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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman
Autoren: Aufbau
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gesellen. Aber sein Platz blieb leer. Sie waren im Begriff, zu zahlen, als er auftauchte. Er war ein wenig außer Atem. Eines war sofort klar: Es war etwas Wichtiges vorgefallen. Dutch schenkte ihm ein Glas Chianti ein.
    McKnight sagte, er habe einen Anruf von einem jungen Marinesoldaten namens Travis Wilson erhalten, einem Private aus Dannys Kompanie, der vor sechs Monaten die Heeresabteilung verlassen hatte. Danny nickte. Er kannte den Mann, wenn auch nicht sehr gut. Wilson habe gestern in den Nachrichten gesehen, dass Harker und Delgado behaupteten, sie hätten sich nicht abgesprochen, fuhr McKnight fort.
    »Das sei nicht wahr, behauptet dieser Wilson. Er hat sie zusammen in einer Bar in Coronado gesehen, nachdem alle nach Haus geflogen worden waren.«
    »Hat er gehört, worüber sie gesprochen haben?«, fragte Dutch.
    |336| »Genug, denke ich. Wilson fliegt heute noch von Omaha her. Kevin holt ihn um zehn vom Flughafen ab. Wenn sich das alles als plausibel herausstellt, rufen wir ihn morgen in den Zeugenstand.«
    Colonel Scrase hatte am nächsten Morgen kaum Platz genommen, als McKnight auch schon aufsprang und um Erlaubnis bat, einen letzten Zeugen aufrufen zu dürfen. Wendell Richards, der für das Schlussplädoyer in den Startlöchern stand, blickte irritiert. Private First Class Travis Wilson war nicht gerade das, was man eine perfekte Besetzung nennen konnte. Er war klein und hatte ein mausartiges, mit Pickeln übersätes Gesicht. Er schwor den Eid und wirkte nervös.
    McKnight absolvierte zunächst das Auftaktspiel: Rang und Laufbahn in der Armee, dann kam er zum Wesentlichen.
    »Travis, könnten Sie uns sagen, wo Sie am Abend des 23. Juli vergangenen Jahres waren?«
    »In einer Bar. Dee’s Place in Coronado.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Da habe ich Cindy getroffen – das ist meine Freundin. Na ja, damals war sie noch meine Freundin. Wir haben uns getrennt. Jedenfalls hatten wir uns für halb acht verabredet, ich kam ungefähr zwanzig Minuten früher – so bin ich nun mal, immer überpünktlich – und saß in einer Nische.«
    »War noch jemand dort, den Sie kannten?«
    »Ja, Sir. Sergeant Delgado und Eldon Harker. Sie saßen am Nebentisch in einer anderen Nische.«
    »Sie haben die beiden erkannt?«
    »Ja, Sir.«
    »Sind Sie mit ihnen befreundet?«
    »Nein, Sir. Ich kenne sie aus dem Irak.«
    »Und Sie haben sie begrüßt?«
    »Nein, Sir. Ich wollte erst, aber dann hörte ich, worüber sie redeten, und dachte, ich lasse es lieber.«
    |337| »Und die beiden haben Sie nicht bemerkt?«
    »Ich glaube nicht, Sir, nein. Dee’s ist ein ziemlich schummriges Restaurant.«
    »Wie deutlich konnten Sie die beiden verstehen?«
    »Ziemlich deutlich.«
    »Und was haben Sie gehört?«
    »Ich hörte, dass Harker von Sergeant Delgado instruiert wurde, was er sagen müsse, damit die Mordanklage gegen ihn fallengelassen wird.«
    Wendell Richards war sofort auf den Beinen, erhob Einspruch. In der nächsten halben Stunde sprang er immer wieder von seinem Stuhl auf. Nach und nach bekam McKnight das aus Travis heraus, was er hören wollte. Wie Delgado mit Harker gewissermaßen seinen Auftritt eingeübt hatte, um alle Schuld auf Danny abzuwälzen. Er hatte sogar die magischen Worte
Nimm deine verfluchte Waffe
gehört.
    Als McKnight fertig war, sah er aus, als wäre er während der Befragung gewachsen.
    Richards nahm Travis ins Kreuzverhör. Er wollte Zweifel säen, ob der junge Soldat auch richtig gehört hatte, deutete an, er habe vielleicht etwas gegen die beiden Männer, die er belauscht hatte. Aber Tom sah es an Richards ganzem Gebaren, dass der entscheidende Schlag ausgeteilt worden war. KcKnight erhob sich bedeutungsschwer, als Richards das Kreuzverhör beendet hatte, und bat darum, Sergeant Delgado und Eldon Harker erneut in den Zeugenstand zu rufen, damit ihnen nun als Verdächtigen ihre Rechte nach Artikel 31 vorgelesen werden konnten.
     
    Sie mussten fast einen Monat auf die Ergebnisse der Ermittlungsbeamten warten. In der Zwischenzeit gebar Kelly einen gesunden Jungen. Er wurde auf den Namen Thomas David getauft, nach seinen beiden Großvätern.
    |338| An einem warmen, wolkenlosen Morgen fuhr Tom zum Krankenhaus in Great Falls und hielt sein erstes Enkelkind im Arm. Von Kellys Zimmerfenster aus waren die noch mit Schnee bedeckten Berge der Front Range zu sehen. Tom zeigte dem Kind auf seinem Arm die verschiedenen Bergspitzen und Pässe und zählte deren Namen auf: Sawtooth, Ear Mountain, Steamboat. Gina,
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