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Die zehn Fragen: Roman

Die zehn Fragen: Roman

Titel: Die zehn Fragen: Roman
Autoren: Sidney Sheldon
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Wissen?" David aber sagte nichts.
    In der folgenden Nacht, als sie glaubte, alle schliefen fest, schlich sich die hübsche junge Witwe in Samuel Stones Bibliothek hinunter und begann, seinen Schreibtisch zu durchsuchen. Eine Menge Papiere waren dort, aber unter diesen verborgen fand sie ein Büchlein mit Telefonnummern. Darin stand auch die Adresse von Pearl, der früheren Haushälterin. Sie notierte sie sich und ging Wieder zurück ins Bett.
    Eine Stunde später kam auch der Anwalt heimlich, still und leise in die Bibliothek und tat exakt dasselbe.
    Und ein paar Minuten darauf der Neffe. Und schließlich als letzter noch David.

    Am Morgen war die Witwe als erste früh auf und aus dem Haus auf dem Weg zum Haus von Pearl, der früheren Haushälterin von Samuel Stone.
    Es war allerdings nicht eigentlich ein Haus, sondern eher eine armselige Hütte in einer ganz armseligen Gegend.
    Pearl war eine schon ältere schwarze Frau, bereits über siebzig, mit grauen Haaren und glanzlosem Blick. Dazu hatte sie allen Anlaß. Das Leben hatte es nicht gut mit ihr gemeint. Die meiste Zeit hatte sie für Samuel Stone hart gearbeitet, und man wußte schließlich, daß dieser mit Leichtigkeit jeden Wettbewerb um den gemeinsten Menschen der Welt gewonnen hätte.
    Trotzdem war ihm Pearl sehr ergeben gewesen. Sein Lohn dafür war, daß er ihr so gut wie nichts bezahlte, sie ständig mißhandelte und ausnutzte und schließlich, als sie krank wurde, einfach hinauswarf. Jetzt saß sie ganz allein in ihrer winzigen, schäbigen Unterkunft ohne Geld und Arbeit.

    Auftritt Samuels Witwe. Kommt hereingeplatzt, ruft: „Sie müssen Pearl sein, wie? Ich bin Mrs. Samuel Stone!" Bei diesem Namen überläuft es Pearl eiskalt. Er bringt ihr viele böse Erinnerungen zurück. „Ich habe nichts getan", sagt sie, „lassen Sie mich allein."
    Die Witwe sieht sich in der kleinen Hütte um. „Sie allein lassen? Aber nicht doch! Ich bin hier, um Ihnen zu helfen!" Pearl sieht sie mißtrauisch an. „Wieso sollten Sie mir helfen wollen?"
    „Weil ich gehört habe, daß mein Mann Sie sehr schlecht behandelt hat. Das will ich wiedergutmachen!" „Was wollen Sie?"
    „Ja doch! Wie können Sie nur so leben hier? Das ist ja
schlimm! Also, als erstes suchen wir Ihnen mal eine anständige
Wohnung."
„Ich kann mir keine Wohnung leisten."
    „Aber ich", versichert ihr die Witwe. „Noch heute nachmittag ziehen Sie um."
    Die Witwe weiß genau, was sie tut. Nämlich Pearl hier wegholen und an einen Ort bringen, von dem die anderen nichts wissen.
    Tatsächlich zog Pearl noch am selben Nachmittag in eine schöne Wohnung in der Stadt mit großen, hellen Zimmern und eingerichtet mit Wunderschönen antiken Möbeln.
    „Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie das für mich tun", sagte Pearl.
    „Gar keine Ursache", säuselte die Witwe. „Allerdings können Sie jetzt auch etwas für mich tun."
    „Gewiß. Was in meiner Macht steht. Soll ich Ihnen das Haus sauberhalten?"
    „Nein, nein. Aber Sie haben für meinen Mann doch vor meiner Ehe mit ihm gearbeitet. Haben Sie da mit ihm vielleicht öfter längere Gespräche geführt?"
    Pearl starrte sie verständnislos an. „Längere Gespräche? Er sprach nur mit mir, wenn er mich anschrie."
    Aber die Witwe gab nicht so leicht auf. Es war ihr klar, daß Pearl irgend etwas mit diesem Perlenschatz zu tun haben mußte.
    „Er muß Ihnen irgendwann etwas gesagt haben"; drang sie weiter in Pearl. „Vielleicht etwas von einem versteckten Schatz?"
    Pearl dachte bei sich: Die Frau hat einen Knall. Was sollte ich wohl von einem verborgenen Schatz erfahren haben?

    Der Neffe war der nächste, der Pearl aufstöberte. Das war nicht einmal schwer gewesen. Die Witwe wußte nicht, daß Pearl bei ihrem Umzug eine Nachsendeadresse hinterlassen hatte. Als der Neffe in ihrer neuen Wohnung ankam, war die Witwe bereits wieder fort.
    „Sie sind also Pearl", sagte der Neffe. „Mein Onkel hat mir viel Gutes über Sie erzählt."
    In Wirklichkeit hatte sein Onkel natürlich niemals auch nur das kleinste Sterbenswörtchen von Pearl erwähnt.
    „Gutes? Über mich?" sagte Pearl. Das war denn doch schwer zu glauben.
    „Doch, doch", .versicherte ihr der Neffe. Er sah sich um. „Wunderschöne Wohnung haben Sie da."
    „Die habe ich von Mrs. Stone bekommen", sagte Pearl. Aha ! dachte der Neffe. So ist das, sie versucht, Pearl zu bestechen! „Der Winter steht vor der Tür, Pearl", sagte er. „Haben Sie einen Pelzmantel?"
    Pearl sah ihn erstaunt an. „Ich? Einen
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