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Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)

Titel: Die Zen-Lehre des Landstreichers Kodo (German Edition)
Autoren: Kodo Sawaki , Kosho Uchiyama
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Kobo-Daishi [8] nannte sie Ishoteiyoshin , eine Herde umherstreunender Schafe.

    Sawaki Roshi : Nur weil du eine Braut oder ein Bräutigam wirst, verstehst du nicht automatisch dein Leben. Es bleibt mysteriös. Auch wenn ein Narr eine Närrin heiratet, sagen die Leute: „Glückwunsch!“

    Als ich in der Mandschurei weilte, sah ich, wie Menschen große Hunde nutzten, um ihre Wagen ziehen zu lassen. Sie fuhren im Wagen, während sie ein Stück Fleisch an einem Angelhaken vor die Nase der Hunde hielten. Die Hunde zogen die Wagen im Versuch, das Fleisch zu erhaschen. Wenn das Reiseziel erreicht war, wurde ihnen das Fleisch überlassen. Sie schlangen es auf einmal hinunter. Die meisten arbeitenden Blödmänner sind wie diese Hunde. Jeden Monat rennen sie ihren Lohnschecks hinterher, die vor ihren Augen hängen. Am Zahltag verschlingen sie sie. Dann rennen sie den nächsten Lohnschecks hinterher.

Den Unterschied erwägen

    Sawaki Roshi : Während des Zweiten Weltkrieges besuchte ich eine Kohlengrube in Kyushu. Wie die anderen Grubenarbeiter setzte ich einen Hut mit Kopflampe auf und fuhr mit dem Aufzug hinab. Eine Zeitlang dachte ich, der Aufzug würde gleichmäßig nach unten fahren. Dann hatte ich das Gefühl, es ginge hoch. Ich richtete mein Licht in den Kohlenschacht und bemerkte: „Oh! Es geht immer noch nach unten.“ Wenn der Aufzug nach unten zu fahren beginnt, spürt man das wirklich so, aber wenn die Geschwindigkeit einmal gleich bleibt, kann man sich fühlen, als führe er hinauf. Das ist die andere Seite des inneren Gleichgewichts. Während der Höhen und Tiefen unseres Lebens werden wir vom Unterschied im inneren Gleichgewicht getäuscht.
       Zu sagen „Ich habe Satori erlangt!“ heißt nur, den Unterschied im inneren Gleichgewicht zu fühlen. Zu sagen „Ich bin getäuscht!“ bedeutet nur, einen anderen Unterschied im inneren Gleichgewicht zu fühlen. Zu sagen, dass etwas köstlich oder schrecklich schmecke und sich als reich oder arm anzusehen, all das sind nur Gefühle des Unterschieds im inneren Gleichgewicht.

    In den meisten Fällen zeigt der gemeine Menschenverstand lediglich einen Unterschied im inneren Gleichgewicht.

    Ein Mensch legt sein „Ich“ in alles, ohne es zu kennen. „Oh, das war gut!“, sagt er manchmal. Was ist gut? Es ist gut für ihn, das ist alles.

    Der Grund, warum wir Menschen so oft aus der Puste sind liegt darin, dass wir Dinge aus persönlicher Profitsucht tun.

    Uchiyama Roshi : Normalerweise sind wir dauernd mit der Frage des Glücks beschäftigt. Gibt es wirklich solche Dinge wie Glück und Pech? Nein! Es gibt nur unsere abschätzenden Maßstäbe. Nur wenn wir erwarten, Dinge für uns profitabel zu machen, können wir spüren, dass wir es nicht geschafft haben. Nur wenn wir mit anderen in Wettbewerb treten, ist es möglich, den Unterschied im inneren Gleichgewicht als Verlust zu empfinden.
       Wahre Religion nimmt keine Rücksicht auf unsere abwägenden Maßstäbe oder auf das menschliche Bedürfnis, Dinge für uns profitabel zu machen. Wenn wir unsere gewöhnlichen Maßstäbe wegwerfen und eine Haltung annehmen, die es uns erlaubt, uns auf jener Seite des inneren Gleichgewichts einzurichten, auf die wir gerade fallen, dann wird genau da sich ein wahrhaft friedvolles Leben entwickeln. Zazen machen bedeutet: aufhören, eine gewöhnliche Person zu sein.

Mit einem niedergeschlagenen Gesicht

    Sawaki Roshi: Wie langweilig, sich mit einem bedrückten Gesicht darüber zu beklagen, kein Geld zu haben, nichts zu essen zu haben und in Schulden zu stecken. Nur weil du glaubst, dass du das Leben genießen und dich stets gut fühlen solltest, meckerst du ungeduldig über deine Armut.

    Du sagst, dass du nichts zu essen hast, obwohl du eigentlich gar nicht so hungrig bist. Aber das allein macht dich hungrig. Die Worte bereiten dir Alpdrücke. Alle Welt macht einen Tumult um Worte.

    Auch Bettler lachen. Auch Millionäre weinen. Warum also die ganze Aufregung?

    Uchiyama Roshi: Vor sieben oder acht Jahren besuchte uns ein dreißigjähriger Mann hier in Antaiji, der sich mit einem bedrückten Gesicht darüber beklagte, dass er nichts zu essen habe. Da wir gerade Reisbrei zum Abendessen hatten, lud ich ihn ein, gemeinsam mit uns zu essen, damit wir uns danach unterhalten konnten. Ich war überrascht, als er ablehnte: „Ich habe zwar nichts zu essen, aber so hungrig bin ich doch nicht.“
       Wir unterhielten uns nach dem Abendessen, und ich erfuhr, dass er mit seiner Frau
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