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Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)

Titel: Die zehn besten Tage meines Lebens: Roman (German Edition)
Autoren: Adena Halpern
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Himmel gekommen.
    Ich habe mich gerade aus meinen Klamotten geschält, um Oprahs Kleid anzuziehen, und dabei habe ich einen Blick auf mein Spiegelbild erhascht. Was zum …?
    »Großmutter, wo sind meine Zellulitedellen? Die Dehnungsstreifen an den Brüsten? Wo sind meine überflüssigen zehn Pfund?«
    »Alex, zum allerletzten Mal!«, stöhnt sie auf. »Du bist im Himmel! Hier gibt es weder Orangenhaut noch Dehnungsstreifen! Vergiss Akne, Pusteln, fettige Haut, trockene oder rissige Hände, Schwielen und verkrümmte Zehen! Du bist tot, ein Geist!«
    Ich falle in Ohnmacht.
    Als ich gleich darauf wieder zu mir komme, beugt sie sich über mich.
    »Das ist jetzt wohl nicht der günstigste Zeitpunkt, um zu erwähnen, dass man hier essen kann, so viel man will, und trotzdem kein Gramm zunimmt?«
    Doch, das ist es. Ich gehe schnurstracks hinunter zu meinem Kühlschrank, der gefüllt ist mit Schokoladenkuchen, Graeter’s Ice Cream aus Ohio, Water Ice und Pat’s Cheesesteaks aus Philadelphia, Bagels und Pizza von John’s in New York, chinesischem Hühnersalat von Chin Chin in Los Angeles und Pommes von McDonald’s. Ich stopfe alles wahllos in mich hinein. Köstlich, vor allem der Schokoladenkuchen.
    Nachdem ich meinen kleinen Imbiss beendet habe, setzen wir uns auf meine Veranda unter die elegante schwarz-weiße Markise, die sich sanft in der perfekten, vierundzwanzig Grad warmen Brise bläht. Ich trage meine Perlen von Cathy Waterman, weil es mir wie die natürlichste Sache der Welt vorkommt, Perlen zu tragen, wenn man auf feudalen Bänken und Sesseln aus Korbgeflecht unter einer schwarz-weißen Markise auf der Veranda thront.
    Da sitzen wir nun, mit einer gekühlten Flasche französischen Champagners (ein 1990er Krug) und einer Schüssel köstlicher Erdbeeren (keine Ahnung, woher die stammen, sie standen plötzlich in meinem Kühlschrank). Mein Großvater lauscht via Kopfhörer einem Spiel der Phillies, Onkel Morris schlürft schweigend seinen Champagner und pafft seine Cohiba, und meine Großmutter erzählt von diversen Freundinnen, die es inzwischen auch in den Himmel geschafft haben. »Henny Friedberg will nichts mehr von Mort Friedberg wissen«, berichtet sie. »Stattdessen lässt sie sich von einem sehr zuvorkommenden Gentleman aus dem England des siebzehnten Jahrhunderts den Hof machen.« Nebenan ist inzwischen mein neuer Nachbar vorgefahren. Gleich darauf fliegt die Hintertür seines zweistöckigen Hauses im Cape-Cod-Stil auf. Moment mal, ist das etwa …?
    »Adam!«, quietsche ich.
    Meine Großmutter verstummt jäh und späht zu Adam hinüber. Dieser ist herumgewirbelt und späht seinerseits in unsere Richtung. Er trägt noch immer seine Sportklamotten.
    »Hey!«, ruft er und galoppiert über den Rasen zu dem weißen Palisadenzaun, der unsere Grundstücke trennt.
    Ich raffe mein rotes Satinkleid und düse ebenfalls los – zumindest versuche ich es, doch Manolos, Vera Wang und Cathy Waterman sind auch im Himmel nicht das geeignete Outfit für einen Sprint.
    »Du wohnst gleich hier nebenan?«, frage ich ihn.
    »Ja, ist das nicht verrückt? Als Kind habe ich dieses Haus immer in den Hamptons bewundert.«
    »Ich habe Len Jacobs’ ehemaliges Haus bekommen!« Ich zeige auf mein trautes Heim.
    »Klasse«, stellt er fest. »Wer ist Len Jacobs?«
    »Ach, ein Schulkamerad von mir. Nicht weiter wichtig«, beruhige ich ihn.
    »Aber ist es nicht großartig?«
    »Wie ich sehe, hast du dich dem Anlass entsprechend herausgeputzt«, bemerkt er.
    Wie O-BER-PEIN-LICH!
    »Und das ist also deine Familie?«, fragt er. Ich drehe mich um, und zu meinem Entsetzen stehen meine Großeltern und mein Onkel hinter mir und lächeln, wie nur jüdische Anverwandte lächeln können, wenn sie sehen, dass ihre etwa fünfundzwanzigjährige (okay, fast dreißigjährige) Enkelin/Nichte im Begriff ist, sich einen Mann zu angeln. (Ach, ja, falls sich jemand fragen sollte, was meine jüdischen Großeltern eigentlich im Himmel verloren haben, obwohl kein Rabbi mir gegenüber je auch nur mit einem Wort die Existenz des Himmels erwähnt hat: Ich kann nur sagen, wenn man plötzlich seinen vor zig Jahren verstorbenen Verwandten gegenübersteht, ist es schwierig, die theologische Plausibilität dieser Situation zu hinterfragen. Unsere Familie war ohnehin nie sonderlich religiös. Ich werde an dieser Stelle einfach meine Großmutter zitieren: ›Wir sind hier im Himmel, Liebes, hier wird dir jeder Wunsch erfüllt‹.)
    »Genau«, sage ich etwas verlegen und
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