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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai
Autoren: Corinne Hofmann
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versuche ich zu verbergen. Ich will Sabine den Abschied nicht vermiesen und andererseits auch keine Auseinandersetzung mit meinem Mann. Auch er war damals sicher glücklicher als jetzt.
    Meine Schwester kommt wieder an den Tisch zurück und merkt sofort, daß es mir nicht gut geht. Ich eile zur Toilette. Als ich mein Gesicht kalt abwasche, steht sie neben mir und nimmt mich in die Arme. Schweigend stehen wir einfach da. Dann steckt sie mir eine Zigarette zu und sagt, ich solle sie später gemütlich rauchen. Es täte mir sicher gut, denn sie sei mit Marihuana gemischt. Falls ich mehr benötige, sollte ich mich nur an Edy wenden.
    Wir kehren an den Tisch zurück, und Lketinga fordert Sabine zum Tanz auf. Während sie tanzen, fragt Edy, ob ich mit Lketinga Probleme habe. »Manchmal schon«, ist meine kurze Antwort. Edy möchte ebenfalls tanzen, doch ich lehne ab. Kurze Zeit später brechen Lketinga und ich auf, da ich Napirai zum ersten Mal bei Priscilla gelassen habe und unruhig bin. Ich verabschiede mich von Sabine und wünsche ihr eine gute Heimreise.
    Im Dunkeln stapfen wir zum Village. Schon von weitem höre ich mein Mädchen, doch Priscilla beruhigt mich, da Napirai gerade erst aufgewacht ist und natürlich die gewohnte Brust vermißt. Während Lketinga sich mit Priscilla unterhält, gehe ich in unser Zimmer. Als Napirai wieder schläft, setze ich mich draußen in die schwüle Nachtluft, zünde den Joint an und ziehe gierig den Rauch in die Lungen. Gerade als ich den Rest auslösche, kommt Lketinga, und ich hoffe, daß er den Geruch nicht wahrnimmt.
    Ich fühle mich freier und besser und schmunzle vor mich hin. Als sich alles in meinem Kopf dreht, lege ich mich aufs Bett. Lketinga merkt, daß ich verändert bin, doch ich erkläre es mit dem ungewohnten Alkohol. Heute fällt es mir nicht schwer, meine Ehepflicht zu erfüllen. Selbst Lketinga ist erstaunt über meine Bereitschaft.
    In der Nacht erwache ich, weil meine Blase drückt. Ich schleiche hinaus und erledige es gleich hinter dem Häuschen, da die Plumpsklos zu weit weg sind und mein Kopf noch schwirrt. Als ich zurück in unser großes Bett steige, fragt mein Mann in die Dunkelheit, woher ich komme. Erschrocken erkläre ich ihm den Grund. Er steht auf, nimmt die Taschenlampe und verlangt von mir, ihm die Stelle zu zeigen. In meinem anhaltenden »Flash« muß ich lachen, mir kommt alles sehr komisch vor. Lketinga jedoch schließt aus meiner Fröhlichkeit, daß ich mich mit jemandem verabredet hatte. Ich kann das nicht ernst nehmen und zeige ihm den nassen Ring am Boden. Schweigend gehen wir wieder schlafen.
    Am Morgen brummt mein Kopf, und das volle Elend kehrt zurück. Nach dem Frühstück fahren wir zum Laden, und William ist zum ersten Mal nicht auffindbar. Doch als wir beim Laden vorfahren, steht er bereits da. Natürlich geht es mich nichts an, und so frage ich auch nicht, wo er war. Er ist nervös und zurückhaltender als sonst. Heute läuft nicht sehr viel, und nach Ladenschluß fällt mir auf, daß tatsächlich jemand Geld aus meiner Tasche genommen hat. Aber was soll ich tun? Immer öfter beobachte ich William und meinen Mann, sofern er anwesend ist. Mir fällt nichts auf, und dem Kindermädchen traue ich es schon gar nicht zu.
    Als ich vom Waschen komme, sitzt Priscilla bei uns und spricht mit Lketinga. Sie erzählt, William gebe jeden Abend in Ukunda viel Geld aus. Wir sollten besser aufpassen, sie kann sich nicht erklären, woher er das viele Geld hat. Mir ist unwohl bei dem Gedanken, daß mir Geld gestohlen wurde, doch ich behalte es für mich und nehme mir vor, mit William unter vier Augen zu sprechen. Mein Mann würde ihn sofort entlassen, und dann bliebe mir die ganze Arbeit. Bis jetzt war ich ja sehr zufrieden mit ihm.
    Tags darauf kommt er wieder direkt von Ukunda zur Arbeit. Lketinga stellt ihn zur Rede, aber er bestreitet alles. Als die ersten Touristen kommen, arbeitet William wie gewohnt weiter. Mein Mann fährt nach Ukunda. Ich nehme an, er will sich umhören, wo William gewesen ist.
    Als ich mit William allein bin, sage ich ihm auf den Kopf zu, ich wisse, daß er mir Geld gestohlen hat und zwar täglich. Lketinga werde ich nichts erzählen, wenn er verspricht, in Zukunft seriös zu arbeiten. Dann werde ich ihn auch nicht entlassen. Sobald in zwei Monaten die Hochsaison beginnt, bekomme er auch mehr Lohn. Er schaut mich an und sagt nichts. Ich bin mir sicher, daß es ihm leid tut und daß er nur gestohlen hat, um sich für die schlechte
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