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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)
Autoren: Sarwat Chadda
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sie sich aufsetzte. Ein paar Decken waren auf einem gefliesten Boden ausgebreitet worden, und sie lag unter einem schweren Mantel.
    »Was ist geschehen?« Billi sah die frischen Umschläge um ihren Arm und spürte sie an ihren Rippen. Draußen war es noch dunkel, und sie zuckte zusammen, als sie den Mond über den Gebäuden hängen sah, entspannte sich dann aber. Er hatte keine Macht über sie.
    »Eine Art Waffenstillstand«, sagte Arthur. Er wirkte erschöpft; das Templerschwert lehnte an der Wand. »Wassilissa – wenn sie denn noch Wassilissa ist – hat uns erlaubt, in Tschernobyl zu bleiben, bis du dich ausgeruht hast. Ich glaube, sie war neugierig, ob du dich verwandeln würdest.« Er wies auf den Mond. »Dich den Polenitsy anschließen würdest. Ich glaube, das würde ihr gefallen.«
    »Ist sie jetzt bei den Polenitsy?«, fragte Billi.
    »Oh ja. Sie haben ihre alte Göttin verloren und eine neue gefunden.« Arthur kratzte sich am Kinn. »Es sieht so aus, als ob alle Macht, über die Baba Jaga verfügt hat, nun auf sie übergegangen wäre.« Er klang nicht sehr erfreut darüber.
    Billi schwang die Beine vor sich.
    »Du solltest dich noch etwas ausruhen. Lance macht gerade ein Fahrzeug bereit.«
    »Wo ist Iwan?« Billi stand auf, wankte und griff nach der Wand, um sich abzustützen. Dann ließ sie langsam los und stand auf eigenen Beinen. »Ich möchte ihn sehen.«
    »So stur wie deine Mutter.« Arthur reichte Billi einen Mantel. »Draußen. Er wartet schon.«
    Billi lächelte, während sie sich den Mantel um die Schultern legte. »Danke, Dad.«
    Draußen sah Billi, dass Lance und Mordred mit einem der großen Humvees beschäftigt waren, die die Bogatyri zurückgelassen hatten. Gwaine und Gareth standen auf dem Dach und packten. Gareth trug einen Arm in einer Schlinge und zuckte zusammen, als er eine Proviantkiste mit einem Arm und einem Stiefel zu verschieben versuchte. Am Rande der bebauten Fläche, direkt jenseits eines verwilderten, buschbewachsenen Streifens, der vielleicht einmal ein Park gewesen war, hielten sich die Polenitsy auf. Sogar auf diese Entfernung spürte Billi, dass das Tier sich regte. Es wollte loslaufen, zu ihnen. Billi wandte sich ab und bemerkte Iwan.
    Er saß auf einem Haufen Ziegel und starrte Koschtscheis Leiche an. Iwans Brust war mit Bandagen verbunden; irgendjemand hatte ihm einen weiten Wintermantel gegeben.
    »Einen Penny für deine Gedanken«, sagte Billi.
    »Sie sind keinen Penny wert.«
    Der große Mann hatte die Augen noch weit aufgerissen; ein leicht schockierter Ausdruck war für immer auf seinem leeren, weißen Gesicht festgefroren. In seiner Brust klaffte ein großes, blutverkrustetes Loch.
    »Wie fühlst du dich?« Billi hätte Iwan gern umarmt, hielt sich aber zurück.
    »Um ehrlich zu sein: taub. Kalt. Nichts Besonderes. Ich dachte, ich würde … mehr empfinden.«
    »Es ist geschafft, Iwan.« Billi streckte die Hand aus. Iwan sah sie an. Stumm legte er seine Finger in ihre.
    »Es war mir eine Ehre, an deiner Seite zu kämpfen, Billi SanGreal.« Er lächelte, und Billi half ihm auf.
    »Was hast du jetzt vor?«
    Iwan zuckte mit den Schultern. »Mich adoptieren lassen?«
    »Was?« Sie musste sich verhört haben. Sie klopfte sich an den Kopf; vielleicht war sie nach allem, was gerade geschehen war, immer noch fiebrig. Was er gesagt hatte, hatte sich wie »mich adoptieren lassen« angehört.
    Iwan lächelte gerissen. »Die englische Königsfamilie. Wir sind verwandt, weißt du? Vielleicht entschließe ich mich, nach London zu gehen und die Gastfreundschaft meiner Cousins zu beanspruchen.«
    Billi lachte. »Na ja … wenn du im Buckingham Palace kein Glück hast, finden wir vielleicht ein Plätzchen im Temple für dich.« Sie begannen, zurück zu dem Gebäude zu gehen, und stützten einander dabei gegenseitig. Billi schmiegte sich eng an Iwan, während er vorwärtshinkte, und er hatte seinerseits den Arm um ihre Taille gelegt und hielt sie fest.
    Ein klägliches Heulen ließ sie beide aufblicken.
    Eine räudige graue Wölfin, deren Pelz blutig und aufgerissen war, leckte das reglose Gesicht der Roten ab. Swetlanas Gesicht. Mit grünen Augen suchte die Wölfin den Körper des Mädchens nach irgendeinem Lebenszeichen ab und winselte leise, als sie an den tiefen Wunden in der Brust schnüffelte. Sie leckte dem Mädchen das Gesicht, aber Swetlana rührte sich nicht.
    »Olga«, sagte Billi. Die Wölfin wandte den Kopf in ihre Richtung, und Billi hob die Hand. Sie wollte Olga
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