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Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)

Titel: Die Welt der Sookie Stackhouse (German Edition)
Autoren: Charlaine Harris
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Meinung meines Bruders machte ich mir ohnehin auch nicht allzu viele Gedanken. »Nicht, dass ich vorhätte, demnächst zu heiraten«, fügte ich hastig hinzu. Ich hatte ja nicht einmal vorgehabt, diese Vampirheirat einzugehen, wenn wir schon dabei sind. »Wirst du denn ganz traditionell ein weißes Kleid tragen, Deidra?« Egal, wie sehr ich mich auch bemühen würde, das Gespräch auf die kurz bevorstehende Hochzeit zu bringen – ich hatte das ungute Gefühl, dass die Frauen der Familie auch weiter versuchen würden, es auf eine mögliche zukünftige Hochzeit von Sam und mir zu lenken.
    Die Braut nickte lächelnd. Wow, Deidra war wirklich der Traum eines jeden Zahnarztes. »Ja, es ist schneeweiß und schulterfrei«, erzählte sie. »Ich hab’s in einem Geschäft für Brautmoden in Waco im Ausverkauf bekommen. Die Fahrt dorthin hat sich wirklich gelohnt.«
    »Wie viele Brautjungfern?«
    Ihre Miene trübte sich. »Na ja«, begann sie. Nach einermerklichen Pause setzte sich noch einmal an. »Zwei«, sagte sie tapfer lächelnd. »Meine Schwestern.«
    »Zwei Freundinnen haben ihr nach der Schießerei einfach abgesagt«, erklärte Bernie mit dem Rücken zu uns. Ihre Stimme klang ausdruckslos.
    Mindy war in die Küche zurückgekommen, mit einer sauber geschrubbten Tochter, und ließ Bonnie hinaus in den Garten zu den Männern. »Zuwachs«, rief sie nur und schloss die Tür wieder. »Diese Dreckstücke«, entfuhr es Mindy da plötzlich, und ich wusste, dass sie die Brautjungfern meinte, die ihr Wort gebrochen hatten.
    Deidra zuckte zusammen.
    »Tut mir leid, Schatz, aber das Verhalten war unter aller Kanone«, sagte Mindy. »Jede echte Freundin würde mehr an dich und deine Gefühle denken als an ihre Missbilligung unserer Familie.«
    Mindy hatte ein ausgeprägtes Gespür.
    »Na, die beiden besten sind dir ja geblieben«, warf Bernie ein, und Deidra lächelte ihre Schwiegermutter in spe an. »Sookie, ich hoffe, du magst Brathähnchen.«
    »Natürlich«, sagte ich. »Kann ich eigentlich irgendwie behilflich sein?«
    Bernie sagte Nein, und ich sah auch, dass der Kochbereich leichter für eine Person allein zu managen war, ohne dass immer noch jemand anders dazwischenfunkte. Um das Gespräch aufrechtzuerhalten, erzählte ich ihnen, dass ich auf der Bellefleur-Doppelhochzeit mal einspringen musste, weil eine der Brautjungfern eine akute Blinddarmentzündung hatte. Sie lachten alle, als ich beschrieb, wie ich versuchte, in dem zu engen Kleid nicht zu atmen und auf den zu kleinen High Heels nicht zu schnell zu gehen, und ich begann, mich etwas zu entspannen. Mindy legte die Wäsche fertig zusammen, Bonnie kam mit einem aufgeschürften Knie weinend in die Küche gerannt, und Craig schlugden Baseball aus Versehen über Dokes Schulter und in Mr Collins Garten hinein.
    Im Hintergrund hatte ich immer die Stimmen der Männer gehört, die einander oder Mason etwas zuriefen, und ich schreckte auf, als sie plötzlich alle verstummten. Ich lauschte.
    Und dann war ich auch schon zur Tür hinaus und sah nach rechts. Dort, in einer Lücke der wuchernden Hecke, stand Jim Collins, mit in der Sonne glänzendem Kahlkopf und dem Baseball in seinen von Altersflecken gezeichneten Händen. Ich wusste, was er tun würde, noch bevor er es tat; ich wusste es bereits, als seine Absicht sich langsam formte. Collins war zwar Mitte sechzig, aber rüstig und fit, und der Baseball flog mit beeindruckender Kraft direkt auf Sam zu. Ich hob die Hand und fing ihn ab. Es tat höllisch weh, doch ich hätte auch für alle Baumwolle im Mississippidelta nicht aufgeschrien. Ich fing Jim Collins’ Blick auf und erwiderte ihn. Doch ich sagte kein Wort. Aus Angst vor dem, was ich sagen würde.
    Einen langen Augenblick herrschte Schweigen. Dann trat Mindys Ehemann Doke zwei Schritte vor. »Wagen Sie es ja nicht«, drohte er Collins, »hier vor meinem Sohn einen Aufstand zu machen.« Doke war so wütend, dass er sich mit aller Kraft beherrschen musste.
    In diesem Augenblick wünschte ich mir, ich wäre eine Hexe und könnte all die Boshaftigkeit von Bernies Nachbarn auf ihn zurückschleudern. Aber ich hatte keine Superkräfte und auch keine Suprakräfte oder überhaupt irgendwelche Kräfte. Alles, was ich hatte, war meine unberechenbare Fähigkeit, Gedanken zu lesen, und meine unerwartet große Kraft und Schnelligkeit, die von einem gelegentlichen Schluck von Erics Vampirblut herrührten. Ich ließ den Arm sinken, den Baseball in der Faust. Sam kam zu mir und legte mir
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