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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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an.
    Eines der rotbrüstigen Wesen sah sie und riss erschrocken
die Augen auf. Es brachte einen Knüppel zum Vorschein und
wirbelte ihn durch die Luft. Etwas unvorstellbar Hartes knallte
seitlich gegen ihren Kopf, doch die Sucherin war schwer und
schnell genug, dass der Schwung ausreichte, um sie gegen das
Wesen krachen zu lassen und es zu Boden zu reißen. Aber sie
hatte Sterne vor den Augen, und ihr Mund füllte sich mit dem
Geschmack von Blut.
    Im Osten brach plötzlich eine Decke aus wabernden
schwarzen Wolken hinter dem Horizont hervor; fernes Donnergrollen
war zu hören, und Blitze zuckten auf.

 
{ 2 }
DER KLEINE VOGEL
     
     
    Im Augenblick der Diskontinuität befand sich Bisesa Dutt
in der Luft.
    Aus ihrer Position im Cockpit hinter den Piloten des
Hubschraubers hatte sie nur eingeschränkte Sicht – was
insofern kurios war, als der Einsatz nur einem einzigen Ziel
diente, nämlich Bisesa eine Beobachtung des Bodens zu
ermöglichen.
    Doch als sich »Little Bird« – der kleine
Vogel – höher schraubte und das Sichtfeld sich
erweiterte, konnte sie den Stützpunkt mit seinen
ordentlichen Reihen vorgefertigter Hangars sehen, alle mit der
dem Militärwesen innewohnenden Pseudo-Ordnungsliebe exakt in
geraden Linien aufgefädelt. Der UN-Stützpunkt
existierte bereits seit drei Jahrzehnten, und diese
»Provisorien« hatten mit der Zeit eine gewisse
schäbige Vornehmheit erworben. Auch die Pisten, die in allen
Richtungen vom Stützpunkt weg über die Ebene
führten, waren mittlerweile feste Fahrbahnen.
    Mit dem Höhersteigen des Vogels verschwamm der
Stützpunkt zu einem Gemisch aus dem Weiß von
Kalktünche und der Tarnfarbe der Zelte, das sich in der
riesigen Handfläche des weiten Landes verlor. Es war eine
trostlose Gegend, in der nur hie und da ein graugrüner Fleck
davon zeugte, dass ein spärlicher Baumbestand oder ein paar
Büschel kümmerliches Gras ums Überleben
kämpften. Doch in der Ferne schob sich eine Bergkette mit
weißen Gipfeln majestätisch über den
Horizont.
    »Little Bird« ruckte seitwärts, und Bisesa
wurde gegen die gewölbte Seitenwand geschleudert.
    Casey Othic, der Erste Pilot, widmete sich seinen
Knüppeln, und kurz darauf verlief der Flug wieder in
ruhigeren Bahnen, wobei der Vogel jetzt etwas niedriger über
dem steinigen Boden dahinzog. Casey drehte sich um und grinste
Bisesa an. »Tut mir Leid, aber solche Böen hatten die
Wetterfrösche nicht im Programm. Kriegen auch nie was auf
die Reihe, diese Holzköpfe. Ist alles in Ordnung da
hinten?«
    Seine Stimme dröhnte überlaut aus ihren
Kopfhörern. »Ich fühl mich wie auf der Hutablage
in einer Corvette.«
    Sein Grinsen wurde noch breiter und entblößte eine
Reihe perfekter Zähne. »Kein Grund, so zu
brüllen! Ich hör dich über Funk.« Er klopfte
gegen seinen Helm. »Funk! Habt ihr sowas noch nicht
in der britischen Armee?«
    Auf dem Sitz neben Casey bedachte Abdikadir Omar, der Copilot,
den Amerikaner mit einem raschen Seitenblick und schüttelte
missbilligend den Kopf.
    »Little Bird« war ein Aufklärungshubschrauber
mit voll verglaster Kanzel, dessen Vergangenheit als
Kampfhubschrauber, der seit dem Ende des zwanzigsten Jahrhunderts
im Einsatz gewesen war, noch nicht lange zurücklag. In
diesem ruhigeren Jahr 2037 widmete sich der Vogel jedoch
friedlicheren Aufgaben: Such- und Rettungsaktionen und
Überwachung. Das Cockpit war vergrößert worden,
sodass nun drei Personen darin Platz fanden – die beiden
Piloten vorn und Bisesa, eingezwängt auf ihrem Sitz
hinten.
    Casey Othic flog den Veteran lässig mit einer Hand.
Othics Rang war Hauptfeldwebel, abkommandiert von den US-Luft-
und Weltraumstreitkräften zu dieser UN-Einheit. Er war ein
vierschrötiger, muskulöser Mann. Er trug zwar den
himmelblauen Helm der UNO-Truppen, hatte ihn jedoch mit einem
aufgeklebten, ganz und gar nicht den Vorschriften entsprechenden
Sternenbanner geschmückt, das sich in einer nicht
vorhandenen Brise wellte. Das dicke Visier mit dem HMD, dem
Gerät, das die Flugdaten ins Visier projizierte, bedeckte
sein Gesicht bis zur Nasenspitze und wirkte beim Hinsehen
völlig schwarz, sodass Bisesa nichts als seinen breiten
wiederkäuenden Kiefer ausmachen konnte.
    »Ich weiß genau, dass du mich angaffst, auch wenn
du dieses blöde Visier runtergeklappt hast«, stellte
Bisesa lakonisch fest.
    Abdikadir, ein gut aussehender Paschtune, warf einen kurzen
Blick nach hinten und
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