi : Menschen sind nicht gleich. Unser Bewusstsein ist unser eigener individueller Besitz.

    Jeder sieht die Welt nur aus seinem eigenen Loch und schleppt seine Meinungen und Gedanken mit sich durch die Welt. Darum gibt es so viel Ärger.

    Uchiyama Roshi : Normalerweise halten wir uns für sehr wichtig. Für uns steht fest, dass unsere eigenen Gedanken der beste Maßstab aller Dinge sind, und wir beurteilen die Handlungen anderer und die Bedingungen um uns herum danach, ob sie gut oder böse sind. Wenn Dinge laut unserem Urteil nicht gut laufen, werden wir wütend, geraten in Aufruhr und haben danach unangenehme Gefühle. Wenn du in solchen Zeiten erkennst, dass die Welt nicht nur für dich existiert und dass deine Einschätzung der Dinge nicht allgemeingültig ist, wirst du freier atmen können und anderen keinen Ärger machen müssen.
       Prinz Shotoku (574–622 A.D.) drückte das gelungen in der Verfassung der 17 Artikel aus. Er sagte: „Wenn du recht hast, haben andere unrecht; wenn andere recht haben, dann hast du unrecht. Du liegst nicht immer richtig; andere auch nicht. Wir sind alle nur gewöhnliche Menschen.“ Das heißt: Auch du bist eine gewöhnliche Person, nicht nur der andere.

Essen sammeln und Eier ausbrüten

    Sawaki Roshi : Jeder taucht in sein eigenes Leben ein und lebt im blinden Glauben daran, dass da etwas Besonderes in seinen täglichen Verrichtungen sein müsse. Doch in Wirklichkeit unterscheidet sich ein menschliches Leben nicht von dem einer Schwalbe: Die Männchen sammeln Essen und die Frauen brüten Eier aus.

    Uchiyama Roshi : Dies ist die Saison der Schwalben. Menschen, die in der Stadt und im Schatten großer Gebäude arbeiten, verpassen wohl das Brüten der Schwalben im Frühling. Es ist doch ein liebenswerter Anblick, sie während des Frühlings und frühen Sommers zu beobachten, nicht wahr?
       Manche Menschen leben einfach von Tag zu Tag und sehen ihr Leben nie als Ganzes.
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