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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs
Autoren: Philip K. Dick
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HAUSHALTSGEGENSTÄNDEN IN MEINEM KELLER MEINEN EIGENEN SCHWEBBEL ZUSAMMENBAUEN KANN, dachte Appleford, während er den Rest der Zeitung durch blätterte. Denk an die Verantwortung. Wenn Eng fertig ist, wird es auf der ganzen Welt keine Schwebbels mehr geben, sofern diese skrupellosen Schurken von der F.N.G. nicht illegal ein paar beiseite schaffen. Schon jetzt, obwohl das Lex, das letzte Exemplar, von Engs Buch noch immer existierte, konnte er sich kaum noch daran erinnern, was ein Schwebbel war und wie es aussah. Quadratisch? Klein? Oder rund und groß? Hmm. Er legte die Zeitung weg und rieb seine Stirn, während er sich zu erinnern versuchte – in seinem Gedächtnis nach einem Bild des Geräts forschte, solange es theoretisch noch möglich war. Denn sobald Eng das Lex zu einem sattschwarzen Farbband, einem Stoß Schreibmaschinenpapier und einem Karton frischem Kohlepapier reduziert hatte, gab es weder für ihn noch für sonst jemand eine Chance, sich an das Buch oder an das – zur Zeit noch nützliche – Gerät zu erinnern, das in dem Buch beschrieben wurde.
    Allerdings würde diese Aufgabe Eng vermutlich noch bis zum Ende des Jahres beschäftigen. Die Löschung des Lex mußte Zeile für Zeile geschehen, Wort für Wort; man konnte mit ihr nicht wie mit den Stapeln gedruckter Exemplare umgehen. Es war so einfach, bis das maschinengeschriebene Manuskript an die Reihe kam, und dann … nun, damit es sich für Eng auch lohnte, würde man ihm ein enormes Gehalt zahlen, und zusätzlich …
    Von dem Vidfon, das neben seinem Ellbogen auf dem kleinen Küchentisch stand, sprang der Hörer von der Gabel und fiel auf die Tischplatte, und aus der Muschel drang eine leise, verzerrte Stimme. »Auf Wiederhören, Doug.« Eine Frauenstimme.
    Er drückte den Hörer an sein Ohr und sagte: »Auf Wiederhören.«
    »Ich liebe dich, Doug«, erklärte Charise McFadden mit ihrer atemlosen, gefühlvollen Stimme. »Liebst du mich auch?«
    »Ja, ich liebe dich auch«, sagte er. »Wann werden wir uns zuletzt sehen? Ich hoffe, es ist nicht zu lange her. Sag, daß es nicht zu lange her ist.«
    »Wahrscheinlich heute abend«, erwiderte Charise. »Nach der Arbeit. Ich möchte, daß du jemand kennenlernst, einen praktisch unbekannten Erfinder, der verzweifelt versucht, die amtliche Löschung für seine Abhandlung über, ähem, die psychogenen Ursprünge des Todes durch Meteoreinschläge zu erreichen. Da du in der Abteilung B bist, habe ich ihm versprochen, daß …«
    »Sag ihm, daß er seine Abhandlung selbst löschen soll. Auf seine Kosten.«
    »Das bringt kein Prestige.« Sie sah ihn vom Bildschirm flehend an. »Es ist wirklich eine schrecklich dumme Theorie, Doug; so verrückt, wie der Tag lang ist. Dieser Flegel, dieser Lance Arbuthnot …«
    »So heißt er?« Das hätte ihn beinahe überzeugt. Aber nur beinahe. Im Lauf eines einzigen Tages erhielt er viele solcher Anträge, und jeder einzelne, ohne Ausnahme, erwies sich als gesellschaftlich gefährliches Machwerk eines verrückten Erfinders mit absurdem Namen. Er arbeitete schon zu lange in der Abteilung B, um sich so leicht täuschen zu lassen. Aber trotzdem – er mußte die Angelegenheit untersuchen; seine ethische Struktur, seine gesellschaftliche Verantwortung verlangte das. Er seufzte.
    »Ich höre dich stöhnen«, sagte Charise strahlend.
    »Einverstanden«, erklärte Appleford. »Vorausgesetzt, er ist nicht von der F.N.G.«
    »Nun – das ist er.« Sie wirkte schuldbewußt. »Aber ich glaube, sie haben ihn hinausgeworfen. Deshalb ist er in Los Angeles und nicht dort.«
    Douglas Appleford stand auf und sagte steif: »Hallo, Charise. Ich muß jetzt zur Arbeit; ich will und kann diese triviale Angelegenheit nicht weiter verfolgen.« Und damit war, soweit es ihn betraf, die Sache erledigt.
    Hoffte er.

    Als der Polizeibeamte Joe Tinbane nach Dienstschluß sein Konapt betrat, saß seine Frau am Frühstückstisch. Verlegen wandte er den Blick ab, bis sie ihn bemerkte und rasch ihre Tasse mit heißem, schwarzem Kaffee füllte.
    »Schäm dich«, sagte Bethel vorwurfsvoll. »Du hättest anklopfen können.« Mit hochmütiger Würde stellte sie die Orangensaftflasche in den Kühlschrank und verstaute die jetzt fast volle Schachtel Happy-Oats-Haferflocken in ihrem Fach im Kühlschrank. »Ich verschwinde gleich. Mein Nahrungsschwung ist fast vorbei.« Aber sie ließ sich Zeit.
    »Ich bin müde«, sagte er und setzte sich schließlich.
    Bethel stellte leere Schüsseln, ein Glas, eine Tasse und
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