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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai
Autoren: Corinne Hofmann
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Nachtleben genießen. Mir schwant nichts Gutes beim Anblick der beiden, obwohl ich Edy gut leiden kann. Die meiste Zeit hängen sie am Pool herum, der zur Anlage gehört.
    Ich arbeite im Shop und sehe meine Schwester selten, sie ist mit Edy viel unterwegs. Ab und zu treffe ich sie in unserem Village zum Chai. Natürlich will sie mit mir in die Disco, doch wegen Napirai geht das nicht. Außerdem gäbe es große Probleme, wenn Lketinga wieder erscheint. Meine Schwester kann mich nicht verstehen, weil ich immer ein so selbständiger Mensch war. Aber sie hat ja meinen Mann noch nicht kennengelernt.

Bittere Enttäuschung
    Acht Tage später ist es soweit. William und ich sind im Laden. Es ist drückend heiß, und deshalb ist nicht viel los. Dennoch können wir zufrieden sein mit unserem Umsatz, von dem Sophia im Moment nur träumen kann. Ich sitze auf der Eingangsstufe zum Shop, und Napirai trinkt trotz ihrer dreizehn Monate zufrieden an meiner Brust, als plötzlich ein großer Mann hinter dem Inderladen hervortritt und auf uns zukommt.
    Ein paar Sekunden brauche ich, bevor ich Lketinga erkenne. Ich warte auf ein freudiges Gefühl in mir, aber ich bleibe wie erstarrt. Sein Anblick verwirrt mich. Seine langen, roten Haare hat er kurz geschoren, einiges vom Kopfschmuck fehlt. Dies könnte ich noch akzeptieren, doch seine Kleidung sieht lächerlich aus. Er trägt ein altmodisches Hemd und dunkelrote Jeans, die viel zu eng und zu kurz sind. Seine Füße stecken in billigen Plastikhalbschuhen, und sein sonst schwebender Gang wirkt hölzern und steif. »Corinne, why you not tell me hello? You are not happy I’m here?« Erst jetzt wird mir bewußt, wie ich ihn angestarrt haben muß. Um Fassung zu gewinnen, nehme ich Napirai und zeige ihr den Papa. Freudig nimmt er sie entgegen. Auch sie scheint verunsichert zu sein, denn sie will sofort runter und zu mir zurück.
    Er betritt den Shop und untersucht alles. Bei den neuen Massai-Gürteln will er wissen, von wem ich sie habe. »Von Priscilla«, ist meine Antwort. Er räumt sie weg und will sie ihr später zurückgeben, von ihr will er nichts in Kommission verkaufen. Mein Ärger wächst, und augenblicklich bekomme ich Magenkrämpfe. »Corinne, where is your sister?« »I don’t know. Maybe in the hotel«, antworte ich kurz. Er verlangt den Autoschlüssel und will sie besuchen, obwohl er nicht einmal weiß, wie sie aussieht.
    Eine Stunde später ist er zurück, er hat sie natürlich nicht gefunden. Statt dessen hat er in Ukunda Miraa gekauft. Er setzt sich vor den Eingang und beginnt zu kauen. Nach kurzer Zeit liegen überall Blätter und abgenagte Stengel herum. Ich schlage ihm vor, woanders sein Kraut zu essen, was er so interpretiert, daß ich ihn loswerden will. William fragt er gründlich aus.
    Von Zuhause und James erfahre ich wenig. Er hat nur die Beschneidung abgewartet und das Fest frühzeitig verlassen. Vorsichtig frage ich nach, wo seine Kangas sind und warum er seine Haare abgeschnitten hat. Die Kangas sind in der Tasche, ebenso seine Haarpracht. Er gehöre jetzt nicht mehr zu den Kriegern und brauche deshalb keine Kangas mehr.
    Ich gebe zu bedenken, daß die meisten Massai in Mombasa noch ihre traditionelle Kleidung, ihren Schmuck und lange Haare tragen und dies für unser Geschäft auch besser sei, woraus er schließt, daß mir alle anderen besser gefallen. Dabei wünsche ich mir nur, daß er wenigstens Hemd und Jeans wieder gegen die Kangas tauscht, da diese einfache Kleidung ihm viel besser steht. Aber ich gebe es vorläufig auf.
    Als wir nach Hause kommen, sitzt Sabine mit Edy bei den anderen Kriegern nebenan vor der Hütte. Ich stelle sie meinem Mann vor. Freudig begrüßt er sie. Sabine schaut etwas überrascht zu mir. Natürlich wundert sie sich ebenfalls über seine Aufmachung. Lketinga hingegen hat sich wohl noch keine Gedanken gemacht, warum Sabine hier sitzt.
    Eine halbe Stunde später möchte sie zurück zum Hotel wegen des Abendessens. Es ist für mich die einzige Gelegenheit, mit ihr ein paar Worte zu wechseln, und so schlage ich Lketinga vor, daß ich sie schnell zum Hotel fahre, während er zehn Minuten Napirai hütet. Das kommt für ihn jedoch nicht in Frage, er will sie zum Hotel fahren. Meine Schwester starrt mich erschrocken an, und gibt mir in Schweizerdeutsch zu verstehen, daß sie auf keinen Fall in den Wagen steigt, wenn er fährt. Sie kenne ihn überhaupt nicht, und er sehe nicht aus, als beherrsche er ein Fahrzeug. Ich weiß nicht, was ich
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