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Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan

Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan

Titel: Die Zeitdetektive 03 - Das Grab des Dschingis Khan
Autoren: Lenk Fabian
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einem flachen Tümpel am Waldrand geschickt geworden, um Wasser zu holen. Der Morgen war empfindlich kühl. Das Wasser des kleinen Sees glitzerte. Alles schien friedlich und ruhig. Doch die Freunde waren nervös. Die Angst vor der unmittelbar bevorstehenden Schlacht hatte sich in ihre Herzen geschlichen. Die halbe Nacht hatten sie wach gelegen und sich flüsternd unterhalten. Sie hatten sich Mut gemacht und immer wieder überlegt, wie sie den Gefahren aus dem Weg gehen könnten. Jetzt knieten sie stumm nebeneinander und schöpften das klare, kalte Wasser in die Eimer. Sie achteten auf jedes Geräusch und waren froh, sobald sie wieder im Lager waren.
    Als die Freunde das Wasser zu ein paar Pferden gebracht hatten, wurde Kija plötzlich unruhig. Die Ohren der Katze waren leicht angelegt.
    Kim beugte sich zu ihr hinab. „Was ist los? Was macht dich so nervös?“, fragte sie leise. Kija flitzte los. „Sie läuft zum Zelt des Khans“, raunte Kim.
    „Oje“, entfuhr es Julian. Ihm war Tschas Warnung vor der Türschwelle eingefallen. „Komm sofort zurück, Kija!“
    „Ach was“, rief Kim. „Bestimmt hat sie etwas Interessantes entdeckt. Kommt, Jungs!“
    Vor der fürstlichen Jurte des Khans hatten sich bereits viele Soldaten versammelt. Die Freunde schlängelten sich durch die Menge, bis sie in der vordersten Reihe standen.
    Auf einmal sahen sie ihn: Dschingis Khan saß auf einem einfachen Hocker vor dem Eingang zu seiner Jurte. Er trug eine Uniform aus schwarzem Leder und reich verzierte Stiefel. In den Händen hielt er eine Peitsche. Um den Mund des stattlichen Mannes spielte ein nahezu verträumtes Lächeln, während er mit seinen klugen, blaugrauen Augen die Gesichter seiner Männer musterte. Sobald er einen der Soldaten länger ansah, senkte dieser ehrfürchtig den Blick. Es war beeindruckend: Der Khan beherrschte seine Männer, ohne auch nur einen einzigen Ton zu sagen.
    Plötzlich war ein merkwürdiger Gesang zu hören, der von Trommeln begleitet wurde. Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des Khans und wich einer nervösen Anspannung. Eine Gasse wurde gebildet. Ein Mann mit einer Federkrone und einer Trommel erschien. Er trug einen langen Mantel, an dem Vogelkrallen, lange bunte Bänder und Federbüschel befestigt waren.
    „Qutula“, wisperte Tscha, die plötzlich hinter ihnen stand und sie ernst und ein wenig traurig ansah. „Der Schamane!“
    Qutula hatte nun die Mitte des Kreises erreicht und verbeugte sich vor seinem Herrscher. Dschingis Khan nickte ihm zu, sagte aber immer noch kein Wort. Nun begann der Schamane zu tanzen und zu singen, während er die Trommel immer schneller schlug, bis er einen rasenden Rhythmus erreicht hatte. Plötzlich sank Qutula auf die Knie und zog aus einem Beutel an seinem Gürtel ein kleines Gefäß. Dann verdeckte er es mit seinem Mantel. Als er ihn wieder zurückriss, gab es eine Stichflamme. Entsetzt fuhr die Menge zurück.
    „Das fliegende Feuer!“, murmelte Tscha ehrfürchtig. „Nur Qutula besitzt die Macht darüber.“
    Die Freunde schauten sich an. Doch dann zog der Schamane wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte auf dem Boden ein kleines Feuer entzündet und hielt einen Knochen in die Flammen.
    Tscha bemerkte die fragenden Blicke der Freunde und erklärte: „Qutula wird aus dem Schulterblatt des Schafes lesen, ob der Khan die Schlacht gewinnen wird!“
    Kurz darauf war es so weit. Der Schamane zog das Schulterblatt aus dem Feuer und untersuchte die feinen Sprünge im Knochen, die durch die Hitze entstanden waren. Es trat eine merkwürdige Stille ein.
    Qutula stand auf und erhob zum ersten Mal seine Stimme.
    „Großer Khan!“, rief er. „Das Zeichen, das uns der Himmel gab, ist eindeutig: Der Knochen ist der Länge nach aufgesprungen: Du wirst siegen!“
    Ohrenbetäubender Jubel brach aus. Dann erhob sich der Khan. Allein das brachte die Menge zum Schweigen.
    „Jeder weiß, was er zu tun hat“, sagte er souverän zu seinen Hauptleuten. „Es geht los!“
    Eine Stunde später war das Lager verwaist. Tausende von schwer bewaffneten Soldaten hatten sich im Wald versteckt. Ein kleiner Trupp war davongeritten – genau auf das Heer der Tanguten zu, das laut der Späher im Anmarsch war.
    Kim, Julian, Leon, Kija und Tscha saßen hoch oben in einem Baum, wo sie eine gute Aussicht auf den Weg hatten, der den Wald durchschnitt. Außerdem fühlten sie sich hier einigermaßen sicher.
    Vorhin hatte es wegen der Sicherheit eine heftige Diskussion gegeben.
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