Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Murray, Sir John Hardy und Colonel Moran –, ergaben, daß man sich an Whist gehalten hatte und daß das Kartenglück ziemlich gleich verteilt gewesen war. Adair mochte fünf Pfund verloren haben, nicht mehr. Sein Vermögen war beachtlich, und ein solcher Verlust konnte ihn in keiner Weise berühren. Fast jeden Tag hatte er in einem der Clubs gespielt, und als vorsichtiger Spieler war er meist als Gewinner vom Tisch gegangen. Die Zeugenvernehmung ergab, daß er einige Wochen zuvor gemeinsam mit Colonel Moran vierhundertzwanzig Pfund von den Herren Godfrey Milner und Lord Balmoral gewonnen hatte. Soviel zu der unmittelbaren Vorgeschichte, wie sie bei der amtlichen Voruntersuchung zutage trat.
      Am Abend des Verbrechens kam er Punkt zehn aus dem Club nach Hause. Seine Mutter und seine Schwester waren ausgegangen und verbrachten den Abend bei einer Verwandten. Das Dienstmädchen bezeugte, sie habe ihn das Vorderzimmer in der zweiten Etage betreten hören, das er gewöhnlich als sein Wohnzimmer nutzte. Sie hatte dort ein Feuer angemacht und, weil es rauchte, das Fenster geöffnet. Kein Geräusch war bis zwanzig nach elf aus dem Zimmer gedrungen, also bis zu der Zeit, da Lady Maynooth mit ihrer Tochter nach Hause kam. Die Dame wollte ihrem Sohn gute Nacht wünschen und versuchte deshalb in sein Zimmer zu gelangen. Die Tür war von innen abgeschlossen, und ihr Rufen und Klopfen blieb ohne Antwort. Man holte Hilfe und brach die Tür auf. Der unglückliche junge Mann lag neben dem Tisch. Sein Kopf war durch ein Explosivgeschoß aus einem Revolver schrecklich zugerichtet, aber in dem Zimmer wurde keine Waffe entdeckt. Auf dem Tisch lagen zwei Bankanweisungen über je zehn Pfund, außerdem siebzehn Pfund zehn Shilling in Silber und Gold; die Münzen waren zu Türmchen verschiedener Höhe aufgebaut. Auf einem Blatt Papier standen einige Zahlen und dahinter die Namen von Freunden aus den Clubs, woraus man ableitete, daß er vor seinem Tod versucht habe, seine Gewinne und Verluste beim Kartenspiel festzustellen.
      Die genaue Untersuchung der Umstände machte den Fall nur noch verwickelter. Vor allem fand man keinen Grund dafür, warum der junge Mann die Tür von innen verschlossen haben sollte. Es bestand die Möglichkeit, daß dies der Mörder getan hatte und danach durch das Fenster entwichen war. Die Höhe betrug jedoch mindestens zwanzig Fuß, und unten stand ein Krokusbeet in voller Blüte. Weder die Blumen noch das Erdreich zeigten die geringste Spur, und es gab auch keine Abdrücke auf dem schmalen Grasstreifen, der zwischen dem Haus und der Straße lag. Anscheinend hatte also der junge Mann selbst die Tür verschlossen. Aber wie war er denn dann zu Tode gekommen? Niemand hätte zum Fenster em porklettern können, ohne Spuren zu hinterlassen. Wäre der Schuß durchs Fenster gekommen, so hätte das wahrlich ein außerordentlicher Schütze gewesen sein müssen, der mit einem Revolver auf solche Entfernung eine derart tödliche Wunde beibringen konnte. Und dann ist die Park Lane eine verkehrsreiche Straße, und hundert Yard vom Haus befindet sich ein Droschkenstand. Kein Mensch hatte einen Schuß gehört. Und doch war da ein Toter und eine Revolverkugel, die plattgedrückt war, nach der Art von Geschossen mit weicher Spitze, und eine Wunde verursacht hatte, die sofort zum Tod geführt haben mußte. Soviel zu den Umständen des Geheimnisses in der Park Lane, das sich durch das völlige Fehlen eines Motivs noch verwickelter darstellte, denn – wie ich bereits sagte – es war nichts davon bekannt, daß der junge Adair irgendeinen Feind besaß, und es war auch kein Versuch unternommen worden, das Geld oder sonstige Wertsachen aus dem Zimmer zu entwenden.
      Den ganzen Tag über beschäftigten mich diese Tatsachen, und ich mühte mich, auf eine Theorie zu kommen, die sie alle in Einklang bringen konnte, und den Punkt des geringsten Widerstands zu finden, den mein armer Freund immer zum Ausgangspunkt aller Nachforschungen erklärt hatte. Ich gestehe, daß ich kaum Fortschritte machte. Am Abend schlenderte ich durch den Park, und gegen sechs Uhr fand ich mich in der Oxford Street nahe der Park Lane. Eine Ansammlung von Streunern auf dem Pflaster, alle blickten zu einem bestimmten Fenster hinauf, dirigierte mich zu dem Haus, das ich hatte sehen wollen. Ein großer, dünner Mann mit gefärbten Brillengläsern, den ich sehr im Verdacht hatte, ein Polizist in Zivil zu sein, erläuterte irgendeine Theorie, die er sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher