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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Lark
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hatte.
    »Wenn du mein Haar kämmen würdest, Kind?«, fragte sie mit ihrer schwachen, jedoch immer noch äußerst melodischen Stimme. »Und ein Tee … ein Tee wäre himmlisch. Aber es hat Zeit. Leiste mir erst noch etwas Gesellschaft, Kätzchen, dann holst du Tee und Honigbrot für uns beide, ja?«
    Linda Hempelmann wirkte nicht wirklich hungrig, sie wusste allerdings sicher, dass Kitten an diesem Tag noch nicht viel zwischen die Zähne bekommen hatte. Priscilla und Noni kochten nur für sich oder ihre jeweiligen Freunde, für das Mädchen fiel da selten etwas ab. Und Suzanne kochte gar nicht und behielt von ihrem verdienten Geld auch kaum genug übrig, damit Kitten sich irgendetwas kaufen konnte. Kitten argwöhnte, dass die meisten Freier sie um ihren Lohn betrogen, und von dem wenigen, das ihr blieb, wollte natürlich auch Barker etwas abhaben. Den Rest setzte Suzanne in Whiskey um.
    Kitten war jedoch geduldig. Sie war es von klein auf gewöhnt, zu hungern. Ganz sicher würde sie Frau Hempelmann nicht drängen. Stattdessen griff sie jetzt tatsächlich nach der Haarbürste auf dem Nachttisch und begann, das schütter werdende Haar zu bürsten und dann mit einem der hübschen Schildpattkämme, die Frau Hempelmann aus Sydney mitgebracht hatte, aufzustecken.
    »Möchten Sie sich vielleicht auch ein wenig waschen?«, fragte Kitten und machte sich gleich auf, um eine Schüssel mit Wasser, Waschlappen und Handtuch und vor allem ein Stück von Linda Hempelmanns duftender Seife zu holen.
    »Gern, aber du wirst mir helfen müssen«, erwiderte Frau Hempelmann traurig.
    Es gefiel ihr ganz offensichtlich nicht, von irgendjemandem abhängig zu sein. Kitten machte es jedoch nichts aus, sich um sie zu kümmern. Sie ging ihr gern zur Hand und half ihr nun sogar, das Nachthemd auszuziehen und ein frisches anzulegen, nachdem sie ihren Körper abgerieben hatte. Vielleicht ein guter Zeitpunkt, mit ihrem Anliegen herauszukommen?
    »Ich finde, Sie sollten immer jemanden hierhaben, der Ihnen ein bisschen hilft«, begann sie vorsichtig. »Im … im Haus und … und gerade jetzt, da Sie krank sind …«
    Linda Hempelmann nickte unglücklich. »Natürlich wäre das schön, Kind. Aber es müsste ja eine Frau sein, und es findet sich einfach kein Hauspersonal. Georg wollte schon bei den Maori fragen … so eine Wilde, die kein verständliches Wort spricht, will ich jedoch auch nicht um mich haben …«
    Sie zog verächtlich die Stirn kraus, und auch Kitten konnte sich keine Maori-Frau in diesem Haus vorstellen. Beide fürchteten sich ein bisschen vor den halb nackten, feisten Einheimischen, die gelegentlich neugierig um die Walfangstation schlichen und den Walfängern Süßkartoffeln oder Getreide verkauften. Die Maori mussten Felder und Gärten in ihren Dörfern haben, und sie waren immer ganz freundlich, aber sie sprachen nur wenige Worte Englisch, und sie wirkten nicht so, als polierten sie gern Möbel oder halfen Ladys beim Ankleiden. Dazu empfand Kitten ihren Anblick als bedrohlich – seltsame Ranken schlangen sich um die Münder der Frauen und über die gesamten Gesichter der Männer. Die Maori tätowierten sich, Frau Hempelmann würde sich zu Tode fürchten.
    »Aber ich könnte Ihnen doch helfen!«, schlug Kitten jetzt mutig vor. »Ich weiß ja, wo alles ist und wie Sie alles gern mögen, und …«
    »Du bist doch noch ein Kind, Kätzchen!« Frau Hempelmann lächelte. Ihre Stimme klang nachsichtig. »Es ist ja lieb von dir, dass du dich nützlich machen willst, und du bist mir auch so schon eine große Hilfe. Aber um richtig zu arbeiten, bist du noch zu jung!«
    »Das meinen nur Sie!«, brach es verzweifelt aus Kitten heraus. »Mr. Barker sieht das ganz anders. Aber der hat natürlich auch ganz andere Vorstellungen von richtiger Arbeit!«
    Erschrocken brach sie ab. So deutlich hatte sie das eigentlich nicht sagen wollen. Entsetzt stellte sie fest, dass Linda Hempelmann alarmiert wirkte. Über ihr bleiches Gesicht zog eine ungesunde Röte … bestimmt hatte Kitten sie jetzt aufgeregt, und womöglich bekam sie einen Anfall. Kitten suchte verzweifelt nach dem Riechsalz. Manchmal konnte man damit noch etwas abwenden …
    Frau Hempelmann fing sich jedoch gleich von selbst wieder. Sie winkte ab, als Kitten ihr das Fläschchen vors Gesicht hielt. »Soll das heißen, Kind, der Kerl will … er will, dass du dich … verkaufst?«
    Kitten nickte unglücklich. »Eine andere Arbeit gibt es hier ja nicht«, meinte sie. »Für ein
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