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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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ausmache, soll nie zu einem Ende gekommen sein. Vertrau nicht aufs Horoskop: Wie wir unser Leben zu leben haben, steht nicht fest!

    Uchiyama Roshi: Manche Sektenanhänger missionieren auf der Straße, indem sie die Leute fragen: „Sind Sie wirklich glücklich?“ Damit legen sie ihren Finger auf einen wunden Punkt von uns Menschen: Wir versuchen verzweifelt, glücklich und zufrieden zu sein, aber so richtig scheint uns das nie zu gelingen. Selbst wenn wir glücklich verliebt sind, bekommen wir dieses „Glück“ doch nie richtig fest in den Griff – es währt nicht für das ganze Leben. Zumindest nicht für die gewöhnlichen Sterblichen unter uns.
       Deshalb lassen sich manche von denen, die keine gute Antwort auf die Frage nach wahrem Glück finden, breitschlagen von dem Versprechen: „Wenn Sie unserer Religion beitreten, werden Sie wirklich glücklich und zufrieden sein!“ Warum kommt keiner auf die Idee, einfach zurückzufragen: „Was meinst du den überhaupt mit ‚wirklichem Glück’?“
       Wenn die Antwort lauten sollte, dass wirkliches Glück bedeute, Geld zu haben, beliebt bei den Freunden zu sein und sich guter Gesundheit zu erfreuen, dann wird dich nichts unglücklicher machen als dein Tod. Denn der Tod wird dir unvermeidlicherweise all das Geld, all die Freunde und Gesundheit wieder abnehmen. Solange du glaubst, dass wirkliches Glück oder Zufriedenheit etwas damit zu tun habe, sich „glücklich“ oder „unglücklich“, „zufrieden“ oder „unzufrieden“ zu fühlen, wird nicht nur die Diskussion zwischen Kater und Gaul zu keinem Ergebnis kommen, sondern auch du selbst wirst nie eine Antwort auf diese Frage finden.

    Sawaki Roshi: Schönheit ist keine Garantie für ein glückliches Leben. Eine ist so beliebt bei den Männern, dass sie schon ihr drittes Kind hat, das seinen Vater nicht kennt.
       Ihr liebt euch? Aber vielleicht nicht fürs ganze Leben.
       Es gab da schon welche, die liebten sich so, dass sie zusammen Selbstmord begingen, um im Tod für immer vereint zu sein. Einer von beiden überlebte und verliebte sich kurz darauf von neuem.
       Die Menschen sind bemitleidenswert ...

Menschen vom Fließband

    Sawaki Roshi: Es fängt bereits mit dem Unterricht in der Schule an: Prüfungen halten, Punkte verteilen, die Menschen nach ihren Leistungen gruppieren und nummerieren – wie blödsinnig! Was bedeuteten Worte wie „wichtig“ und „unwichtig“ überhaupt? Ist es „wichtig“, ein gutes Gedächtnis zu haben? Ist einer, der ein schlechtes Gedächtnis hat, ein schlechter Mensch? Gibt es nicht viele Idioten mit einem guten Gedächtnis?
       Und diejenigen, die bei der Notenverteilung auf der untersten Stufe gelandet sind, verfluchen ihr Schicksal und verbringen den Rest ihres Lebens in Argwohn. Und dabei merken sie nicht, dass dieser Argwohn ihr eigentliches Problem ist.

    Uchiyama Roshi: Das Mädchen im Nacht-Club, das die meisten Kunden hat, ist die Nummer Eins. Bedeutet das, dass sie weniger einsam ist als die anderen? Ist sie nicht bloß das Produkt im Laden, das sich gerade am besten verkauft? Aber selbst wenn du dich gut verkaufst, wirst du dich einsam fühlen, sobald du erkennst, dass du nur ein Produkt im Regal bist.
       Die Schulen sind heute nichts als Fabriken, in denen solche Produkte am Fließband hergestellt werden. Und das Ziel der „Erziehung“ ist, die Produkte so teuer zu verkaufen wie möglich: von einer guten Grundschule an ein gutes Gymnasium, von einem guten Gymnasium an eine gute Universität. Und das Ziel des Unistudiums liegt darin, einen guten Job zu bekommen. Auf diese Weise wirst du von einer Schule in die nächste befördert, bis du endlich am Schreibtisch irgendeiner Firma landest, die dich als Menschenmaterial verschachern wird.
       Es ist nur natürlich, dass die Jugend auf ihre Weise gegen diese Form von Ausbeutung protestiert. Andererseits ist es aber nicht genug, einfach zu sagen: „Ich scheiß auf diese Gesellschaft!“ Das wird deine Probleme nicht lösen, denn am Ende scheißt du damit nur auf dein eigenes Leben.

    Sawaki Roshi: Ursprünglich bedeutete Studium, Einblick in das eigene Leben zu gewinnen. Heute ist daraus eine Qualifikation für das Berufsleben geworden.

Psychologie des Mobs

    Sawaki Roshi : Die Psychologie des Mobs kommt mir so seltsam vor. Wenn Menschen etwas nicht wissen, sollten sie besser nichts sagen. Doch Menschen tun Dinge, sagen Dinge und hängen sich an andere, ohne eigene Überzeugungen zu haben.
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