Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt der grünen Lady

Die Welt der grünen Lady

Titel: Die Welt der grünen Lady
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
hatte, der mir sagen konnte, was geschehen war. Als ich zu den Kindern zurückkehrte, stand Oomark mit tränenüberströmtem und wütendem Gesicht vor seiner Schwester.
    »Du hast es gewußt! Und es ist dir ganz egal!« warf er ihr vor.
    Ich blieb stehen, wo ich war – draußen vor der Tür. Vielleicht würde er eine Antwort erhalten, die sie in meiner Gegenwart nicht geben würde.
    »Sie hat es mir gesagt. Seine Zeit war zu Ende. Und – wir brauchen ihn nicht mehr.«
    »Sie ist böse!« Oomarks gerötetes Gesicht war dicht vor dem blassen Gesicht seiner Schwester. »Und du hörst auf sie, wenn sie dir böse Dinge sagt, böse Dinge …«
    Zum erstenmal sah ich Bartare die Beherrschung verlieren. Sie schlug ihren Bruder so hart ins Gesicht, daß sein Kopf zur Seite flog, und sich ihre Hand auf seiner Wange abzeichnete. »Sei still! Du weißt nicht, was du sagst! Wenn du solche Sachen sagst, kannst du es nur noch schlimmer machen. Sei still, du Dummkopf!«
    Sie wandte sich ab, und er stand da, zitternd und geschlagen. Dicke Tränen rannen ihm über das Gesicht, und als ich in das Zimmer trat, stürzte er zu mir und verbarg wieder sein Gesicht in meiner Tunika. Bartare stand am Fenster, mit dem Rücken zu uns, aber etwas in ihrer Haltung gab mir das eigentümliche Gefühl, daß sie aufmerksam auf etwas lauschte, das für mich unhörbar war.
    Ich hielt es für das Beste, sie eine Zeitlang sich selbst zu überlassen. Das Bruchstück der Unterhaltung, das ich mit angehört hatte, beschäftigte mich sehr. Wer war diese Sie, von der beide gesprochen hatten? Soweit ich wußte, waren die Kinder an Bord des Schiffes und in der kurzen Zeit nach der Landung, bis der Offizier zu uns kam, mit niemandem außer mir und ihrer Mutter in Berührung gekommen. Ich hatte Bartare die Nachricht vom Tod ihres Vaters nicht mitgeteilt, und ihre Mutter mit Gewißheit auch nicht. Wie hatte sie es also erfahren – und von wem? Und dann diese Bemerkung über ihren Vater: »Seine Zeit war abgelaufen. Und wir brauchen ihn nicht mehr.« Ich hätte gern mit jemandem darüber gesprochen und um Rat gefragt.
    Kommandant Piscov, der Offizier, der uns bei der Ankunft begrüßt hatte, kehrte kurz darauf mit seiner Frau zurück, die sich sogleich um die Kinder bemühte, während er mich beiseite zog. Ich erfuhr, daß Konroy Zobak am Vortag ums Leben gekommen war, als sein Flugboot in einen plötzlichen Sturm geriet. Die sofortige Rückkehr seiner Familie nach Chalox war nicht möglich, obgleich das Guskas Wunsch gewesen war, als sie aus ihrer Ohnmacht erwachte. Das Linienschiff, mit dem wir hergekommen waren, befand sich auf einem systemweiten Rundflug, der es erst in einigen Jahren wieder auf unseren Heimatplaneten führen würde.
    Der Kommandant bot uns Unterkunft in seinem eigenen Haus an, aber Guska bestand darauf, wie er mir sagte, in das von ihrem Mann für sie eingerichtete Heim zu ziehen. Ihm gefiel die Situation gar nicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als zuzustimmen. Er bat mich nun, mit ihm in Verbindung zu bleiben und ihn zu Rate zu ziehen, wenn wir irgend etwas benötigen sollten.
    Ich konnte nicht begreifen, warum Guska allein sein wollte, da sie mir weit eher der Typ von Frau zu sein schien, der sich in schwierigen Zeiten körperlich und emotionell sofort auf andere stützt. Der Kommandant beabsichtigte jedoch, für die erste Zeit eine Krankenschwester für sie zu besorgen, und ich war froh, daß ich nicht allein für sie und die Kinder verantwortlich sein mußte.
    Nachdem er mir all das mitgeteilt hatte, musterte Kommandant Piscov mich mit einem durchdringenden Blick.
    »Haben Sie dem kleinen Mädchen von dem Tod ihres Vaters erzählt?« fragte er.
    »Wie hätte ich das können? Ich wußte es doch selbst nicht. Haben Sie vor der Landung eine Nachricht auf das Schiff geschickt?«
    Er schüttelte den Kopf und legte die Stirn in Falten. »Nein, es stimmt – wie hätten Sie es wissen können? Mir selbst wurde das Unglück erst heute morgen gemeldet, nachdem das Flugboot gefunden wurde. Nur wenige wußten davon. Aber woher wußte sie es? Ist sie ein Esper?«
    Das konnte eine Erklärung sein, aber ich hatte noch nie von einem so jungen Esper gehört, der imstande war, solche Kräfte zu verbergen. »Mir wurde davon nichts gesagt, und auf ihrem Diagramm ist auch nichts vermerkt.«
    »Es gibt Fälle, wo solche Kräfte plötzlich durchbrechen«, meinte er nachdenklich. »Ein Schock kann eine schlafende Begabung aktivieren. Ich werde mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher