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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Hope wird keinen Rückschlag in seiner glänzenden Karriere erleiden, der unbesonnene Souverän wird für seine Unbesonnenheit nicht gestraft, der Premierminister wird sich nicht mit europäischen Komplikationen herumschlagen müssen, und mit einem bißchen Takt und Geschick unsererseits wird überhaupt niemand lädiert aus einem Zwischenfall hervorgehen, der sehr unangenehm hätte enden können.«
      Ich war voller Bewunderung für diesen außergewöhnlichen Mann.
      »Sie haben den Fall gelöst!« rief ich.
      »Kaum, Watson. Es gibt da einige Punkte, die sind so dunkel wie je. Aber wir haben schon so viel erhellt, daß es unser Fehler wäre, wenn wir nicht auch noch den Rest herausbekämen. Wir gehen jetzt geradewegs nach Whitehall Terrace und bringen die Sache zur Entscheidung.«
      Im Haus des Staatssekretärs für europäische Angelegenheiten ließ sich Holmes der Lady Hilda Trelawney Hope melden. Man bat uns ins Damenzimmer.
      »Mr. Holmes!« sagte die Dame, rot vor Entrüstung, »das ist von Ihrer Seite höchst unfair und unedelmütig. Ich wünschte, wie ich Ihnen erklärt habe, daß Sie meinen Besuch bei Ihnen als Geheimnis bewahren, damit nicht vor meinem Gatten der Eindruck entstünde, ich mischte mich in seine Angelegenheiten. Und nun kompromittieren Sie mich, indem Sie hierherkommen und so demonstrieren, daß wir in geschäftlicher Verbindung stehen.«
      »Unglücklicherweise, Madame, blieb mir nichts anderes übrig. Ich bin beauftragt, ein unermeßlich wichtiges Dokument aufzufinden. Ich muß Sie deshalb bitten, so freundlich zu sein, es mir zu übergeben.«
      Die Lady sprang auf, und alle Farbe war mit einemmal aus ihrem schönen Gesicht gewichen. Ihr Blick wurde gläsern, sie taumelte, so daß ich glaubte, sie würde in Ohnmacht fallen. Dann aber erholte sie sich mit großer Anstrengung von dem Schock, und äußerste Verwunderung, gemischt mit Entrüstung, verdrängten jeden anderen Ausdruck von ihrem Gesicht.
      »Sie… Sie beleidigen mich, Mr. Holmes.«
      »Nicht doch, Madame. Es hat keinen Zweck. Geben Sie mir den Brief.«
      Sie stürzte zur Klingel.
      »Der Butler wird Sie hinausbegleiten.«
      »Klingeln Sie nicht, Lady Hilda. Wenn Sie es tun, sind meine ernsthaften Bemühungen, einen Skandal zu vermeiden, vergebens. Händigen Sie mir den Brief aus, und alles wird in Ordnung kommen. Wenn Sie mit mir zusammenarbeiten, werde ich alles glätten. Wenn Sie gegen mich arbeiten, muß ich Sie bloßstellen.«
      Herausfordernd stand sie da, eine königliche Erscheinung, und ihre Augen sahen starr in die seinen, so als ob sie in seiner Seele lesen wollten. Ihre Hand lag auf der Klingel, aber sie unterließ es, sie zu betätigen.
      »Sie wollen mir angst machen. Es ist nicht sehr männlich, Mr. Holmes, hierherzukommen und eine Frau einzuschüchtern. Sie sagten, Sie wüßten etwas. Was wissen Sie?«
      »Setzen Sie sich, bitte, Madame. Sie werden sich verletzen, wenn Sie fallen. Ich rede nicht, ehe Sie nicht sitzen. Vielen Dank.«
      »Ich gebe Ihnen fünf Minuten, Mr. Holmes.«
      »Eine Minute genügt, Lady Hilda. Ich weiß von Ihrem Besuch bei Eduardo Lucas und davon, daß Sie ihm das Dokument gegeben haben; ich weiß, daß Sie gestern abend noch einmal seine Wohnung aufgesucht und den Brief aus dem Versteck unter dem Teppich geholt haben.«
      Sie starrte ihn aschfahl an und schluckte zweimal, ehe sie sprechen konnte.
      »Sie sind verrückt, Mr. Holmes – Sie sind verrückt!« rief sie schließlich.
      Er zog ein kleines Stück Karton aus der Brusttasche – das aus einer Porträtphotographie herausgeschnittene Gesicht einer Frau.
      »Ich hatte es eingesteckt, weil es von Nutzen sein konnte«, sagte er. »Der Polizist hat Sie darauf wiedererkannt.«
      Sie schnappte nach Luft, und ihr Kopf fiel hintenüber.
      »Kommen Sie, Lady Hilda. Sie besitzen den Brief. Die Sache kann noch ins Lot gebracht werden. Ich möchte Sie nicht in Unannehmlichkeiten stürzen. Meine Aufgabe ist erfüllt, sobald ich den verschwundenen Brief Ihrem Gatten übergeben habe. Hören Sie auf meinen Rat und seien Sie aufrichtig zu mir. Es ist Ihre einzige Chance.«
      Ihr Mut war bewundernswert. Sogar jetzt noch wollte sie sich ihre Niederlage nicht eingestehen.
      »Ich sage es Ihnen noch einmal, Mr. Holmes, daß Sie einer abgeschmackten Sinnestäuschung erlegen sind.«
      Holmes erhob sich.
      »Es tut mir für Sie leid, Lady Hilda. Ich habe mein Bestes für Sie
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