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Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady
Autoren: Andre Norton
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Flugboote? Warum ist das alles kaputt?« Er sah verloren aus. »Ich möchte nach Hause.«
    »Es gibt keine Flugboote mehr und vielleicht auch keine Stadt«, rief Bartare mit schriller Stimme. »Es ist alles fort! Aber ihr wolltet ja unbedingt zurückkommen – jetzt seht nur, was geschehen ist!«
    »Sei still!« sagte ich scharf. »Noch wissen wir nichts Genaues, Bartare. Oomark, wir gehen jetzt zu Kosgros Schiff. Vielleicht kann er uns darin mitnehmen oder jedenfalls aus Tamlin Hilfe holen.«
    Aber obgleich wir uns beeilten, jeder von uns darauf bedacht, das Schiff so rasch wie möglich zu erreichen, fanden wir es nicht.
    Kosgro blieb vor einer weiten Lichtung stehen, blickte hierhin und dorthin und schüttelte schließlich den Kopf. Als er sich zu uns umwandte, war seine Stimme tonlos. »Es ist fort.«
    »Ich weiß«, sagte Oomark plötzlich zu unserer Überraschung. »Es steht im Museumspark in Tamlin.«
    Wir sahen beide den Jungen an und sagten wie aus einem Munde: »Was? – Woher weißt du das?«
    »Als wir mit Lehrer Largrace hierherflogen, zeigte er uns vom Flugboot aus das Museum und erzählte uns von dem geheimnisvollen Schiff. Als die ersten Siedler herkamen, fanden sie ein verlassenes Scout-Schiff. Es muß schon lange hier gestanden haben, weil es eine Form hat, die heute nicht mehr benutzt wird. Aber man hat nichts weiter darüber herausfinden können, weil es verschlossen war. Deshalb haben sie es schließlich in die Stadt transportiert und ins Museum gestellt. Lehrer Largrace hat uns versprochen, mit uns hinzugehen und es uns zu zeigen.«
    »Wenn das Schiff in der Stadt ist, müssen wir dorthin.«
    »Aber wie? Wir haben keine Vorräte, und es ist ein weiter Weg durch die Wildnis bis zur nächsten Plantage, wenn es die Plantagen überhaupt noch gibt.«
    »Haben wir denn eine andere Wahl?« fragte er. Und ich wußte, wir hatten keine andere Wahl. So erschöpft wir auch sein mochten, hier wollten wir nicht enden.
    Unsere folgende Wanderung war ein Alptraum, der das, was wir in der grauen Welt erlebt hatten, noch übertraf. Zwar wurden wir hier nicht von Ungeheuern bedroht, die aus dem Nebel auftauchten, aber Hunger war unser ständiger Gefährte. Kosgro, mit seiner Ausbildung im Überleben, die jeder Scout erhält, war es, der uns allein mit seinem Geschick am Leben erhielt.
    Wir lebten von dem Fleisch der Tiere, die er in Fallen fing, mit einem wohlgezielten Felsbrocken niederschlug oder mit einem Knüppel erlegte, von Beeren, die er für uns besorgte. Unsere Kleider hingen in Fetzen herab, und wir flochten uns kümmerlichen Ersatz aus Gräsern und Rohr. Unsere Füße wurden wund und verhärteten sich dann allmählich, und wir verloren jegliches Zeitgefühl, wenngleich wir auch die Tage seit unserer Rückkehr zählten.
    Und in all der Zeit sahen wir kein einziges Flugboot, kein Anzeichen dafür, daß überhaupt noch jemand von unserer Rasse auf diesem Planeten war. Als ich nach Dylan kam, gab es einen ständigen Zufluß von Einwanderern, und jedes Jahr entstanden mehr Plantagen und mehr Weideland. Jetzt sahen wir zwar ab und zu vereinzeltes Vieh, aber diese Tiere waren völlig verwildert und sehr wachsam, als hätten sie gelernt, sich zu verteidigen, um zu überleben. Wir stellten rasch fest, daß es besser war, sie zu meiden.
    Am zwanzigsten Tag unserer Wanderung trafen wir zum erstenmal auf eine verlassene Siedlung. Weinreben wuchsen wild durcheinander um einen Hügel, und die Trauben hingen halb vertrocknet und dezimiert von Insekten und Vögeln an den Ranken. Obgleich sie halbverdorrt waren und bitter schmeckten, war es Nahrung, und wir aßen uns nicht nur an ihnen satt, sondern flochten aus Blättern, die wir mit Dornen aneinander befestigten, Körbe, um welche davon mitnehmen zu können.
    Der Wein hatte auch die Gebäude überwuchert und halb unter sich begraben. Wir versuchten nicht, hinein zu gelangen. Alles sah so verfallen aus, daß wir nichts mehr finden würden, was uns von Nutzen sein konnte.
    Aber selbst angesichts dieses Beweises des Niedergangs der Zivilisation auf Dylan hielt ich an der Hoffnung fest, daß da noch eine Stadt war, ein Hafen. Wenn wir Tamlin erreichen konnten, dann würden wir auch Menschen finden – wenn auch vielleicht nicht jene, die wir zurückließen – vor wie langer Zeit?
    Je länger unsere Wanderung dauerte, desto mehr verlor Bartare, was immer sie aus jener grauen Welt mitgebracht hatte. Allmählich wurde sie zu einem ganz normalen Kind. Oomark hatte anfangs
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