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Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3

Titel: Die Wiederkehr von Sherlock Holmes, Bd. 3
Autoren: Arthur Conan Doyle
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klopfte an seine Tür, wie wir es ausge
    macht hatten. Lucas öffnete. Ich folgte ihm ins Wohnzimmer und ließ die Haustür hinter mir offenstehen, denn ich fürchtete mich, mit dem Mann allein zu sein. Ich erinnere mich, daß eine Frau vor dem Haus wartete. Unser Geschäft war bald abgewickelt. Ich händigte das Dokument aus, er gab mir den Brief. In diesem Augenblick hörten wir ein Geräusch an der Haustür, dann Schritte im Flur. Lucas schlug schnell das Drogett zurück, schob das Dokument in ein Versteck und breitete den Teppich wieder darüber.
      Was dann geschah, ist wie ein fürchterlicher Traum. Ich habe den Eindruck eines dunklen, wilden Gesichts, der Stimme einer Frau, die auf französisch schrie: ›Ich habe nicht vergebens gewartet. Schließlich habe ich dich doch mit ihr ertappt!‹ Dann folgte ein wüstes Handgemenge. Ich sah, daß er einen Stuhl in der Hand hielt, und in ihrer Hand blitzte ein Messer. Ich stürzte von diesem schrecklichen Schauplatz, lief aus dem Haus, und erst am nächsten Morgen las ich in der Zeitung von dem fürchterlichen Ausgang. An diesem Abend war ich glücklich, denn ich hatte meinen Brief und konnte noch nicht absehen, was die Zukunft bringen würde.
      Am nächsten Tag erkannte ich, daß ich nur ein Übel gegen das andere eingetauscht hatte. Die Angst meines Gatten wegen des verschwundenen Papiers ging mir zu Herzen. Ich konnte mich kaum davor zurückhalten, ihm zu Füßen zu sinken und zu erzählen, was ich getan hatte. Aber das hätte wieder ein Geständnis über die Vergangenheit nach sich gezogen. An jenem Morgen lief ich zu Ihnen, um etwas über die ganze Schwere meines Vergehens zu erfahren. Von der Sekunde an, da ich alles begriffen hatte, war mein ganzes Denken nur noch darauf gerichtet, das Dokument meines Gatten wiederzuerlangen. Es mußte sich noch dort befinden, wo er es versteckt hatte, ehe die schreckliche Frau aufgetaucht war. Wäre sie nicht gekommen, hätte ich nie von dem Versteck erfahren. Aber wie sollte ich in das Zimmer kommen? Zwei Tage lang beobachtete ich das Haus, aber nie wurde die Tür offen gelassen. Gestern abend unternahm ich einen letzten Versuch. Was ich tat und mit welchem Erfolg, haben Sie ja bereits erfahren. Ich nahm den Brief an mich, gedachte ihn zu zerstören, denn ich sah keinen Weg, wie ich ihn meinem Gatten zurückgeben sollte, ohne ein Schuldgeständnis ablegen zu müssen. Um Himmels willen! Ich höre seinen Schritt auf der Treppe!«
      Der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten platzte aufgeregt ins Zimmer.
      »Gibt es etwas Neues, Mr. Holmes?« rief er.
      »Ich bin ziemlich hoffnungsvoll.«
      »Gott sei Dank!« Er strahlte. »Der Premierminister wird mit mir lunchen. Darf er Ihre Hoffnung teilen? Er hat Nerven aus Stahl, und doch weiß ich, daß er seit dem schrecklichen Ereignis kaum geschlafen hat. Jacobs, würden Sie den Premierminister heraufbitten? Ich fürchte, meine Liebe, wir haben Politisches zu besprechen. Geh schon ins Eßzimmer voraus, wir werden in einigen Minuten nachkommen.«
      Der Premierminister gab sich beherrscht, aber am Glanz seiner Augen und den fahrigen Bewegungen seiner Hände erkannte ich, daß er die Erregung seines jungen Kollegen teilte.
      »Ich nehme an, Sie haben etwas zu berichten, Mr. Holmes?«
      »Bis jetzt rein Negatives«, antwortete mein Freund. »Ich habe alle Stellen aufgesucht, an denen der Brief hätte sein können, und bin sicher, daß es keinen Grund zu Befürchtungen gibt.«
      »Aber das genügt nicht, Mr. Holmes. Wir können nicht andauernd auf einem solchen Vulkan leben. Wir müssen zu einem Ende kommen.«
      »Ich hege Hoffnung, daß sich alles klärt. Deshalb bin ich hier. Je länger ich die Sache bedenke, desto größer wird meine Überzeugung, daß der Brief dieses Haus nie verlassen hat.«
      »Mr. Holmes!«
      »Sonst wäre er mit Sicherheit schon veröffentlicht worden.«
      »Aber warum sollte ihn jemand an sich nehmen und ihn dann hier im Hause behalten?«
      »Ich bin nicht überzeugt, daß jemand ihn an sich genommen hat.«
      »Und wieso ist er dann aus der Dokumententasche verschwunden?«
      »Ich bin nicht überzeugt, daß er je aus der Tasche verschwunden ist.«
      »Mr. Holmes, das ist ein unpassender Scherz. Ich habe Ihnen versichert, daß er sich nicht mehr in dem Dokumentenkoffer befand.«
      »Haben Sie den Aktenkoffer seit Dienstagmorgen noch einmal untersucht?«
      »Nein, dazu bestand keine
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