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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall
Autoren: Roman Rausch
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erfüllte den Raum. Das Schwert fiel scheppernd vor meine Füße. Yasmina brach zusammen, auf die Knie, Auge in Auge mit mir, als das Blut ihre blonden Haare färbte und sie zur Seite kippte.
    Ich blickte auf, sah Ninian vor mir, zitternd, mit dem Stein in der Hand. »O Herr, vergib mir.«
    Alvarez trat auf ihn zu und nahm ihn in den Arm.
    Heinleins Suche war ergebnislos verlaufen. Erschöpft gelangte er auf die Piazza di S. Pietro, wo noch immer Hunderte Menschen ausharrten. Es war sein letzter Versuch, Pia und, was noch erstaunlicher wäre, seine Frau Claudia zu finden, sofern er sich nicht doch getäuscht hatte. Die Piazza war in schummrig orangefarbenes Licht getaucht; bis auf den linken Torbogen der Fassade, wo die rotierende Signallampe eines Polizeiwagens grelle Lichtfetzen aussandte. Vom Tiber her drängten sich Ambulanzen auf die Via della Conciliazione, um sich gleich darauf einen Weg durch die umstehenden Schaulustigen zu bahnen. Magisch davon angezogen, ging auch er darauf zu.
    Auf Höhe des Obelisken stoppte er. Dieses Kichern kannte er doch. Es war ihm im gleichen Maße vertraut wie die Gesichtszüge seiner Frau, die sich blendend mit zwei Männern zu unterhalten schien. Neben ihr Pia.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, platzte es aus ihm heraus. »Ich renn mir die Hacken nach euch ab, und was muss ich sehen?!«
    »Schorsch?!«
    Claudia sprang auf, umarmte ihren Mann und drückte und küsste ihn, als hätte sie ihn seit Jahren vermisst. »Wo hast du nur gesteckt? Wir suchen dich schon den ganzen Tag.«
    »Wie ich sehe, habt ihr euch Verstärkung geholt.«
    Heinlein warf einen drohenden Blick auf die beiden Männer. Die Italiener mussten erkennen, dass es für sie nichts mehr zu holen gab, und verdrückten sich.
    »Hallo, Schorsch«, sagte Pia, »schön, dass wir dich endlich gefunden haben.«
    »Was macht ihr hier?«, fragte er.
    »Na, was wohl?«, entrüstete sich Claudia. »Haut wie ein kleiner Junge einfach von zu Hause ab, ohne ein Sterbenswörtchen zu sagen. Eigentlich sollte ich dir den Hintern versohlen.«
    »Es wundert mich, dass du es überhaupt bemerkt hast«, antwortete Heinlein lakonisch.
    Claudia zeigte sich schuldbewusst. »Ja, ich weiß … tut mir Leid. In letzter Zeit habe ich dich ganz schön vernachlässigt. Verzeihst du mir nochmal?«
    Heinlein grinste zufrieden, fing sich aber schnell und machte auf überlegen. »Ich werde es in meine Erwägungen mit einbeziehen.«
    Claudia trommelte auf seine Brust. »Du Schuft!«
    »Hast du was von Kilian gehört?«, schaltete sich Pia besorgt ein.
    »Ich suche ihn schon den ganzen Tag, aber ich habe keine Spur von ihm. Langsam mache ich mir Sorgen.«
    »Und Yasmina?«, hakte Pia nach. »Gibt es von ihr was Neues?«
    »Nein, auch nichts. Ich werde gleich morgen …«
    Heinlein brach ab. Aus dem Pulk um den Polizeiwagen trat jemand hervor.
    Der Sanitäter hatte die blutende Wunde an meinem Knie mit ein paar schnellen Stichen und einem Verband versorgt. Ich konnte jetzt den Krankenwagen verlassen, der Platz wurde dringender benötigt. Armbruster war noch in den Scavi notärztlich versorgt worden. Er hatte viel Blut verloren und drohte ihnen wegzusterben, wenn nicht sofort der Blutverlust ausgeglichen würde. Für Benedetti kam jede Hilfe zu spät. Das Messer hatte eine seiner Nieren durchbohrt. Der Schock und die inneren Blutungen gaben ihm den Rest. Blieb Yasmina. Schwache Lebenszeichen, hoher Blutverlust, Schädelbruch. Eigentlich hätte sie nicht mehr bewegt werden dürfen, so hauchdünn war ihr Lebensfaden. Während des Aufstieges aus der Stadt der Toten blieben ihr Lebenswille und ihre Seele zurück. Möge ihr Herr und Gott gnädig mit ihr sein.
    Nachdem der Kommandant mit den beiden Polizeibeamten in die Scavi gekommen war und Ninian und Alvarez meine Schilderung zu den Vorkommnissen bezeugt hatten, ließ er mich unter Angabe meines Aufenthaltsortes vorerst laufen. Am nächsten Tag sollte ich auf die Kommandantur kommen und meine Aussage zu Protokoll geben. Dass auf mich noch immer eine Fahndung der deutschen Polizei lief, war ihnen gottlob unbekannt.
    Ninian ging es weitaus schlechter als mir. Stumm und verstört hörte er die tröstenden Worte Alvarez’. Er wusste, dass er sich gegen das Gebot seines Gottes versündigt hatte. Hinsichtlich einer Absolution wegen Notwehr stand nichts in der Gesetzessammlung. Sie war meiner Ansicht nach dringend reformbedürftig. Trotz allem, Ninian fühlte sich verpflichtet, eine letzte Aufgabe zu
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