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Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix

Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix

Titel: Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix
Autoren: Holly Webb
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großen Teil der Zeit, dass sie normalerweise wusste, was Sofie vorhatte. Doch dieser Sprung war ein Schock für sie gewesen.
    Offenbar vertraute Sofie ihrem Vater. Auch wenn Lotte selbst es nicht tat.
    Lotte, ich weiß, es ist schwer, aber er ist ein guter Mensch. Das kann ich riechen. Sofies Botschaft umschmeichelte ihren Geist wie aus Schokolade gewirkte Seide, und Lotte seufzte. Sie machte einen Schritt auf ihren Vater zu und streichelte mit ihm Sofies samtweichen Kopf, sodass ihre Hände sich berührten.
    Seine Hand war kalt, vielleicht weil er so aufgeregt war und weil er an diesem eiskalten Winternachmittag unterwegs gewesen war. Aber sie spürte die Magie, die unter seiner Haut prickelte, und sie fühlte sich vertraut an, so wie ihre eigene. Wahrscheinlich war sie das irgendwie auch, schließlich hatte er die Magie an sie weitergegeben, die in ihrem Blut floss.
    Es war so ähnlich wie das Gefühl, das sie bei Sofie hatte – dass sie durch Magie miteinander verbunden waren.
    In diesem Moment spürte sie, wie durcheinander und glücklich er war, als er seine Hand über ihre legte. Er hatte schöne, große Hände, bemerkte Lotte. Sehr rau und abgearbeitet, aber vertrauenerweckend.
    Lotte sah vorsichtig zu ihm hoch, und ihr Blick begegnete seinem. Einem leicht argwöhnischen, wachsamen Blick, der von einer gehobenen schwarzen Augenbraue begleitet wurde. Sie lachte erstickt auf, und ihr Vater gluckste.
    Langsam, als befürchte er, sie würde ihn wegstoßen, legte er einen Arm um sie. »Es tut mir leid«, sagte er sanft. »Ich sehe schon, ich bin … eine Enttäuschung für dich.«
    Lotte war im Begriff, beschwichtigend den Kopf zu schütteln, als ihr aufging, dass das albern wäre. Warum höfliche, nette Lügen erzählen? Wie es schien, wusste er sowieso, wie es in ihr aussah.
    »Sie werden wiederkommen. Meine Erinnerungen, meine ich. Ich bin mir sicher, dass es so ist. Einige Dinge hier … Ich habe das Gefühl, als schwebten sie in greifbarer Nähe, direkt vor meiner Stirn. Und falls – wenn – diese Erinnerungen nah genug schweben, hole ich sie mir zurück.« Er nickte. »Das verspreche ich dir.« Dann murmelte er etwas, das Lotte gerade so hören konnte. »Wie viele Jahre mit dir habe ich verpasst …«
    Lotte spürte, dass er in diesem Augenblick noch nicht bereit war, die Antwort zu erfahren. Ihr gelang ein Lächeln, in ihren Augen brannten Tränen, die zum Teil der Freude entsprangen, und sie erwiderte seine Umarmung. Es war ein schönes, wenn auch seltsames Gefühl. Es war ein bisschen so, als würde sie einen von Mums Freunden umarmen, jemanden, an den sie sich erinnern sollte, jemanden, der behauptete, er erinnere sich an sie. Nur dass ihr Vater sich überhaupt nicht an sie erinnerte.
    »Hmpf. Na schön. Nun, da ihr beide endlich Vernunft angenommen habt, Hände weg von mir!«, kläffte Sofie, die zwischen Lotte und ihrem Vater eingequetscht war. Sie befreite sich energisch aus der Umarmung und sprang mit einem abenteuerlichen Satz auf den Küchentisch, wo sie heftig keuchend thronte und sich bemühte, wieder zu Atem zu kommen. »Was glaubt ihr, was ich bin? Ein Stofftier?«
    »Du würdest vielleicht schlauer daherreden, wenn du eins wärst«, brummte eine missmutige Stimme irgendwo zu ihren Füßen, und Lotte zuckte erschrocken zusammen. »Wir sind also zurückgekommen, Tom? Wurde auch Zeit. Hast nie geschrieben. Noch nicht mal eine Postkarte. Weißt einfach nicht, was sich gehört.«
    Horaz, der afrikanische Graupapagei, verließ seine Stange im Schaufenster so gut wie nie, aber er hatte offenbar beschlossen, an diesem Tag eine Ausnahme zu machen. Er nahm unbeholfen und flatternd Anlauf – er war alt und seine Flügel waren steif – und kletterte auf einen Stuhl und von dort auf den Tisch neben Sofie. Sie zuckte hochmütig mit den Schnurrhaaren, erwiderte aber nichts. Alle Tiere im Laden hatten ein wenig Angst vor Horaz. Er schien von Anbeginn da gewesen zu sein, und dennoch haftete ihm eine Aura des Fremden an. Er war die einzige Kreatur, die das Wort an Kunden richten konnte, die nicht magisch waren, sondern einfache Leute auf der Suche nach Hundekuchen oder Hamsterstreu. Er musste sich den größten Teil der Zeit auf Aufzählreime und Schimpfworte beschränken, aber ab und zu sagte er etwas Bedeutsames zu ihnen und erwiderte mit seinen gelben Augen verschlagen ihren Blick, wenn sie ihn schockiert ansahen.
    Jetzt waren seine gelben Augen spottend auf Sofie gerichtet. »Zunge verschluckt?«,
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