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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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herumzieht?«
    »Ja. Aber was hat das mit mir zu tun?«
    Michele Montalba druckste herum.
    »Nichts. Ich weiß nicht. Ich wollte nur mit dir sprechen.«
    Sie verabredeten, dass Francesca ihre Familie bald einmal besuchen würde. Dann legte Michele Montalba grußlos auf, wie es seine Art war. Nachdenklich verließ Francesca das Zimmer. Ihr Vater hatte entweder von der Gemeindeverwaltung in San Clemente oder von einem Nachbarn aus angerufen. Die Montalbas selbst hatten kein Telefon. Welche Sorge trieb ihn, das zu tun, und was vermutete er? Ganz wohl war ihm offensichtlich doch nicht bei dem Gedanken, dass seine Tochter im Schloss Lampedusa wohnte.
    Francesca beschloss, das Geheimnis dort zu ergründen.
     
    *
    Die Gelegenheit dazu ergab sich nach dem Mittagessen. Ricardo hatte sie nicht blicken lassen. Seine Vollmondallergie, wie Filomena sie nannte, würde ihn immer noch plagen, sagte die Beschließerin. Er hätte schreckliche Kopfschmerzen, und es wäre ihm übel. Francesca könnte ihn heute nicht sehen. Zu dem nächtlichen Wolfsgeheul hatte Filomena geäußert, das seien umherstreifende Wölfe gewesen. Das Gehämmer war längst vorbei, Ricardos Kammerfenster mit Brettern vernageln.
    Die Zeit der Siesta war angebrochen. Francesca hatte gesagt, sie wolle sich ausruhen. Sie wartete also, bis im Schloss alles ruhig geworden war. Dann verließ sie ihr Zimmer. Das silberne Messer, das ihr Ex-Verlobter Mario Sciaso auf der Zugbrücke vom Kastell verloren hatte, fand sie im Zimmer nicht.
    Francesca war ganz sicher, dass sie es in die Kommodenschublade gelegt hatte. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die ständig etwas verlegten und suchen mussten. In der Schublade war das Messer jedoch nicht. Jemand musste es heimlich weggenommen haben.
    Francesca fand das ein starkes Stück. Sie wurde beobachtet und kontrolliert, man misstraute ihr. Die Frage war, ob sich auch jetzt unter Überwachung stand. Das musste sie ausprobieren. Die junge Frau ging zuerst in die Schlossküche, wo sie niemanden fand. Die Bediensteten hielten Siesta. Es war ruhig und kühl hinter den dicken Mauern von Schloss Lampedusa.
    Im Seitenflügel, im Dienstbotentrakt, fand die junge Frau Filomena nicht. Im Hof draußen, in dem schattigen Wandelgang, entdeckte sie die Greisin dann. Filomena hatte sich kurz in den Korbsessel setzen wollen, um einen Moment auszuruhen, und war dabei eingeschlafen. Sie atmete regelmäßig und tief. Ihr weißes Haar leuchtete über dem zerfurchten Gesicht.
    Die Tasche der Kittelschürze der alten Beschließerin war ausgebeult. Wie es aussah, von den Schlüsseln zu Ricardos Schlafkammer. Auf Zehenspitzen schlich sich Francesca heran. Ganz vorsichtig, um sie nicht zu wecken, fasste sie Filomena in die Tasche. Als sie die Schlüssel hervorzog, rutschten sie ihr aus den spitzen Fingern und fielen klirrend auf die Steinplatten.
    Francesca zuckte zusammen.
    Filomena hob halb die Lider und fragte murmelnd mit schläfriger Stimme: »Hast du die Milch in den Kühlschrank gestellt, Claudia, faules Luder?«
    »Ja, Signora«, antwortete Francesca halblaut und ahmte die Stimme des Dienstmädchens nach, so gut sie es konnte.
    Filomena schlief tatsächlich wieder ein. Sie war weit über Siebzig. Was sie im Schloss alles erlebte und zu erledigen hatte, beanspruchte sie sehr. Mit bemerkenswerter Energie schaffte sie es jedoch immer noch. Francesca wartete eine Weile, bis sie sicher war, dass Filomena fest schlief.
    Dann nahm sie die Schlüssel und schlich sich den Wandelgang entlang, lief an der Mauer entlang zur Tür. Im Seiten- und Haupttrakt begegnete ihr niemand. Bald stand Francesca vor Ricardos Gemächern. Ihr Herz klopfte, als sie das Ohr an die Tür mit den drei Schlössern legte. Von drinnen hörte sie keinen Laut. Zunächst einmal betrat Francesca das Nebenzimmer.
    Sie entdeckte und öffnete eine Klappe in der Wand und schaute hindurch. Aber sie wurde enttäuscht. Im Zimmer nebenan war es so düster, dass sie dort nichts erkennen konnte. Ihre Augen mussten sich erst einmal an das Fastdunkel dort gewöhnen. Nach einer Weile erkannte sie immerhin die Umrisse eines Himmelbetts. Es handelte sich um ein schweres altes Möbelstück, soviel war zu sehen.
    Francesca wartete. Doch das half ihr nicht weiter. Sie nahm allen Mut zusammen und ging hinaus auf den Korridor. Nachdem sie eine Weile gelauscht und um die Ecke gespäht hatte, dass niemand in der Nähe war, suchte sie den passenden Schlüssel für das erste Schloss. Leise und vorsichtig
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