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Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte

Titel: Die Wolkenreiter Bd 3 - Herrscherin der Lüfte
Autoren: Toby Bishop
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weiß auch etwas über Arzneien. Es würde mich überraschen, wenn der Fürst die kleine Diamant ohne größere Schwierigkeiten fliegen könnte. Trotz Brüsten und unbehaartem Kinn ist er am Ende doch keine echte Frau. Die Hunde erkennen in ihm das, was er ist, und Tup ebenso. Die arme kleine Diamant weiß es einfach nicht besser.«
    Amelia flocht einen Zopf zu Ende und band ihn mit einem Streifen Seide zusammen. »Diamant hätte mein Pferd sein können«, stellte sie fest.
    »Ja. Das ist eine seltsame Vorstellung. Dann wäre Mahagoni zu einem anderen Mädchen gekommen«, überlegte Lark.
    »Das wäre furchtbar«, erklärte Amelia. »Aber ich mache mir Sorgen um die junge Stute. Sie muss schrecklich einsam sein.«
    »Ja, wir machen uns alle Sorgen. Alle, denen die Geflügelten Pferde etwas bedeuten.«
    Sie versorgten Tup schweigend zu Ende. Als sie den Stall verließen, warf Amelia Lark einen Seitenblick zu. »Meinst du nicht, dass dem Fürsten die Geflügelten Pferde ebenfalls etwas bedeuten, Lark?«
    Lark antwortete nicht gleich, dann sagte sie: »Ich glaube, dieser Fürst interessiert sich hauptsächlich für sich selbst, Amelia.«

    Auch im Speisesaal war ein Mann von der Miliz postiert worden, der zusah, wie die Mädchen und die Pferdemeisterinnen nacheinander zu ihren Plätzen gingen. Seine Gegenwart dämpfte das übliche Geschnatter beim Essen. Als Lark an dem Soldaten vorbeikam, blickte sie kurz zu ihm auf. Er war sehr jung und nicht sonderlich groß noch wirkte er kräftig. Er bemerkte ihren Blick, sah schnell zur Seite und errötete.
    Als Lark ihren Platz erreicht hatte, war sie überrascht, dort einen kleinen versiegelten Umschlag aus schlichtem beigefarbenem Papier vorzufinden, der an ihrem Wasserglas lehnte. Sie nahm ihn und musterte ihn mit einem unguten Gefühl.
    Die Mädchen warteten stehend, dass Leiterin Stern sich setzte. Hester beugte sich zu Lark hinüber. »Von wem ist er?«, flüsterte sie.
    Lark hielt ihn so, dass sie ihn sehen konnte. »Das ist Brohs Handschrift.«
    »Mach ihn auf!«, drängte Hester.
    »Ich habe Angst.« Lark schob den Finger unter das Siegel, brach es jedoch nicht.
    Jetzt sahen auch Anabel und Amelia neugierig zu ihnen herüber. Als zunächst die Leiterin Platz nahm, gefolgt von den Pferdemeisterinnen und schließlich den Mädchen, ertönten ein Rascheln und Scharren von den Stühlen. Lark sank auf ihren Platz und starrte auf den Umschlag. »Ich weiß, dass es schlechte Nachrichten sind. Ich bin jetzt schon so lange an der Akademie und habe noch nie einen Brief bekommen.«
    Hester drückte mit ihrer starken Hand ihren Arm. »Bring es hinter dich, Schwarz. Wenn du es aufschiebst, wird es auch nicht leichter. Wären es richtig schlechte
Nachrichten, hättest du es sowieso von der Leiterin erfahren.«
    Lark schloss kurz die Augen und dachte an ihre Brüder. Broh, der Älteste, war für sie Bruder und Vater zugleich gewesen. Der schweigsame Edmar war jetzt verheiratet und arbeitete nach wie vor im Steinbruch. Der fröhliche Nikh war nur wenige Jahre älter als sie und brach immer noch die Mädchenherzen von Willakhiep.
    Hester hatte Recht. Im Winter war der Vater eines der Mädchen gestorben, und es war direkt von Meisterin Stern darüber informiert worden. Also war das hier sicher nicht so schlimm.
    Sie öffnete die Augen, fuhr mit dem Finger unter das Siegel und öffnete den Brief. Während sie ihn las, legte sie ihn neben ihrem Salatteller auf den Tisch.
    »Und?«, fragte Hester. »Was ist?«
    Lark holte Luft und erschauderte, dann wandte sie sich Hester zu. »Es geht um Nikh, meinen Bruder.«
    Hester grinste. »Der Hübsche?«
    »Ja.« Lark konnte das Lächeln nicht erwidern. Ihre Lippen zitterten.
    »Was ist los, Schwarz? Ist alles in Ordnung mit deinem Bruder?«
    »Er ist in der Miliz. Der Palast hat einen so hohen Zehent gefordert, dass der Untere Hof ihn nicht zahlen konnte. Sie hatten die Wahl zwischen Nikh und Edmar, und da Edmar jetzt mit Pamella verheiratet ist, ist Nikh gegangen. Er ist bereits weg, und niemand weiß, wo er stationiert wurde.«
     
    Susanna Stern, die Leiterin, sprach während des Essens nicht zu den Mädchen. Gewöhnlich wurden bei dieser Gelegenheit immer Ankündigungen, Hinweise oder Nachrichten
aus Osham oder einem anderen Teil des Fürstentums vorgetragen. Doch an diesem Abend wartete Meisterin Stern, bis das Essen vorüber war. Dann ging sie zum Schlafsaal und stieg die Treppen zur Galerie empor, wo sich die Mädchen für die Nacht fertig
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