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Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs
Autoren: Philip K. Dick
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niemand etwas ändern zu können.
    »Man wird dich nicht abkommandieren, damit du ihn mit deiner Spielzeugpistole beschützt?«
    »Ihn beschützen?« wiederholte er. »Ich würde ihn erschießen.«
    »Oh, Gott«, rief sie spöttisch. »Wie ehrgeizig. Damit könntest du in die Geschichte eingehen.«
    »Ich werde so oder so in die Geschichte eingehen«, versicherte Tinbane.
    »Wodurch? Was hast du getan? Und was hast du in Zukunft vor? Weiter auf dem Forest Knolls-Friedhof alte Damen ausgraben?« Ihr Tonfall verletzte ihn. »Oder weiter mit mir verheiratet bleiben?«
    »So ist es; ich werde in die Geschichte eingehen, weil ich mit dir verheiratet bin.« Sein Tonfall war ebenso beißend; er hatte von ihr gelernt, in den langen, toten Monaten ihrer sogenannten Ehe.
    Bethel kehrte ins Wohnzimmer zurück. Als er allein war, übergab er sich in Ruhe weiter. Er genoß es. Jedenfalls, dachte er düster, mag mich Tilly M. Benton aus South Pasadena.

    3. K APITEL

    Die Ewigkeit ist eine Art Maßstab.
Aber gemessen zu werden, ist Gott nicht gegeben.
Deshalb ist es Ihm nicht gegeben, ewig zu sein.
– Thomas von Aquin

    Joe Tinbane hatte bisher noch nicht herausfinden können, welchen amtlichen Rang George Gore bei der Polizei von Los Angeles bekleidete; er trug den Umhang eines normalen Bürgers, elegante italienische Schuhe mit nach oben gebogenen Spitzen und ein grelles, modisches Hemd, das vielleicht sogar ein wenig zu farbenprächtig war. Gore war ein relativ schlanker, hochgewachsener Mann; Mitte Vierzig, wie Tinbane vermutete. Er kam direkt zum Thema, als sie sich in Gores Büro gegenübersaßen.
    »Da Ray Roberts in die Stadt kommt, sind wir vom Gouverneur gebeten worden, ihm eine Leibwache zu stellen … was wir ohnehin vorgehabt hatten. Vier oder vielleicht fünf Mann; auch darüber sind wir uns einig. Sie haben um Ihre Versetzung gebeten, und deshalb gehören Sie dazu.« Gore blätterte in den Unterlagen vor ihm auf dem Schreibtisch; Tinbane bemerkte, daß es sich um seine Akte handelte. »Einverstanden?« fragte Gore.
    »Wenn es sein muß«, sagte Tinbane; er war verärgert – und überrascht. »Sie meinen, nicht im Rahmen des allgemeinen Polizeischutzes ; Sie meinen, für die ganze Zeit. Rund um die Uhr.« In unmittelbarer Nähe, erkannte er. Wenn sie Leibwache sagten, dann meinten sie es auch ernst.
    Gore bestätigte. »Sie werden mit ihm essen und – entschuldigen Sie den Ausdruck – mit ihm in einem Zimmer schlafen und so weiter. Normalerweise hat er keine Leibwache. Aber hier gibt es einen Haufen Leute, die einen ziemlichen Groll gegen die Uditen haben. Nicht, daß es in der F.N.G. anders ist, aber das ist nicht unser Problem.« Er fügte hinzu: »Roberts hat nicht darum gebeten, doch wir werden ihn nicht um Erlaubnis fragen. Ob es ihm nun gefällt oder nicht, solange er sich in unserem Zuständigkeitsbereich befindet, wird er rund um die Uhr bewacht.« Gores Tonfall war nüchtern und kalt.
    »Ich nehme an, wir werden nicht abgelöst.«
    »Sie und Ihre drei Kollegen werden sich abwechseln. Aber davon abgesehen, werden Sie die ganze Zeit bei ihm sein. Es handelt sich nur um achtundvierzig oder zweiundsiebzig Stunden; je nachdem, wie lange er bleibt. Er hat sich noch nicht entschieden. Aber das wissen Sie wahrscheinlich; Sie lesen Zeitungen.«
    »Ich mag ihn nicht«, sagte Tinbane.
    »Pech für Sie. Aber das wird Roberts kaum stören; ich bezweifle, daß es ihm überhaupt etwas ausmacht. Er hat hier eine Menge Anhänger, und die Neugierigen werden ihm auch zulaufen. Er wird Ihre Abneigung überleben. Außerdem, was wissen Sie schon von ihm? Sie sind ihm doch noch nie begegnet.«
    »Meine Frau mag ihn.«
    Gore grinste. »Nun, ich schätze, auch das wird er überleben. Aber ich verstehe Sie. Es ist eine Tatsache, daß es sich bei dem Großteil seiner Anhänger um Frauen handelt. Das scheint überall der Fall zu sein. Ich habe hier unsere Akte über Ray Roberts; Sie sollten sie lesen – in der Freizeit –, bevor er auftaucht. Es wird Sie interessieren; in ihr stehen ein paar seltsame Dinge, die er gesagt und getan hat, was die Uditen glauben. Sie wissen, daß wir dieses gemeinsame Drogenerlebnis gestatten, obwohl es technisch gesehen illegal ist. Darum handelt es sich in Wirklichkeit: um eine Drogenorgie; der religiöse Akt ist nur vorgeschoben, reine Staffage. Er ist ein unheimlicher und gewalttätiger Mann – zumindest unserer Ansicht nach. Ich schätze, seine Anhänger sehen ihn anders. Oder vielleicht
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