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Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix

Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix

Titel: Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix
Autoren: Holly Webb
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noch mehr. Sieh nur!«
    Lotte blinzelte. Der glitzernde Nebel wirbelte wieder vor ihnen, aber sie kontrollierte ihn nicht. Sie sah zu ihrem Vater hinüber und fragte sich, ob sie wohl genau so aussah, wenn sie die Bilder heraufbeschwor. Mit leichtem Stirnrunzeln und einem abwesenden Blick in den Augen.
    Das silberweiße Einhorn war wieder da, doch seine Wesenszüge waren irgendwie anders. Es war immer noch wunderschön, aber furchtbar traurig. Es ließ den Kopf hängen, während es in einen seichten, schnell dahinströmenden Fluss starrte. Lotte konnte nicht ins Wasser blicken, sie vermutete jedoch, dass es sein Spiegelbild betrachtete.
    Plötzlich warf das silberne Einhorn den Kopf zurück und stieß ein lautes Wiehern aus, einen seltsamen, triumphalen Schrei. Es fuhr herum, wandte dem Fluss den Rücken zu und galoppierte so halsbrecherisch auf die Bäume zu, dass Lotte der Atem stockte, da sie überzeugt war, es würde sich verletzen. Das Einhorn jagte immer weiter, bis der dunkle Wald sich zu einer nebelverhangenen Lichtung öffnete, wo es seinen wilden Galopp verlangsamte und schließlich still dastand. Seine Flanken hoben und senkten sich, das lange spitze Horn funkelte im Schein der Sonne, die plötzlich die Wolken durchbrach und das hohe Gras leuchten ließ.
    Dann trat ein weiteres Einhorn in den Sonnenschein, ein viel kleineres, dessen Fell über einen warmen, satten Goldton verfügte. Es rieb seinen Kopf an dem silbernen Einhorn, und gemeinsam verschwanden sie. Sie verblassten langsam, während sie zusammen in den Sonnenschein hineintrabten.
    »Erinnerst du dich denn daran ?«, fragte Lotte ihren Vater flehend. »Du hast es uns gezeigt. Das war ich nicht, oder? Ich erinnere mich auf jeden Fall nicht an diesen Teil.«
    »Das war mein Traum …«, murmelte Tom. »Ich erinnere mich jetzt … Alles ist verschwommen und wie hinter einem Schleier verborgen, aber ich erinnere mich an das kleine goldene Einhorn. Es hat mir ins Gedächtnis zurückgerufen, wer ich war – oder wenigstens, dass ich jemand war. Und natürlich warst du das …« Er musterte Lotte mit gerunzelten Augenbrauen. »Ich habe es damals nicht verstanden. Ich war ein Einhorn in Gefangenschaft, und das goldene Wesen kam, um mich nach Hause zu führen. Du warst das, Lotte, die ganze Zeit über. Du hast mich zu dir nach Hause geholt.« Er stieß seinen Stuhl zurück und umarmte sie, genau wie sie es sich immer ersehnt hatte, und wirbelte sie herum. »Du kluges, kluges Kind.«
    »Das kapier ich nicht«, sagte Danny, der noch immer die Luft über dem Küchentisch anstarrte, wo nur noch ein paar Staubflocken im Licht glitzerten, das durch das Küchenfenster hereinfiel. »Ich dachte, du hast gesagt, Pandora habe die Einhörner bloß erfunden, um deinen Dad dazu zu bringen, auf diese verrückte Reise zu gehen, Lotte?«
    »Nein. Nein, sie waren echt. Davon bin ich überzeugt. Ich habe sie gefunden. Das habt ihr doch gesehen, oder?« Lottes Dad blickte in die Runde. »Konntet ihr nicht sehen, dass sie echt sind?« Er drückte Lotte ein letztes Mal fest an sich und setzte sie dann sanft ab. »Vielleicht auch nicht, nehme ich an. Aber die Einhörner sind so ziemlich das Einzige, dessen ich mir sicher bin. Sie waren dort, genau wie ich.« Er zog die Nase kraus. »Also das war Pandora? Die Frau in dem roten Kleid?«
    »An sie erinnerst du dich auch nicht?«, fragte Lotte erleichtert. Es wäre zu viel für sie gewesen, wenn er ihre Mutter vergessen hätte, sich aber an Pandora erinnerte, die scheußliche, hinterhältige Hexe, die versucht hatte, Lotte zu ihrer kleinen Sklavin zu machen.
    Ihr Vater schauderte. »Ich glaube, ich bin sehr froh, dass ich es nicht tue.«
    »Sie ist durch und durch böse, Tom«, sagte Onkel Jack ernst. »Und sie treibt sich nach wie vor hier rum. Sie weiß, dass Lotte deine Tochter ist, und das erträgt sie nicht. Sie hat dich zuerst geliebt, begreifst du? Sie wollte nicht, dass du dich einer anderen zuwendest. Sie hat die Gerüchte über die Einhörner vor acht Jahren in die Welt gesetzt und damit vor deiner Nase herumgewedelt, damit du auf und davon gehst. Sie wusste, dass du schon immer verrückt nach ihnen warst.«
    »Es war nicht bloß ein Gerücht«, widersprach Lottes Vater störrisch. »Ich habe sie gefunden. Ich bin mit ihnen verbunden. Aber etwas hat dafür gesorgt, dass ich alles vergesse, was vorher war. Lotte, glaubst du, das hängt mit dieser Pandora zusammen?«, fragte Tom besorgt. »Du musst dich von ihr fernhalten.
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