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Die Welle

Titel: Die Welle
Autoren: Morton Rhue
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liegen, wirst du mit Sicherheit nicht versetzt werden.« Robert sah flüchtig seinen Lehrer an und wandte dann wieder den Blick ab.
    »Hast du mir nichts zu sagen?«, fragte Ben.
    Robert hob die Schultern. »Das ist mir egal«, sagte er. »Wie meinst du das? Es ist dir egal?«, fragte Ben.
    Robert ging ein paar Schritte auf die Tür zu. Ben sah, dass ihm die Fragen unangenehm waren. »Robert?«
    Der Junge blieb stehen, konnte seinen Lehrer aber noch immer nicht anschauen. »Es nützt ja doch nichts«, murmelte er.
    Ben fragte sich, was er sagen sollte. Roberts Fall war nicht leicht:
    Er stand ganz im Schatten eines älteren Bruders, der ein wahrer Musterschüler und der Star der Schule gewesen war. Jeff Billings war immer der Sprecher der anderen gewesen. Jetzt studierte er Medizin. Als Schüler hatte er in allen Fächern die besten Noten gehabt, und im Grunde war er ganz genau der Bursche gewesen, den Ben in seiner eigenen Schulzeit nicht hätte ausstehen können.
    Da Robert einsah, dass er es mit seinem großen Bruder niemals aufnehmen konnte, hatte er beschlossen, es gar nicht erst zu versuchen.
    »Hör zu«, sagte Ben. »Niemand erwartet von dir, dass du ein zweiter Jeff Billings sein sollst!«
    Robert sah Ben flüchtig an und fing dann an, an seinem Daumennagel zu kauen.
    »Wir erwarten von dir nur, dass du dir ein wenig Mühe gibst.«
    »Ich muss jetzt gehen«, sagte Robert und schaute zu Boden. »Sport finde ich gar nicht so wichtig, Robert«, sagte Ben, doch der Junge ging schon langsam zur Tür.

David Collins saß auf dem kleinen Platz vor der Cafeteria. Als Laurie kam, hatte er schon sein halbes Mittagessen hinuntergeschlungen und fing an, sich wieder wie ein normaler Mensch zu fühlen. Er sah zu, wie Laurie ihr Tablett neben das seine stellte und bemerkte zugleich, dass auch Robert Billings auf die Tische im Freien zustrebte.
    »Schau mal«, wisperte er, als Laurie sich setzte. Sie sahen zu, wie Robert mit seinem Tablett aus der Cafeteria trat und nach einem Platz zum Essen Ausschau hielt. Wie üblich hatte er schon mit dem Essen begonnen. Als er jetzt unter der Tür stehen blieb, ragte ihm ein halber Hotdog aus dem Mund.
    Zwei Mädchen aus Ben Ross’ Geschichtskurs saßen an dem Tisch, den Robert wählte. Als er sich setzte, standen beide auf und trugen ihre Tabletts zu einem anderen Tisch. Robert tat so, als habe er es nicht bemerkt.
    David schüttelte den Kopf. »Der Unberührbare der Gordon High School«, murmelte er.
    »Glaubst du, dass mit ihm wirklich etwas nicht in Ordnung ist?«, fragte Laurie.
    »Ich weiß nicht«, antwortete David. »So weit ich mich erinnern kann, war er schon immer ziemlich seltsam. Aber ich wäre wahrscheinlich auch seltsam, wenn man mich so behandeln würde. Man kann es sich kaum vorstellen, dass er und sein Bruder aus ein und derselben Familie stammen.« »Habe ich dir schon einmal erzählt, dass meine Mutterseine Mutter kennt?«, fragte Laurie.
    »Redet seine Mutter manchmal über ihn?«, erkundigte sich David.
    »Nein. Sie hat nur einmal erwähnt, dass er getestet wurde. Er hat einen ganz normalen Intelligenzquotienten. Dumm oder so etwas ist er nicht.«
    »Bloß komisch«, sagte David und wandte sich wieder seinem Essen zu.
    Aber Laurie stocherte nur auf ihrem Teller herum. Sie schien nachdenklich zu sein.
    »Was ist?«, fragte David.
    »Dieser Film«, antwortete Laurie, »der beschäftigt mich wirklich. Dich nicht?«
    David dachte einen Augenblick nach, ehe er antwortete: »Doch, ja, als etwas Entsetzliches, das einmal in der Vergangenheit geschehen ist, beschäftigt es mich schon. Aber das ist lange her, Laurie. Für mich ist das einfach Geschichte. Was damals geschehen ist, kann man heute nicht mehr ändern.«
    »Aber man darf es auch nicht vergessen«, meinte Laurie. Sie nahm einen Bissen von ihrem Hamburger, verzog das Gesicht und hörte auf zu essen.
    »Und man kann sich auch nicht sein Leben lang damit herumschlagen«, sagte David und betrachtete den Hamburger, den Laurie zurückgelegt hatte. »Isst du den noch?« Laurie schüttelte den Kopf. Der Film hatte ihr den Appetit verdorben. »Bediene dich!«
    David verschlang nicht nur ihren Hamburger, sondern auch den Salat, die Pommes frites und das Eis. Laurie schautezwar in seine Richtung, doch sah sie ihn nicht an.
    »Das war gut!«, sagte David und wischte sich die Lippen mit der Serviette.
    »Möchtest du noch etwas?«, fragte Laurie. »Also, wenn ich ehrlich sein soll ...«
    »He, ist der Platz besetzt?«,
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