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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)
Autoren: Frank Wittig
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und so ist es wahrscheinlich, dass es Patienten bei mildem Hochdruck mit einer medikamentösen Behandlung schlechter geht als ohne.
    Vielleicht noch ein paar Worte zur Relevanz dieses Themas. Die im Laufe der Jahrzehnte immer weiter nach unten korrigierten Normwerte haben – ähnlich wie beim Cholesterin – Millionen Deutsche zu Bluthochdruckkranken gemacht. Beinahe jeder zweite Deutsche leidet nach diesen Grenzwerten an Bluthochdruck! Bluthochdruck ist der häufigste Grund für eine Beratung in einer allgemeinmedizinischen Praxis und die meisten der angeblichen Bluthochdruckpatienten sind Menschen mit mildem Bluthochdruck. Aber auch die müssen natürlich regelmäßig bei ihrem Arzt erscheinen, denn sie haben ja angeblich einen Risikofaktor. Und den muss man immer wieder überprüfen. Das generiert tüchtig viele Arztkontakte. Für die Behandlung des Hochdrucks geben wir in Deutschland etwa 10 Milliarden Euro im Jahr aus. Vorsichtig geschätzt, ein Drittel davon sinnlos für »Patienten«, die keine sind.
Das Milliarden-Euro-Spiel mit den Grenzwerten
    Der amerikanische Arzt und Autor Gilbert Welch hat in seinem Buch Overdiagnosed 79 aufgelistet, wie viele neue Patienten die jeweils letzten Grenzwertabsenkungen bei Hochdruck und Cholesterin in den USA erzeugt haben. Neue Patienten für die Ärzte und vor allem massenhaft neue Kundschaft für die Pharmaindustrie: Die Senkung des oberen Normwertes für Bluthochdruck von 160/100 (der nach der aktuellen Cochrane-Studie nicht zu hoch lag) auf 140/90 ließ die Patientenzahl um 35 Prozent oder um 13 490 000 neue Bluthochdruckpatienten ansteigen. Das hat sich gelohnt! Es wird aber beim Cholesterin noch einmal deutlich getoppt: Die Senkung des alten oberen Normwerts von 240 mg/dl auf 200 hat die Patientenzahl um sagenhafte 86 Prozent und um absolute 42 647 000 neue Kunden für Statine & Co. erhöht. Das sind die Zahlen aus den USA. Aber auch bei uns geht es um Millionen von neuen Patienten.
    Die entsprechenden medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland vollziehen solche Zahlenspiele, die oft in den Vereinigten Staaten vorexerziert werden, nur zu gerne nach – und »korrigieren« die Grenzwerte in ihren Leitlinien nach unten. Das ist ja auch zu verlockend: Wenn ich mit solch einem Geniestreich über Nacht Millionen neue Patienten in meinem Verantwortungsbereich habe, wächst meine Wichtigkeit erheblich. Und das verkauft man den Ärzten und »Patienten« dann als besonders verantwortungsvoll. Als die beste mögliche Vorsorge. Das ist monströs. Und das ist mafiös.

9. Wem können Sie trauen, was können Sie tun?
Informationen zu Wirkstoffen und Pharmazeutika
    Unter anderem im Kapitel über Vitamine haben wir gesehen, mit wie viel Hingabe hier falsche Informationen auf breiter Front »unters Volk« gestreut werden. Die Marketingbudgets der Pharmaindustrie sind gigantisch. Wo also kann man sicher sein, »saubere« Informationen zu bekommen? Zum Glück gibt es einige Quellen, denen Sie vertrauen können. Aber zuerst möchte ich ein paar Institutionen nennen, von denen Sie in der Regel keine objektiven Angaben zu medizinischen Sachverhalten beziehen können.
    Patientenverbände sind meistens von den Herstellern der entsprechenden Medikamente unterwandert. Wäre das nicht so, würden die Marketingabteilungen dieser Firmen einen richtig schlechten Job machen. So billig kommen sie sonst nicht an ihre Zielgruppe heran. Und es erscheint auch noch so generös: finanzielle Unterstützung von der großen Pharmafirma fürs Büro oder den Server, mit dem Patienteninformationen online gestellt werden. Und natürlich wird die »fachliche Expertise« auch gleich kostenlos angeboten. Na klar: Wo gibt es mehr spezifischen Sachverstand als beim Hersteller der Medikamente, die ich nehmen muss? Ein klasse Paket! Da kann der arme Betroffenenverband kaum widerstehen. Objektive Informationen oder gar eine kritische Haltung gegenüber den Produkten der Sponsoren werden Sie hier nicht erwarten dürfen.
    Sich Informationen aus den zahlreichen Gesundheitsportalen im Internet zu holen ist ebenso keine gute Idee: Praktisch alle diese Portale sind werbefinanziert oder sogar direkte Marketingplattformen der Hersteller. Viele dieser Seiten sind aufwendig gemacht und bieten streckenweise auch hochwertige Informationen. Aber Sie werden dort keine Aussagen finden, die sich gegen die Interessen der Hersteller richten. Logischerweise müssen aber die Informationen, die Sie vor einer Überbehandlung
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